Schock nach Preisaufschlag

Ein drastischer Preisaufschlag ärgert Rentner und Pensionäre. Die neue Saisonkarte der Bodenseeschiffsbetriebe (BSB) kostet im Vorverkauf 169 Euro – 20 Euro mehr als im Vorjahr.

Ein drastischer Preisaufschlag ärgert Rentner und Pensionäre. Die neue Saisonkarte der Bodenseeschiffsbetriebe (BSB) kostet im Vorverkauf 169 Euro – 20 Euro mehr als im Vorjahr. Dabei hat die Karte schon mehrere deutliche Preissteigerungen hinter sich. In der Saison 2006 kostete sie im Vorverkauf noch 104 Euro.

Der letzte größere Preissprung war im Jahr 2009. Damals betrug er 17 Prozent, dies geht aus einem Schreiben der BSB an Helmut Lehle aus dem Paradies hervor. Der Pensionär beklagt: „Der Preis erhöht sich. Die Leistung sinkt.“ Unter anderem sei beispielsweise vor einiger Zeit der Kurs von Konstanz zur Reichenau gestrichen worden.

Doch nicht nur Lehle ärgert sich. Für viele Rentner und Pensionäre in Konstanz gehören Ausflugsfahrten auf den Schiffen der Weißen Flotte zum liebsten Freizeitvergnügen. Zur Fangemeinde der BSB-Nutzer zählen beispielsweise Elfriede Würtner, Anneliese Böhmer und Evi Schreiber. Sie unterstützen Sylvia Betz, die in einem Brief an die BSB einen Rabatt für einheimische Rentner anregt. Den lehnen die BSB in ihrem Antwortschreiben ab. Denn gerade heimische Rentner nutzten prozentual am häufigsten die Saisonkarte. Weiter schreiben sie, die Saisonkarte biete die Möglichkeit, 6,5 Monate lang alle 30 Kursschiffe zu nutzen. Pro Monat fielen gerade 26 Euro an. Das Angebot sei als günstig zu betrachten.

Die 67-jährige Witwe Betz hält es für falsch, gerade die besten Kunden immer wieder mit neuen Preisaufschlägen zu „bestrafen“. Die 67-Jährige weist auf eine Summe von Teuerungen hin, die Rentner zu tragen haben. Ihnen werde so zunehmend die Möglichkeit genommen, sich aktiv am Leben zu beteiligen. „Sparen muss man an dem, was das Leben eigentlich ausmacht.“

Zu den kleinen Freuden des Lebens gehören für Sylvia Betz seit einem Jahr die Ausflugsfahrten über den Bodensee. Auf dem Wasser genoss sie nicht nur die Aussicht, sondern auch die Möglichkeit, viele andere Einheimische in ihrem Alter zu treffen. Denn für Senioren sind die Schiffe auch Kontaktbörsen. „Man lernt da Leute kennen.“ Die 67-jährige Witwe nutzte die Saisonkarte auch, um unabhängig vom eigenen Auto die Region zu erkunden. Mit der BSB-Karte, dem Ticket des Verkehrsverbunds und bei Bedarf dem Baden-Württemberg-Ticket der Bahn sei sie bestens gerüstet gewesen. Doch so schön sie die Ausflugsfahrten in Erinnerung hat, für die gelernte Bürokauffrau ist mit dem aktuellen Preisaufschlag bei den BSB eine Schmerzgrenze erreicht. „Auf so massive Preissteigerungen reagiere ich allergisch.“

Dem schließt sich Anneliese Böhmer an. Sie hat die Saisonkarte schon seit elf Jahren. Sie bewahrt die Tickets in einer Schublade auf. Auf Bitten sieht sie nach, wie viel die Karte im Jahr 2000 kostete. Sie nennt 139 Mark (rund 70 Euro). Sie werde zwar die neue Karte auch wieder kaufen, dennoch ärgere sie sich über den hohen Preis, sagt Böhmer. Sie glaubt, dass viele Senioren künftig auf die Schiffsfahrten verzichten und nicht mehr auf den Schiffen anzutreffen sein werden. Die Fahrgemeinschaft der Stammgäste würde so auseinander brechen. Evi Schreiber wird wohl künftig am Ufer bleiben und den Schiffen traurig hinterher blicken.

Helmut Lehle legt Dokumente vor, die zeigen, wie auch bei der Saisonkarte für die Fahrräder die Preise stetig gestiegen sind. Im Jahr 2004 war die Karte im Vorverkauf noch für 33 Euro zu haben, diese Saison liegt sie bei 55 Euro. Dabei gelte die Rad-Karte nicht auf den Schiffen der Untersee- und Rhein-Linien. Wer also etwa in Richtung Schaffhausen unterwegs sei, müsse auf der Schweizer Linie fürs Fahrrad extra zahlen.

(Claudia Rindt/Südkurier v. 03.01.12)

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