Käse: Mit dem Schiff zum Waldfondue

Neues Charterschiff verbindet Immenstaad mit dem Schweizer Sonnenufer

Der Ort liegt nur einen Katzensprung von Immenstaad entfernt, auf der anderen Seite des Bodensees – und scheint doch unerreichbar. „Güttingen ist ja praktisch unsere Nachbargemeinde“, erzählt Ute Stegmann, Leiterin der Immenstaader Tourist-Info. „Da ist nur Wasser dazwischen.“ Genau dieses Wasser war bisher eine schier unüberwindliche Barriere. Besonders auswärtige Gäste, aber auch Einheimische scheuten die Fahrt mit Fähre und Auto um den See herum in die Schweizer Gemeinde. Und auch von Güttingen fanden nur wenige Besucher den Weg auf die deutsche Seite. Doch das soll sich jetzt ändern. Von Juni bis August soll eine neue Schiffslinie Immenstaad und Hagnau auf der einen Seeseite mit Güttingen am anderen Ufer verbinden. Ein besonderes Programm soll die Besonderheiten und Spezialitäten der drei Gemeinden hervorheben und für die Touristen in Tagesausflügen erlebbar machen. Vorab durften Gastronomen, Vermieter von Unterkünften sowie Mitarbeiterinnen der Touristeninformationen aller drei Orte das Angebot ausprobieren.

Auch der Güttinger Gemeindeammann Eugen Staub, der die Idee der Schiffsverbindung mit vorantrieb, war mit an Bord des kleinen Charterbootes, als es am Mittwoch zum ersten Mal am Landesteg in Immenstaad anlegte. „Wir haben überlegt, wie können wir den Touristen den Schweizer Käse näher bringen“, erklärt Sandra Stadler von der Güttinger Tourismuskommission. „Und die Immenstaader suchen ja auch immer nach neuen Dingen, die sie ihren Gästen anbieten können. Der Zug kommt ja nicht in Frage, also haben wir nach einem Schiff geschaut.“ 14-tägig immer mittwochs soll die MS Zeppelin im Sommer von Immenstaad nach Hagnau, von dort nach Güttingen und dann wieder zurück nach Immenstaad schippern. Dabei können die Gäste sowohl individuell ihren Tagesausflug gestalten – die Sonnenecke Bodensee lädt zum Wandern, Radfahren und vielem mehr ein – als auch an einer organisierten Tour teilnehmen.

Tickets gibt es bei den Touristeninformationen in Immenstaad, Hagnau und Sonnenecke (Raiffeisen Regio Altnau) für 21 Euro bzw. 18 Euro mit Gästekarte für Hin- und Rückfahrt. Bis zu 50 Personen finden auf dem Boot Platz.

Ein besonderer Höhepunkt des Ausflugs, den die Gäste für einen Mehrpreis von 21 Euro mitbuchen können, ist das Waldfondue. Hier verbinden die Güttinger zwei Spezialitäten ihrer Region – den Schweizer Käse und den Eichenwald, der zu den größten seiner Art in Europa gehört. Der Käse wird in einem großen Kessel über Holzfeuer geschmolzen. Besucher können sich – ausgerüstet mit einer Schürze, in deren Taschen ein Weinglas sowie das obligatorische Brot Platz findet – die Köstlichkeit am Holzspieß munden lassen.

(Schwäbische Zeitung v. 19.05.11)

Der See bietet Chancen

Das Passagierschiff MS Zeppelin soll die deutschen Touristen ans Schweizer Ufer bringen. In einer Testphase fährt es Altnau, Güttingen, Hagnau und Immenstaad an.

Die vier Ufergemeinden präsentierten sich am Mittwoch von ihrer besten Seite: Die Gemeindevertreter und Tourismusorganisationen nahmen an einer Schnupperfahrt über den Bodensee mit dem Passagierschiff MS Zeppelin teil. Der Güttinger Gemeindeammann Eugen Staub hob dabei besonders die Käse-Tradition, die Projekte im Zusammenhang mit Biodiversität am Seeufer und den großen Eichenwald mit der Möglichkeit des Waldfondues hervor.

Weinspazierweg in Hagnau

Auf deutscher Seite setzt Immenstaad auf Familienfreundlichkeit, die Lädine sowie den Apfel- und Weinspazierweg. Hagnau hingegen gilt als traditioneller Winzerort und bietet historische Entdeckungsreisen im Dorf sowie Wassersportmöglichkeiten.

Der See trennt auch

Die Gemeinden sind zuversichtlich, dass die See überquerende Verbindung ein Bedürfnis ist. Die Vermarktung der Linie inklusive der Ausflugsangebote in der Schweiz werden durch die Touristeninformationen in Hagnau und Immenstaad vermarktet. Das erste Mal wird die MS Zeppelin zum Wildpflanzen- und Kornmarkt rund um den Güttinger Hafen am 28. Mai zum Einsatz kommen. Im Charterverkehr ist das Schiff jeweils am Mittwoch unterwegs.

See trennt die Länder

Das Angebot, so hofft Eugen Staub, werde aber nicht nur von weither reisenden Touristen genutzt. Auch den Einheimischen biete sich die Möglichkeit, die Nachbardörfer besser kennenzulernen. «Der See bietet Chancen, der See trennt aber auch», erklärt er. Wäre kein Wasser zwischen den Gemeinden, bestünde eine gemeinsame Landgrenze, und damit eine viel engere Beziehung, ist sich Staub sicher.

Potenzial besser vermarkten

Die vor einem Jahr gegründete Güttinger Tourismuskommission hat sich überlegt, wie das vorhandene Potenzial besser bekannt gemacht und vermarktet werden kann. Die See überquerende Verbindung, schon lange ein Wunsch in Güttingen und Altnau, sei eine sinnvolle Erweiterung des Angebotes, ist sich Kommissionspräsidentin Sandra Stadler sicher. Die Einbindung der beiden deutschen Gemeinden mache natürlich auch wirtschaftlich Sinn.

Fährt nur mit Gästen

Die MS Zeppelin gehört dem Schifffahrtsunternehmer Ruedi Fürst, der als Kapitän das Schiff im Auftrag von Güttingen über den See lenken wird. Er fährt nur, wenn mindestens 15 Passagiere an Bord gehen. Die Gespräche mit den Gemeinden Hagnau und Immenstaad hätten deutlich gemacht, dass die Tourismusbüros keine großen Probleme hätten, das Schiff zu füllen. Die MS Zeppelin bietet Platz für 50 Passagiere.

(Kurt Peter/St. Galler Tagblatt v. 19.05.11)

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