Die Fähre stößt an Grenzen

Kantonsratspräsident Felix Bischofberger und die Tourismuskommission Thal haben die Idee eines Fährbetriebs von Altenrhein nach Gaissau vorgestellt. In Österreich sind Bürgermeister und Naturschützer aber nicht begeistert.

Es ist ein neues Projekt, das Grenzen überschreiten soll – auch die Grenze zwischen der Schweiz und Österreich: ein Fährbetrieb für Fußgänger und Radfahrer von Altenrhein nach Gaissau. Entwickelt hat diese Idee Kantonsratspräsident Felix Bischofberger aus Altenrhein zusammen mit Vertretern der Tourismuskommission Thal.

Zugute kommen soll sie Radfahrern und Fußgängern, die von Altenrhein zum Radweg beim Naturschutzgebiet Rheinholz auf der österreichischen Seite gelangen wollen. «Immer wieder sind Touristen und Einheimische mit dem Problem konfrontiert, dass sie zuerst nach Rheineck fahren müssen und dann auf der österreichischen Seite wieder dem Alten Rhein entlang zurück», sagt Felix Bischofberger. «Ein Fährbetrieb auf dem Alten Rhein könnte den Weg abkürzen.»

Von Mai bis September

Die Fähre würde laut Projektbeschrieb von Mai bis September auf dem Alten Rhein verkehren. Finanziert würde der Betrieb durch den Fahrpreis und das damit verbundene Sponsoring. Mitinitiant Felix Bischofberger betont, dass die Fähre keine Konkurrenz für den Kurs Rorschach–Altenrhein–Rheineck der Schweizerischen Bodensee Schifffahrt darstelle. «Die Fähre dient lediglich als Abkürzung für Radfahrer und Fußgänger.»

Auf Höhe Alter Zoll in der Nähe des Altenrheiner Campings Idyll könnte die Belade- und Entladestation sein, sagt Felix Bischofberger. Er weist schräg vis à vis auf die andere Seite des Alten Rheins, wo ein möglicher Standort für die österreichische Station wäre. «Die Zufahrt wäre nicht direkt im Naturschutzgebiet.»

Erste Gespräche mit Vertretern des Rheinunternehmens und mit dem Thaler Gemeindepräsidenten Robert Raths seien positiv verlaufen, sagt Felix Bischofberger. Der Kantonsratspräsident hat sein grenzüberschreitendes Projekt auch an der Parlamentarier-Konferenz Bodensee präsentiert. «Die Idee wurde grundsätzlich gut aufgenommen», berichtet er.

«Massiver Eingriff»

Auf österreichischer Seite des Alten Rheins stößt die Idee eines Fährbetriebs allerdings auf wenig Gegenliebe. «Aus unserer Sicht hat das Projekt keine Chance auf Erfolg», sagt Reinhold Eberle, Bürgermeister von Gaissau. Den größten Konflikt sehe er bezüglich Naturschutz. «Die Fähre und der damit verbundene Besucherstrom wären ein massiver Eingriff in das Naturschutzgebiet Rheinholz», sagt er.

«Mitten im Nirgendwo»

Auch Walter Niederer vom Naturschutzverein Rheindelta räumt dem Projekt «wenig bis keine Chancen» ein. Grundsätzlich begrüße er eine Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinweg. Doch eine Fähre, die Altenrhein mit Gaissau verbindet, würde der österreichischen Seite mehr Nachteile als Vorteile bringen. «Die geplante Anlegestelle wäre bei uns mitten im Nirgendwo.»

Walter Niederer spricht die zusätzlichen Radfahrer und Fußgänger an: «Für den Besucherstrom müssten neue Infrastrukturen wie Toiletten erstellt werden», sagt er. «Das wäre negativ für das Naturschutzgebiet Rheinholz.»

Reinhold Eberle ergänzt, dass aus seiner Sicht auch wirtschaftliche Gründe gegen einen Fährbetrieb sprechen würden. Beim Zoll, wo der Radweg heute von Rheineck über eine Brücke nach Gaissau führt, profitiert die Gaissauer Gastronomie von dem Besucherstrom. «Ein Fährbetrieb im Rheinholz würde unser Zentrum schwächen», sagt der Bürgermeister.

Könnte sich die Tourismuskommission Thal die Station der Fähre an einem anderen Standort weiter in Richtung Rheineck vorstellen? «Die Einstiegsmöglichkeit auf der Schweizer Seite sollte im Bereich zwischen dem Alten Zoll und der Abwasserreinigungsanlage liegen», sagt Felix Bischofberger. «Ansonsten lohnt sich die Abkürzung für Radfahrer nicht wirklich.»

Idee nicht aufgeben

Ohne das Einverständnis von österreichischer Seite lässt sich ein Fährbetrieb zwischen Altenrhein und Gaissau nicht verwirklichen. Die Tourismuskommission Thal will ihre Idee trotzdem nicht in einer Schublade verschwinden lassen. «Das Feedback aus der Bevölkerung ist sehr positiv», begründet Felix Bischofberger. Ziel sei es nun, bis Mitte Jahr einen Businessplan zu erstellen, der als neue Diskussionsgrundlage gelten soll.

(Lea Müller/St. Galler Tagblatt v. 12.01.13)

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