Immenstaad setzte früh auf den Tourismus

Von der Terrasse des „Seehofs“ konnte man die aufsteigenden Zeppeline in Manzell beobachten, und angereist wurde per Dampfschiff von der Schnellzugstation in Friedrichshafen und Konstanz. Den Tourismus von 1875 bis heute stellt die neue Ausstellung des Heimatvereins im Haus Montfort in Kippenhausen dar.

Es lohnt sich, einen Schritt näher hinzugehen und sich mit den Details der neuen Ausstellung zu befassen. „Von der Dampfbootanlegestelle zum Fremdenverkehrsort“ ist der Titel der nostalgischen Ausstellung, zu der der Heimatverein seit Samstag nach Kippenhausen einlädt. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs von den ersten Anfängen bis heute werden dargestellt.

„Kurgäste und Fremde“, die „fast ganz nackt“ baden wollten, drohte man per Aushang in „polizeilichen Gewahrsam zu nehmen“. Wer in den 1920er Jahren gegen die damalige Badeverordnung verstieß, bekam Probleme. Ebenso reglementiert wurden die einheimischen Knaben, die nicht am öffentlichen Strand im Strandbad am Kippenhorn schwimmen gehen durften, sondern einen eigenen Strand „bei der Netzhänge des Benedikt Rauch“ zugewiesen bekamen. Auf diese Weise sollten sie auf Abstand gehalten werden zum Damenbad im Strandbad.

Ab 1875, nach der Eröffnung des Immenstaader Landestegs, war der Ort zwar mit dem Schiff bequemer zu erreichen, aber der Fremdenverkehr kam zunächst nur langsam in Gang. Alte Lithografien, Postkarten und Fotos auf großen Schautafeln zeigen in der Ausstellung, wie schnell sich der Tourismus dann ab 1920 entwickelte: 1926 kamen schon nahezu 3000 Kurgäste. In Vitrinen kann man frühe Reiseandenken und Reisehandbücher bewundern. Sorgfältig formulierte Zeugnisse für Immenstaader Mädchen, die in der Gastronomie gearbeitet hatten, sind nachzulesen, und der Antrag des Verkehrsvereins an die Gemeinde, die Auffüllung der Sumpflöcher im Strandbad zu bezuschussen.

Bereits 1925 war der Kur- und Verkehrsverein gegründet worden, der als einer der ersten am nördlichen Seeufer einen eigenen Fremdenverkehrsprospekt. Zwei Jahre später, 1927, konnte das neue Strandbad auf Initiative des Verkehrsvereins eröffnet werden.

Köstlich sind die Formulierungen, mit denen die Vorzüge des Ortes und der gastgebenden Häuser angepriesen werden. „In Immenstaad am Herzen des Bodensees geht auch ihr Ferientraum in Erfüllung.“ Was will man mehr?

(Schwäbische Zeitung v. 06.09.10)

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