Rückschlag für Bodenseeflotte

Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS) beförderte im letzten Jahr 7 Prozent mehr Passagiere. Trotzdem schloss die Rechnung mit einem unerwarteten Verlust von 800.000 Franken ab.

Seit zwei Jahren hat eine private Investorengruppe das Sagen bei der SBS. Im letzten Jahr hätte die Flotte bereits in die Gewinnzone fahren sollen. Die neuen Besitzer budgetierten für 2008 ein Plus von 200.000 Franken. Geld zu verdienen schien möglich. «Ich bin sehr befriedigt, dass wir schon so weit sind», gab sich Verwaltungsratspräsident Hermann Hess vor einem Jahr bei der Präsentation der Zahlen zuversichtlich.

Ziel wurde weit verfehlt

Doch es kam ganz anders. Die Rechnung 2008 schließt mit einem Verlust von 800.000 Franken. Damit wurde nicht nur das Ziel weit verfehlt, das Ergebnis ist auch viel schlechter als in den beiden Vorjahren mit einem Minus von 300.000 (2006) beziehungsweise 400.000 Franken (2007).

Teurer Treibstoff

Gründe für den negativen Abschluss gibt es gemäß Hess verschiedene. Der Treibstoff habe wegen des hohen Preises mehrere Hunderttausend Franken mehr gekostet als budgetiert. Hoch seien auch die Unterhaltskosten für die Fähre «Romanshorn» gewesen. Dazu kamen Investitionen in ein neues Kassensystem sowie Ausgaben für Projekte. Zu Buche geschlagen haben überdies personelle Probleme, die gemäß Hess zu «unvermeidlichen Doppelbesetzungen» führten. Der Geschäftsführer etwa wurde nach nur vier Monaten im Amt per Ende Mai freigestellt. «Wir hatten eine Führungskrise», will Hess nichts schönreden. So bemerkte der Verwaltungsrat erst spät, dass die Kosten aus dem Ruder laufen. Zudem gelang es nicht wie geplant, den Umsatz zu steigern. Er stagnierte bei gegen 12 Millionen Franken.

Dabei lief das Geschäft gar nicht schlecht. Die Zahl der Passagiere stieg um 7 Prozent. Bei den Kursfahrten und dem neuen Querverkehr inklusive Ausflugsverkehr waren es sogar 20 Prozent mehr. Das Problem: Ausbezahlt hat sich die positive Frequenzentwicklung praktisch nicht. Teilweise stiegen deutsche Passagiere mit deutschen Billetten zu, für deren Transport die SBS aber nichts rückvergütet bekam, da es keine Vereinbarung gab. Das soll sich in diesem Jahr ändern.

Hafencenter geplant

Um die Rechnung wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sind auf die neue Saison hin die Preise um durchschnittlich 5 Prozent angehoben worden. Zudem werde es die eine oder andere Entlassung geben, kündigt Hess an. Ziel aller Maßnahmen sei ein «mindestens ausgeglichenes Gruppenergebnis mit stark positivem Cashflow». Die künftigen Investitionen müssten gedeckt werden.

Allein der Umbau der ehemaligen Transitpost in Romanshorn zu einem SBS-Hafencenter mit Büros, einem Informationsraum und einem Gastrobereich wird einige Millionen kosten. Das Baugesuch soll noch dieses Jahr aufgelegt werden. Wird es bewilligt, passiert möglicherweise zuerst einmal nichts. Zuerst müssten die offenen Fragen zum Verpflegungskonzept geklärt werden, sagt Hess. Die heutige Lösung sei unbefriedigend. Früher oder später werde das Projekt aber realisiert. «Wir haben bereits verschiedene Mietinteressenten», sagt Hess.

Noch diesen Monat April fertig wird der Bau von 70 neuen Hafenplätzen in Romanshorn, von denen 50 bereits vermietet sind.

Werftkonzept im Gespräch

Hess will die Zusammenarbeit mit den anderen Schifffahrtsgesellschaften am Bodensee vorantreiben. Im Gespräch ist ein gemeinsames Werftkonzept. Danach bleibt die Werft in Romanshorn so, wie sie ist, oder sie wird ausgebaut.

Benno Gmür führt Geschäfte

Seit dem 23. März ist Benno Gmür aus Kreuzlingen neuer Geschäftsführer der SBS-Gruppe. Er verstehe etwas von Unternehmensführung und Gastronomie und habe Erfahrung im Krisenmanagement, sagt SBS-Verwaltungsratspräsident Hermann Hess. Sein Vorgänger Robert Vasak bleibt im SBS-Verwaltungsrat.

(Markus Schoch/St. Galler Tagblatt v. 01.04.09)

 

Werften vor Strukturwandel

Er gehe davon aus, dass Ende dieses Jahres Lösungsvorschläge zum Thema „Schiffswerften am Bodensee“ auf dem Tisch lägen. Das hat gestern bei einem Treffen der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für Bodensee und Rhein (VSU), Vorsitzender Kuno Werner von den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB) in Romanshorn erklärt. Bei der Konferenz wurde auch das Programm 2009 vorgestellt.

Kuno Werner, der auch kaufmännischer Geschäftsführer der BSB ist, sagte, es sei wichtig, dass sich die Schifffahrtsunternehmen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz Gedanken über die Zukunft der Werften machten, um Kosten reduzieren zu können, die Kapazitäten seien zu groß.

„Wir haben keine einfachen Aufgaben vor uns, denn wir können ja die Hauptwerft in Friedrichshafen am Hinteren Hafen einfach nicht so an die Stadt abgeben. Wir brauchen einen Schulterschluss“, meinte Kuno Werner. Hermann Hess, Präsident des Verwaltungsrats der SBS Schifffahrt AG in Romanshorn, betonte dazu, die Werft in Romanshorn stehe nicht zur Diskussion. Es gehe darum, sie auf dem jetzigen Stand beizubehalten oder auszubauen. „Aber wir sind erst am Anfang der Gespräche und Untersuchungen, die heute beginnen. Dieser Prozess wird nicht ganz einfach sein“, gab Hess zu. Denkbar sei auch, so hieß es von anderer Seite, die Bodan-Werft in Kressbronn auch mit ins Kalkül einzubeziehen.

Jörg Handreke, technischer Geschäftsführer bei den BSB, die in Konstanz beheimatet sind, wies in der Konferenz darauf hin, dass die 14 Schiffe seiner Gesellschaft 2008 rund 2,3 Millionen Fahrgäste an Bord hatten: „Wir haben eine Saison mit stark schwankenden Wetterbedingungen erlebt, die unsere Frequenzen erheblich beeinflusst haben. Insgesamt sind wir mit einem Umsatzplus von zwei Prozent zufrieden. Im Geschäftsbereich Bodenseefähre Friedrichshafen-Romanshorn konnte der Umsatz um vier Prozent erhöht werden.“ Die Fähren beförderten 557.000 Personen, 50.300 Fahrräder, 64.000 Pkw und 9.000 Lkw, durch die wirtschaftliche Lage bedingt allerdings ein Einbruch von neun Prozent.

An Neuigkeiten nannte Kuno Werner für die VSU im Fahrplan 2009 den Wegfall des Querverkehrs Friedrichshafen-Rorschach, stattdessen gibt es eine neue Anbindung des Längsverkehrs von Friedrichshafen über Wasserburg nach Rorschach. In der Vor- und Nachsaison ist ein zusätzlicher Kurs vormittags von Friedrichshafen zur Mainau vorgesehen, in der Hauptsaison ein zusätzlicher Kurs vormittags von Friedrichshafen nach Konstanz. Neu ist in der Hauptsaison eine Ausflugsmöglichkeit morgens von Friedrichshafen, Immenstaad und Hagnau nach Stein am Rhein.

„In diesem Jahr wird Langenargen neu täglich zweimal im Kurs angefahren. Einerseits sollen so mehr Tagestouristen aus der Schweiz nach Langenargen gebracht werden, anderseits sollen so auch mehr Deutsche die Möglichkeit haben, in die Schweiz zu kommen“, gab Werner bekannt.

Die 38. internationale Flottensternfahrt veranstalten die VSU am 25. April. 2009 wäre Lennart Bernadotte 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass geht es in diesem Jahr zur Blumeninsel Mainau. Dort wird Gräfin Bettina Bernadotte die Kapitäne und Gäste im Schlosshof begrüßen. Bevor es in die Heimathäfen zurückgeht, bilden die sieben teilnehmenden Schiffe vor der Mainau einen Stern.

(Südkurier v. 31.03.09)

 

Weiße Flotte startet in die neue Saison

Mit «verhaltenem Optimismus» starten die 32 Ausflugsschiffe der Weißen Flotte vom Bodensee am Sonntag, 5. April, in die Saison 2009.

Ob der Optimismus weiter anhalten wird und ob die gerade wegen der Wirtschaftskrise erwarteten Tagestouristen tatsächlich an den Bodensee kommen, um ihr Geld in heimischen Gefilden auszugeben, werde sich allerdings erst nach dem Saisonstart zeigen, so die Verantwortlichen an der gestrigen Pressekonferenz der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für Bodensee und Rhein. Vor allem bei den Charter- und Eventfahrten für die kommende Saison habe man bis jetzt keine schlechten Zahlen vorliegen, sagte Jörg Handreke, Geschäftsführer der Konstanzer Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB). Er sieht gerade in diesem Geschäftsbereich noch Potential. Doch viele Firmen hätten ihre Veranstaltungen auf dem Schiff bereits im vergangenen Spätsommer gebucht, als die Krise noch nicht so offensichtlich war. Sollten die Fahrgastzahlen jedoch zurückgehen, stehen die Unternehmen der Weißen Flotte auch weiter zu ihrem Angebot und zu den angebotenen Kursfahrten, versprach er. Um das Geschäft zu steigern und um das große Potential des Bodenseetourismus zu nutzen, müsse man das Angebot weiterentwickeln und seine Qualität verbessern. Jörg Handreke und der Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Bodensee Schifffahrt AG (SBS AG) aus Romanshorn, Hermann Hess, erklärten, dass diese Steigerungen nicht spurlos an den Fahrpreisen vorübergehen würden. «Billig hat keine Zukunft, wir müssen zum hohen Wert des Bodensees stehen und brauchen eine angemessen hohe Preispolitik», sagte Hess. Dazu gehöre auch, dass man gerade mit Blick auf die Schweizer Urlauber und Ausflügler lernen müsse, Leistung und Stimmung zu verkaufen.

Neues Schiff auf dem See

Zur Zukunft zählt auch das neue Bodenseeschiff für 700 Fahrgäste der BSB, das nach einer europaweiten Ausschreibung auf der österreichischen ÖSWAG-Werft in Linz gebaut wird. Das 57 Meter lange Schiff mit drei Decks und vielen Sitzplätzen im Freien soll schon zu Beginn der Sommersaison 2010 am Überlinger See im Kursverkehr fahren.

Positive Bilanz bei der URh

Zu den Gewinnern der Saison 2008 zählen die von Konstanz bis Schaffhausen verkehrenden Schiffe der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh). Die am 21. März 2008 gestartete und 189 Betriebstage dauernde Saison habe so früh begonnen wie selten zuvor, sagte URh-Geschäftsführer Thomas Rist. Mit 424.439 Gästen habe man gegenüber 2007 fast neun Prozent mehr Passagiere an Bord gehabt. Zuletzt sei diese Zahl 1994 erreicht worden.

(Schaffhauser Nachrichten v. 31.03.09)

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