Behinderte wollen barrierefreien Tourismus: 
Freie Fahrt auf Katamaran

Eingeklemmt zwischen Stadtbustüren, für Rollstuhlfahrer versperrte Wege, fehlende Parkplätze und Toiletten für Behinderte sowie uneinheitliche Schifffahrtspreise: Mit diesen und weiteren Problemfällen befasste sich der Arbeitskreis "Bauen und Wohnen" des Behinderten- und Seniorenbeirats bei seiner jüngsten Sitzung.

"Obwohl sich schon vieles gebessert hat, geht dem Arbeitskreis die Arbeit auch in Zukunft sicher nicht aus", betonte dessen Leiter Peter Schwager gleich zu Sitzungsbeginn. So hätten sich beispielsweise Betroffene darüber "beschwert, dass die Türen der Stadtbusse manchmal zu schnell schließen und sie dabei eingeklemmt werden". Eigentlich müsste dies durch die gesetzlich vorgeschriebene Reversiereinrichtung verhindert werden, beantwortete das städtische Unternehmen ein entsprechendes Schreiben des Arbeitskreises. Die Technik würde regelmäßig kontrolliert und alle drei Monate gewartet - man könne sich das nicht erklären. Jetzt will man weiter beobachten und allen Hinweisen nachgehen.

Barrierefreier Tourismus

Defizite gibt es auch im Bereich Behindertentoiletten. Während im Bereich der Lindauer Insel bis auf das WC im Seehafen (beim Finanzamt) genügend solche Einrichtungen vorhanden seien, fehle beim Auffangparkplatz Blauwiese eine solche Anlage, wie der Behindertenbeauftragte des Landkreises, Anton Ziegler, bemerkte. Dies sei für einen Tourismusort wie Lindau ein "ganz großes Manko".

Ein "barrierefreier Tourismus" beginne bereits bei den Tafeln am Ortseingang Lindaus, wo behindertengerechte Unterkünfte und Parkplätze besser und zahlreicher ausgewiesen sein müssten, ergänzte Schwager. Dran bleiben werde man auch bei der Forderung nach Behindertenparkplätzen beim Lindenberger Waldsee. Hier müssten unter anderem noch die Zufahrtswege (teilweise privat) geklärt werden, so Ziegler. Demnächst werde es dazu mit allen Beteiligten eine Begehung geben.

Apropos Tourismus - kritisiert wurde auch die unterschiedliche Preisgestaltung der Schifffahrtsbetriebe rund um den Bodensee. Mit Beginn der neuen Saison seien nun auch die Fahrten mit dem Katamaran für Behinderte bzw. deren Begleitperson nicht mehr kostenlos. Während Fahrten von Meersburg nach Konstanz noch ermäßigt seien, gelte von Lindau nach Meersburg der volle Fahrpreis, weil hier internationales Gewässer durchkreuzt werde, sagte die Seniorenbeauftragte Inge Graf. Um hier Verbesserungen zu erreichen, müsse über die "Seniorenplattform Bodensee" Druck ausgeübt werden.

In einigen Bereichen konnte der Arbeitskreis aber auch Erfolge beziehungsweise Fortschritte vermelden. So zum Beispiel bei der Gebetsstätte Wigratzbad, wo es inzwischen auch Behinderten-WCs gibt. Im Zuge des Umbaus sollen demnächst auch entsprechende Parkplätze ausgewiesen werden. Und im Pilgerheim sind sogar behindertengerechte Zimmer geplant.

Ein anderer Fall ist das Gebäude am Stiftsplatz auf der Lindauer Insel, wo für Besucher von Landratsamt und Amtsgericht ein barrierefreier Zugang geschaffen werden soll. Hier konnte erreicht werden, dass an die Treppe zum Haupteingang eine Rampe gebaut werden soll.

Luise Hartmann vom Blindenbund äußerte abschließend noch den Wunsch, dass Hotels, Geschäfte, Kirchen und andere Einrichtungen Markierungsstreifen anbringen sollten, um Stufen besser zu erkennen. Böcke wiederum bat die Grundstückseigentümer, die auf Gehsteige herausragenden Hecken zurückzuschneiden, damit Behinderte oder ältere Menschen nicht auf die Straße ausweichen müssen.

(Lindauer Zeitung v. 03.05.08)

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