Schifffahrt ist ein Verlustgeschäft

Motorbootgesellschaft: Bilanzverlust und Verbindlichkeiten in Millionenhöhe verschärfen den Überlebenskampf. Nur durch Rangrücktritte wurde bisher eine Insolvenz vermieden.

Bilanzverlust rund 449 000 Euro (mit den Verlustvorträgen aus den Vorjahren), Verbindlichkeiten 1.071.059 Euro, ein Jahresfehlbetrag von 60.084 Euro. Diese Zahlen stimmen bedenklich. Von den Verbindlichkeiten entfallen auf Kreditinstitute 708.353 Euro und auf die Gemeinde 362.706 Euro. Für die Darlehen der Gemeinde wurde ein Rangrücktritt erklärt, so dass diese eigenkapitalersetzende Wirkung entfalten.

Die ganze Misere nahm ihren Ausgang bei der Anschaffung des Passagierschiffes „Großherzog Ludwig“ im Jahre 2000, die ausschließlich durch Kredite finanziert werden musste. Wäre das Schiff nicht an die Bodensee-Schifffahrtsbetriebe verchartert worden, was der Gesellschaft jährlich über 100.000 Euro einbringt, wäre eine Insolvenz kaum aufzuhalten gewesen.

Das von einer relativ guten Wetterlage geprägte Geschäftsjahr 2008 war eigentlich nicht einmal schlecht. Wären da nicht hohe Reparaturen an den Schiffen in Höhe von rund 53.000 Euro angefallen. Die Umsatzerlöse in Höhe von 372.000 Euro lagen deutlich über denen des Vorjahres mit 316.000 Euro. Die Aufwendungen kletterten durch die Reparaturkosten, die das an sich gute Umsatzergebnis außerordentlich belasteten, auf 433.000 Euro Die Reparaturen werden, wie dem Lagebericht zu entnehmen ist, bei der MS Bodman ein stets präsentes Thema bleiben. Hierzu tragen einerseits das Baujahr 1958 und andererseits die beständig hohen Betriebsstunden bei, die durch den Kurs anfallen. Soll die MS Bodman, die in diesem Jahr an den Schiffsunternehmer Josef Hanschur verpachtet ist, auch 2010 eine Betriebserlaubnis erhalten, sind weitere Investitionen bzw. Reparaturen erforderlich, wird prognostiziert.
Die MS Großherzog Ludwig wurde im Jahr 2000 gebaut und ist seit diesem Zeitpunkt nicht mehr aus dem Wasser gewesen.
Hier stehen nach zehn Jahren ebenfalls gewisse Investitionen und Reparaturen im Bereich zwischen 50.000 und 100.000 Euro an. 

Der stete Werteverzehr durch nicht erwirtschaftete Abschreibungen von jährlich 40.000 Euro und die hohen Zins- und Tilgungsleistungen brachte die Gesellschaft immer wieder in Liquiditätsschwierigkeiten. Beides, der Werteverzehr bis hin zur Überschuldung und die Aufrechterhaltung der Liquidität, wurden von der Gemeinde als Hauptgesellschafterin (96,76 Prozent) und zu einem kleinen Teil durch den Touristik-Förderverein Bodman und das Gräfliche Haus getragen. Im Verlauf der vergangenen acht Jahre haben sich zum 31. Dezember 2008 sechs Darlehen der Gemeinde in einem Gesamtwert von 342.230 Euro angesammelt. Nur durch den Rangrücktritt dieser Darlehen wurde bisher eine Überschuldung vermieden.

Die Öffentlichkeit hat noch bis Dienstag, 25. August, Gelegenheit, den Jahresabschluss der Motorbootgesellschaft für das Wirtschaftsjahr 2008 auf dem Rathaus Ludwigshafen einzusehen.

http://www.schifffahrtbodensee.de/news.php

(Südkurier v. 24.08.09)

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