Fähre-Gebühren: Nur Barzahler müssen mehr zahlen

Die Kassierer auf der Fähre sind Klagen über Fährpreise gewohnt. Gerade zum Jahresstart schlägt ihnen der Unmut der Fahrer offen entgegen. Der Langzeitvergleich jedoch überrascht mit einem unerwarteten Ergebnis.

Gerade zum Jahresstart, wenn die Stadtwerke Konstanz als Betreibergesellschaft die Preise traditionell anheben, schlägt ihnen über das geöffnete Autofenster nicht selten der Unmut von Fahrern entgegen, die von Staad nach Meersburg übersetzen.

Der SÜDKURIER hat anlässlich der jüngsten Fährpreis-Erhöhungen bei den Stadtwerken nachgefragt, wie sich die Tarife in den vergangenen zehn Jahren entwickelt haben. Was manchen überraschen dürfte: Neben saftigen Erhöhungen für unrabattierte Einzelfahrten können die Stadtwerke auch auf Preisrückgänge zwischen 2003 und 2014 verweisen. Ursache hierfür ist die zwischenzeitliche Umstellung des Tarifsystems. „Während früher die Einzelpreise eher gemäßigt waren, sind diese heute vergleichsweise höher, allerdings für regionale Kunden, die die Fähre öfter nutzen, mit hohen Rabatten bis zu 45 Prozent versehen“, betont Stadtwerke-Sprecher Josef Siebler auf Anfrage. Wegen dieser Tarifumstellung seien die Preise aus dem Jahr 2003 auch nicht mit den heutigen vergleichbar. So habe es früher Wochen- und Monatskarten gegeben, während es nun Zeitkarten auf Basis von Jahres- oder Saisonkarten gebe. „Entsprechend ist die Preiskalkulation völlig auf anderer Basis“, so Siebler.

Für einen Vielfahrer mit der Rabattkarte „s'Kärtle“ ist die Überfahrt heute tatsächlich billiger als vor zehn Jahren, vorausgesetzt er kann den vollen Rabatt in Höhe von 45 Prozent nutzen. Um diesen Maximalrabatt zu bekommen, müssen einmalig 500 Euro auf das Kärtle gebucht werden. Gezahlt wird dann bei jeder Fahrt bargeldlos mit dem Kärtle. Die von den Stadtwerken Konstanz zur Verfügung gestellten Vergleichszahlen aus dem Jahr 2003 zeigen, dass die 39 000 Kärtle-Besitzer heute tatsächlich mitunter weniger bezahlen als vor zehn Jahren mit Mehrfahrtenkartenrabatt. Statt 6,25 Euro kostet eine Einzelfahrt mit Auto (bis fünf Meter Länge) jetzt mit 45 Prozent Kärtle-Rabatt 6,05 Euro (minus 3,2 Prozent). Mit einer Jahreskarte liegt die Ersparnis heute sogar noch höher. Statt 1767 Euro im Jahr 2003 (entspricht der Summe für zwölf Monatskarten) kostet heute eine Jahreskarte für ein Auto bis fünf Meter 1663 Euro (minus 5,9 Prozent). Von den Rabatten profitieren allerdings nur die Vielfahrer mit Kärtle oder Jahreskarte, wie der Zehn-Jahresvergleich zeigt.

Wer ohne unterwegs ist, wird zur Kasse gebeten. Zahlte ein Tourist oder Gelegenheitspendler vor zehn Jahren für die Fähre 1,70 Euro (Fußgänger) oder 7,75 Euro (Auto bis fünf Meter), muss er jetzt deutlich tiefer in die Tasche greifen – er zahlt nun 2,80 Euro (plus 64,7 Prozent) oder 11,50 Euro (plus 48,4 Prozent).

Und falls die Stadtwerke die Preise zum Jahr 2015 wieder um drei Prozent anheben, zahlen die Vielfahrer wieder so viel wie vor zehn Jahren.

Mit der Kundenkarte gibt's Rabatt

Die Kundenkarte „s'Kärtle“ gibt es unter anderem bei den Kassierern auf der Fähre gegen 5 Euro Kaution. Per Barzahlung lädt man hier ein Punktekontingent auf die Karte, das je nach Höhe der Einzahlung unterschiedliche Rabatte garantiert: Von vier Prozent bei 25 Euro Aufbuchung bis maximal 45 Prozent Rabatt bei 500 Euro. Bei jeder Fährfahrt wird dann bargeldlos der ermäßigte Tarif vom Punktekonto abgebucht. Die Kundenkarte ist übertragbar und ermöglicht auch bis zu 20 Prozent Eintrittsnachlass in den Konstanzer Bädern. (hot)

(Holger Thissen/Südkurier v. 04.01.14)

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