IG Metall: Beschäftigte der Bodanwerft hängen in der Luft

Die Gewerkschaft IG Metall erheb erneut Vorwürfe in Sachen insolventer Bodanwerft. Danach müssen die Mitarbeiter auf das Insolvenzgeld für April und Mai bis Juni warten. Schriftlich vereinbarte Abfindungen seien noch immer nicht gezahlt worden.

Nachdem die Beschäftigten der Bodan Werft und des Konstruktionsbüros M.E.C. – beide Firmen befinden sich in der Insolvenz – das Insolvenzgeld für den Monat März erst drei Wochen später kurz vor Ostern bekommen hatten, wurden die Beschäftigten immer misstrauischer. Jetzt stellt sich laut Gewerkschaft heraus, dass für April und Mai das Insolvenzgeld erst im Juni gezahlt werden soll. Dies habe der vorläufige Insolvenzverwalter Thilo Streck aus Hamburg in einem Aushang den Beschäftigten mitgeteilt.

Reserven, die die Beschäftigten in den letzten Jahren angespart hatten, sind verbraucht. Denn schon etliche Monate vor der Insolvenz wurden Löhne und Gehälter immer mit Verzögerung gezahlt. Die Beschäftigten sind sauer, weil der vorläufige Insolvenzverwalter Streck, immer erst aus Hamburg einfliegen muss, um ihnen Auskunft geben zu können.

Lilo Rademacher, Erste Bevollmächtigte IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, versteht nicht, warum das Insolvenzgericht einen Insolvenzverwalter aus Hamburg berufen hat. Angeblich müsse der Insolvenzverwalter Ahnung haben von Insolvenzen bei Werften. Hier, so sagt Lilo Rademacher, gehe es jedoch wie bei jeder Insolvenz zuerst einmal darum das Insolvenzgeld, welches über die Agentur für Arbeit gezahlt wird, für die Beschäftigten zu beantragen, damit diesen nicht ihre Existenzgrundlage entzogen wird.

IG Metall erhebt schwere Vorwürfe gegen Dittmann

Die Gewerkschaft erhebt schwere Vorwürfe: „Völlig unberührt von den Problemen der Beschäftigten, die jetzt ohne Geld dastehen, scheint wohl der Geschäftsführer Robert Dittmann zu sein. Er hat wohl offensichtlich nur weiterhin im Auge möglichst gewinnbringend die Grundstücke am See zu verkaufen. Die Beschäftigten der Werft und des M.E.C. scheinen ihn nicht zu interessieren.“

Lilo Rademacher weist darauf hin, dass Beschäftigte, die schon zum Ende Februar dieses Jahres ausgeschieden sind und einen Aufhebungsvertrag mit der Firma geschlossen haben, noch heute nicht die schriftlich vereinbarte Abfindung bekommen haben. Etliche Beschäftigte hätten sich schon auf die Suche nach neuen Arbeitsstellen gemacht. „Doch auch diesen werden Knüppel von Herrn Dittmann und dem vorläufigen Insolvenzverwalter zwischen die Beine geworfen. Wenn diese Beschäftigten um Aufhebung ihrer Arbeitsverhältnisse vorstellig werden, will man sie nicht gehen lassen“, heißt es seitens der IG Metall.

Die Stimmung auf der Werft sei „äußerst gereizt“, denn erst Ende April sei den Beschäftigten mitgeteilt worden, wer noch für die so genannte Ausproduktion gebraucht werde. Der vorläufige Insolvenzverwalter strebe nun eine zügigere Verfahrenseröffnung an. Für die Weiterführung der Werft sehe er keine Chancen, berichtet die Gewerkschaft.

Für Lilo Rademacher stellt sich der Zusammenhang bezüglich Nichtweiterführung der Werftaktivitäten wie folgt dar: Robert Dittmann habe weiterhin nur die Verwertung seiner Grundstücke und die Bebauung mit Luxuswohnungen im Auge. Deswegen werde auch kein Investor gesucht, der hier einsteigen könnte.

Was Dittmann, so Rademacher, den Beschäftigten die ganzen Jahre im Hinblick auf die mögliche Werftenkooperation rund um den Bodensee erzählt habe, stelle sich mittlerweile, was jeder Beschäftigte schon ahnte, völlig anders dar. Kurz nach Beantragung des Insolvenzverfahrens kommt die Kooperation mit Schweizern und Österreichern sowie Konstanz und Friedrichshafen zustande. Offensichtlich wollte niemand in der jetzigen Kooperation mit Dittmann zusammenarbeiten.

Nach Rademachers Ansicht ist die traditionsreiche Werft, die jetzt wohl endgültig geschlossen werde, „einzig und allein durch das unternehmerische Versagen von Herrn Dittmann in diese Situation“ gebracht worden. Dittmann allein habe den Verlust der Arbeitsplätze von ehemals 60 Beschäftigten zu verantworten. Damit habe er nicht nur ein traditionsreiches Unternehmen vernichtet, sondern auch die Beschäftigten und deren Familien in Existenzsorgen gebracht.

(Manfred Dieterle-Jöchle/Südkurier v. 10.05.11)  

 

Bodan-Beschäftigte warten auf ihre Gehälter

Die Beschäftigten der Bodan-Werft und des Konstruktionsbüros M.E.C. – beide Kressbronner Firmen befinden sich in der Insolvenz – erhalten ihr Insolvenzgeld für April und Mai erst im Juni. Dies hat die IG Metall mitgeteilt und der Insolvenzverwalter Thilo Streck auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung am Dienstag bestätigt.

„Richtig ist, dass das Geld Anfang Juni, wenn das Insolvenzverfahren eröffnet wird, an die Beschäftigten gezahlt wird“, berichtet Thilo Streck. Daran beteiligt sei die Agentur für Arbeit in Ravensburg, die den vorfinanzierten Gehälter zustimmen müsse – sonst könne die Auszahlung nicht pünktlich stattfinden. „Der Ball liegt also bei der Agentur für Arbeit“, so der Insolvenzverwalter aus Hamburg. Warum das Gehalt für März ausbezahlt worden ist und die nun folgenden Gehälter nicht, darüber kann Thilo Streck nur spekulieren, aber „das hilft niemandem, erst Recht nicht den Beschäftigten“.

Diese hätten sich laut IG Metall-Chefin Lilo Rademacher auf die Suche nach neuen Arbeitsstellen gemacht. „Doch ihnen werden Knüppel von Herrn Dittmann und dem Insolvenzverwalter zwischen die Beine geworfen“, so der Vorwurf der IG Metall. „Das ist ein pauschaler Vorwurf – wir haben bei einer Handvoll Mitarbeitern dem jeweiligen Aufhebungsvertrag zugestimmt, doch es gibt ein paar Beschäftigte – insbesondere Elektriker – die wir ganz dringend für die beiden letzten größeren Schiffrenovationsaufträge benötigen. Sie habe ich gebeten, noch drei Wochen bei der Stange zu bleiben“, so Thilo Streck im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung.

(Schwäbische Zeitung v. 10.05.11)

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