Mit Tränen in den Augen

Für viele begeisterte Segler ist der 23. Oktober ein Tag, der böse Erinnerungen weckt: Vor 30 Jahren brannte die ehemalige Schiffswerft im Konstanzer Hafen ab. Etwa 30 Segel- und Motorboote, die im Winterlager der Halle waren, verbrannten völlig. „Ich habe viele Menschen am Hafen mit Tränen in den Augen gesehen“, erinnert sich Zeitzeuge Manfred Büsing.

Über der Stadt stand ein heller Feuerschein. Manfred Büsing stand fassungslos am Hafen: „Es war eine Riesenfackel, da konnte man schon Angst bekommen.“ Die Werft war aus Holz gebaut und brannte wie Zunder. „Am Boden lag die Glut einen Meter dick“, erzählt er.

Der Brand brach in den frühen Morgenstunden aus. Als die Feuerwehrleute eintrafen, stand der rund 80 Jahre alte Bau schon in hellen Flammen. Hilfe kam auch von den Feuerwehrkameraden aus dem benachbarten Kreuzlingen. Zweieinhalb Stunden brauchten die Einsatzkräfte, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Durch die gefüllten Tanks der Boote kam es immer wieder zu kleineren Explosionen – und das Feuer fand neue Nahrung. „Nach knapp einer Stunde stürzte das mächtige, über 60 Meter lange Dach der Halle krachend in die hochgehenden Flammen“, berichtete der SÜDKURIER. Der Schaden wurde auf eineinhalb bis zwei Millionen Euro geschätzt. Die Polizei vermutete Brandstiftung als Ursache, der Fall wurde aber nie aufgeklärt.

Es hätte alles noch schlimmer kommen können. „Dem Umstand, dass Ostwind herrschte, war es zu verdanken, dass das Feuer nicht auf die neben der Werft liegenden Treibstoff- und Altöltanks übergriff“, heißt es im Bericht. Erich Schmidt hat den 23. Oktober ebenfalls in Erinnerung. Er notierte die Erlebnisse fein säuberlich in seinem persönlichen Bordbuch: „Mit hängenden Schultern standen einige Bootseigner vor den Trümmern.“ Es waren Boote darunter, auf denen er schon selbst mitgesegelt war. Er notierte ihre Namen ebenfalls im Buch.

Besonders schlimm waren die Folgen für einige Bootsbesitzer, die nur eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen hatten. Reinhold Richter etwa hatte eben erst ein Haus für die Familie gebaut. Der Verlust durch den Bootsbrand betrug rund 20 000 Mark: „Das war ein schwerer Schlag.“

(Josef Siebler/Südkurier v. 24.10.09)

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