Verspätungen der Fähre sorgen für Ärger bei den Fahrgästen

Immer häufiger legen die Fährschiffe aus Romanshorn mit Verspätung im Friedrichshafener Hafen an. Viele Pendler verpassen dadurch ihre Anschlusszüge. Einer von ihnen vermutet, dass die Verzögerungen auf ein Abkommen der Fährbetreiber mit einem Kiesunternehmen aus der Region zurückzuführen sind. Die Bodensee-Schifffahrtsbetriebe widersprechen dem Vorwurf vehement und versprechen, an dem Problem zu arbeiten.

Carsten L. ist wütend. Wieder einmal fährt ihm der Zug vor der Nase weg. Nicht jedoch, weil er etwa zu spät aufgestanden ist oder auf dem Weg zum Bahnhof getrödelt hat, sondern weil die Fähre aus Romanshorn zum wiederholten Mal mit Verspätung in der Schweiz gestartet und zu spät in Friedrichshafen angekommen ist. "In der letzten Woche ist mir das gleich zweimal passiert", sagt L.. Der Ulmer, der beruflich mehrmals in der Woche ins schweizerische Romanshorn pendelt, ist auf die Einhaltung des Fahrplanes angewiesen. Gerade einmal sieben Minuten bleiben ihm vom Anlegen der Fähre in Friedrichshafen bis zur Abfahrt der Regionalbahn am Bahnhof Hafen. "Das ist so schon knapp", sagt er. "Wenn die Fähre aber Verspätung hat, ist es nicht zu schaffen." Für ihn heißt es dann, eine Stunde zu warten, bis der nächste Regionalexpress in Richtung Ulm startet.

Eine Vermutung, wo die zunehmenden Verspätungen herrühren, hat Carsten L. auch: Wie er erfahren haben will, gibt es eine Vereinbahrung zwischen den Fährbetreibern und der Firma Walser aus Fronreute bei Ravensburg, die die Verbindung zwischen Friedrichshafen und Romanshorn mehrfach täglich nutzt, um in der Schweiz Kies abzuladen. Damit die Transporter nicht eine knappe Stunde auf der Schweizer Seite verharren müssen, "wartet die Fähre schlicht und einfach auf die Lastwagen", vermutet der 37-Jährige. "Scheinbar hat derjenige, der mehr zahlt, auch mehr Rechte als derjenige, der weniger zahlt", sagt er.

"Das ist für den Fahrgast, dem dadurch viel Zeit gestohlen wird, ein Schlag ins Gesicht."

Diesen Vorwurf wollen die
Bodensee-Schiffsbetriebe, die die Fähre gemeinsam mit der Schweizer SBS Schiffahrt AG betreiben, so nicht stehen lassen. "Es gibt definitiv kein Abkommen mit einem Unternehmen, auf dessen Fahrzeuge wir warten", sagt BSB-Geschäftsführerin Petra Pollini. "Wir versuchen immer, pünktlich zu sein." Sie räumt jedoch ein, dass die Schiffe im Einzelfall schon einmal auf Transporter mit "besonders dringender Ladung" warten. "Aber nicht länger als zwei bis drei Minuten", sagt Pollini. Dass einzelne Passagiere, die dadurch ihren Anschluss verpassen, darüber verärgert sind, kann die Geschäftsführerin aber durchaus nachvollziehen: "Das würde mir auch stinken."

An den kurzen Umsteigezeiten zu den Zügen könnten die Bodensee-Schiffsbetriebe leider nichts ändern. "Wir kooperieren zwar mit den Zügen", sagt Pollini, "aber seit wir keine Tochter der Deutschen Bahn mehr sind, ist es nicht mehr selbstverständlich, dass sie auf unsere Fahrgäste warten." Während das früher über zentrale Leitstellen geregelt worden sein, könnten die Fährarbeiter heute nur per Telefon versuchen, die Lokführer zum Warten zu überreden "oftmals vergeblich. Im Moment gebe es jedoch Pläne, technische Maßnahmen zu ergreifen, die es der Fähre erlauben, schneller zu fahren und Verzögerungen beim Ablegen während der Fahrt wieder aufzuholen. Verspätungen sollen dann der Vergangenheit angehören. Carsten L. würde es freuen.

(Martin Deck/Südkurier v. 31.01.14)

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