Seegrasrasenmäher putzt Hafen und Kleinen See

Seit drei Tagen wird saubergemacht. Im Hafen und im Kleinen See. Der einzige Seegrasrasenmäher des Bodensees hat bis gestern allein 30 Kubikmeter Seegras aus dem Hafenbecken gefischt. Im Kleinen See wird es bis Freitag voraussichtlich noch mehr werden.

Seekuh heißt der riesige Rasenmäher, der in diesen Tagen auf den Lindauer Wasserflächen unterwegs ist. Und zwar heißt diese Seekuh wirklich so, der Name steht in dicken schwarzen Buchstaben auf der Seite des Arbeitsschiffs, und ist nicht nur ein Spitzname, wie der des Arbeitsbootes der Seemeisterstelle Lindau, das offiziell Claudia heißt. Diese Seekuh also kommt aus Konstanz, genauer gesagt aus Moos, wo sie sonst mit ihren Freundinnen auf der Weide liegt und gemütlich Seegras wiederkäut. Sie gehört dem Regierungspräsidium Freiburg, der oberste Seekuhhirte heißt Helmut Brütsch, und der hat sie in fünfeinhalbstündiger Fahrt von Konstanz nach Lindau geritten.

Und hier macht sie seit vorgestern sauber. Am Dienstag und gestern Vormittag war sie unter den Augen zahlreicher Neugieriger im Hafen unterwegs und fraß Seegras . Dazu senkt sie ihr 1,40 Meter breites Maul ins Wasser. Diesem Maul sollte man nicht zu nahe kommen, denn es ist rechts, links und auf der Unterseite mit scharfen Zahnreihen versehen, die die Seekuh nach Art einer Heckenschere hungrig fletscht.

Einen gewaltigen Hunger entwickelt diese Kuh. Acht Kubikmeter Seegras passen in ihren fast fünf Meter langen Magen, und um den zu füllen, braucht sie im Hafenbecken nicht lange. Eine gute Stunde ist Helmut Brütsch mit seiner Arbeitskuh und seinen Mitarbeitern unterwegs, bis der Magen voll ist. Dann geht's ans Hafeneck, wo ein Mitarbeiter des Lindauer Bauhofs wartet, um die Kuh zu melken. Sie spuckt die Grasballen aus, garniert mit diversen Treibhölzern, leeren Flaschen, einem Tennisball und sogar einem einzelnen alten Schuh.

Was alles aus dem See kommt

Brütsch berichtet, dass die Kuh in ihrem achtjährigen Leben schon einiges zu sich genommen habe, was man zumindest auf den ersten Blick im See nicht erwartet. Ein Fahrrad zum Beispiel oder diverse Einkaufswagen, aber wirklich unangenehme Sachen wie zum Beispiel Wasserleichen habe seine Kuh bislang zum Glück noch nicht ans Tageslicht gebracht. 30 Kubikmeter hat die Kuh allein aus dem Hafenbecken gefressen. Im Kleinen See wird voraussichtlich noch mehr zusammenkommen.

Finanziert wird die Hafenputzete übrigens von Lindau und den BSB, die bekanntlich Konstanz gehören, gemeinsam. Wie Bauhofchef Danny Hemkens sagt, soll das auch durchaus ein Signal in Richtung Konstanz sein, dass Lindau für seinen Hafen Verantwortung übernehme. Obwohl die Einnahmen für die Bootsliegeplätze, die jetzt natürlich schöner als vorher seien, noch immer nach Konstanz flössen.

(Lindauer Zeitung v. 14.08.08)

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