Kieshaufen am Hafen verschwinden

Seit fast hundert Jahren wird in Arbon Kies umgeschlagen – am derzeitigen Standort Hafendamm seit 1971. Aus touristischer Sicht waren die Kiesberge und Sandhaufen in der öffentlichen Hafenzone keine Augenweide. In den nächsten Wochen werden sie aus dem Ortsbild verschwinden.

Einvernehmlich verständigt darauf haben sich die Stadt und die Hans Kugler AG als Betreiberin und Kiesbewirtschafterin. Die Pacht läuft per 31. Dezember aus. Die Firma Kugler macht den Weg frei für eine Neunutzung des Hafendamms und hat den Vertrag auf diesen Zeitpunkt hin aufgekündigt. Entschieden hat dies die Kugler AG bereits im Sommer.

«Privilegierte Erholungslage»

Zum einen aus wirtschaftlichen Überlegungen – zum andern, weil die Stadt schon länger eine Freizeitnutzung anstrebt.

Im Zuge der Erweiterung des Schlosshafens, die mit einer Sanierung einhergeht, wuchs der Druck, auch den Hafendamm «an dieser privilegierten Erholungslage» (Stadtammann Martin Klöti) gestalterisch aufzupeppen. Der neue Schlosshafen wird im Mai 2010 in Betrieb gehen.

Lagerplatz künftig in Steinach

Die Familie Kugler – Vreni und Sohn Thomas Kugler führen den Betrieb in vierter beziehungsweise fünfter Generation – wird den Lagerplatz nach Steinach verlegen, wie die Stadt mitteilt. Die Baumaterialien werden künftig auf dem ehemaligen NAW-Areal auf Steinacher Boden gelagert – in kleinerem Umfange, wie es heißt. Der Firmensitz verbleibe aber in Arbon: an der Hafenstrasse 10. Dort ist 2005 die stattliche Liegenschaft zu einem Bijou renoviert worden. Der Kieshandel hat zunehmend an Stellenwert verloren und ist heute längst nicht mehr das Kerngeschäft der alteingesessenen Arboner Firma. Ihre Haupttätigkeit liegt im Transportwesen, in der Kehrichtabfuhr sowie im Muldenservice für die Entsorgung verschiedener Materialien. Vorerst gibt es beim Arboner Hafendamm eine Zwischenlösung.

Provisorium als erster Schritt

Wenn die Kieshaufen abgeführt sein werden, wird das bisherige Lagergelände plan gemacht und werden die Betonumfriedungen abgebrochen. «Es wird technisch instand gestellt. Wasser und Strom kommen unter den Boden. Das Areal wird mit einem provisorischen Belag versehen, aber noch nicht mit gestalterischen Elementen oder Sitzbänken. Es wird auch kein Baum gefällt und keiner neu gepflanzt», macht Klöti deutlich, dass es sich bei diesen Maßnahmen erst um einen ersten Schritt zu einer einladenden Neugestaltung handelt.

Zuerst «Nutzungsplanung Quai»

Noch gibt es nämlich weder konkrete Vorstellungen noch gar Pläne. Gestaltungsvarianten werde dann erst die so genannte Nutzungsplanung aufzeigen. Diese sei derzeit über den ganzen Arboner Seequai im Gange. Klöti zufolge wird sie Ende 2010 abgeschlossen sein. Auf dieser Basis könnte dann 2011ein Wettbewerb über das Teilgebiet Hafendamm lanciert werden und dieser dann 2012 gestaltet werden – und zwar verkehrsfrei. «Der Zonenplan gibt uns dazu allerdings einen geringen Spielraum», räumt Klöti ein.

Das zeigte sich schon vorgängig der Aufstockung des Hafengebäudes, als von dritter Seite die Überbauung des Damms als Idee ins Spiel gebracht worden war. Das Departement Bau und Umwelt des Kantons Thurgau hatte damals prophylaktisch schon mal abgewinkt.

In Parkhaus konzentrieren

Bis auf Kurzzeitparkierer sollen 2012 die Autos vom Hafendamm verbannt und die Parkfelder dort aufgehoben werden. Ebenso diejenigen beim Adolph-Saurer-Quai. Die Parkplätze sollen künftig konzentriert werden in einem bewirtschafteten dreistöckigen Parkhaus beim Engelplatz zwischen Bahnhofstrasse und Jakob-Züllig-Park. Zwei Parkebenen sind über Terrain, eines unterirdisch vorgesehen. Ein Projektwettbewerb dazu ist vor drei Wochen ausgeschrieben worden. Klöti: «Wir werden dann dort künftig insgesamt etwas mehr Parkplätze zur Verfügung haben, als das heutige Angebot am Quai mit Hafendamm ausmacht.»

(Max Eichenberger/St. Galler Tagblatt v. 23.12.09)

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