Verdi: Die Geduld hat ein Ende

Im Nahverkehr ging gestern in Konstanz fast nichts mehr: Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi legte die Linienbusse und die Fähren lahm. Zu gravierenden Staus auf der B33 oder in der Innenstadt sei es dennoch nicht gekommen, sagte ein Polizeisprecher. "Es war ruhig." Zur zentralen Kundgebung des Verdi-Bezirks Schwarzwald-Bodensee kamen über 800 Teilnehmer.

Vier Sargträger gingen im langen Streikzug mit, der sich von Petershausen über die alte Rheinbrücke bis zur Marktstätte bewegte. Sie trugen im Sarg "Lebensqualität und Kaufkraft", wie die Schaulustigen in den Altstadtgassen lesen konnten. Erzieherinnen hatten ein Plakat dabei: "Wir sind die Zukunft. Bildung kostet!". Viele Teilnehmer waren mit Bussen aus dem Hegau und dem Schwarzwald nach Konstanz gefahren.

"Wir werden keine Ruhe geben"

Mehrere Redner forderten bei der Kundgebung eine Lohnsteigerung im öffentlichen Dienst, zumal die Einnahmen der Kommunen deutlich gestiegen seien. Das Angebot der Arbeitgeber bezeichnete Ursula Hanser, Vorsitzende des Verdi-Ortsvereins Konstanz, als Zumutung. 

Während die Diäten der Bundestags-Abgeordneten deutlich erhöht worden seien, hätten die Beschäftigten im öffentlichen Dienst bislang immer zurückgesteckt. Damit sei jetzt Schluss. "Wir werden keine Ruhe geben. Unsere Geduld hat ein Ende", sagte sie.

Das Personal fehlt

Von einer "lang andauernden Misere" in den Kindergärten sprach Erzieherin Manuela Hettich, die Personalrats-Vorsitzende bei der Stadt Radolfzell. Die Gruppen seien zu groß, weil Personal fehle. Baden-Württemberg preise sich als Kinderland. "Habt Ihr davon in den Kindergärten schon was gespürt?" 

Für die Beschäftigten im Gesundheitswesen sprach Krankenschwester Barbara Limpricht, Betriebsratsvorsitzende im Jugendwerk Gailingen. Das Angebot der Arbeitgeber im Gesundheitssektor sei eine Provokation, denn sie wollten eine früher von den Beschäftigten erkämpfte Zulage im Gegenzug wieder kassieren. Unterm Strich bliebe ein Minus, rechnete sie vor. "Wir bezahlen die Gehaltserhöhung selbst." 

Bislang seien die Beschäftigten stets auf Kompromisse eingegangen, sagte Johannes Niederstedt, Betriebsrats-Vorsitzender der Stadtwerke Konstanz. Kollegen mit neuen Verträgen könnten sich aber die Grundversorgung kaum noch leisten. 

Keine Kompromisse mehr

Er berichtete von einer großen Streikbereitschaft: "Wenn der Streik in die zweite und dritte Runde geht, werden wir konsequent hinstehen." Viel Applaus bekam Andreas Gallus, Personalratsvorsitzender beim Hauptzollamt Singen, für seine Forderung: "Acht Prozent müssen sein, wir haben kein Konto in Liechtenstein."

Die Pendler hatten sich auf den Warnstreik offensichtlich eingestellt und nutzten andere Verkehrsmittel. So fuhr der Seehas ohne Einschränkungen. Die Stadtwerke Konstanz setzten im Notverkehr ein Schiff zwischen Meersburg und Konstanz ein. 

Über 300 Fahrgäste seien gezählt worden, sagte Geschäftsführer Konrad Frommer. Er bezifferte die fehlenden Einnahmen durch den Streik bei der Fähre auf 40.000 Euro, bei den Linienbussen auf 20.000 Euro. Allerdings sparten die Stadtwerke gestern die Gehälter und die Betriebskosten.

(Josef Siebler/Südkurier v. 07.03.08)

 

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