Konstanzer Wasserbus wäre ziemlich teuer

Die Stadtwerke zögern, und Branchenkenner machen eine einfache Rechnung auf: Für schwimmende Busse auf dem Seerhein in Konstanz müssten Millionen investiert werden.

Die Idee eines Linienverkehrs auf dem Seerhein von der Schänzlebrücke bis in die Innenstadt hat bei den Stadtwerken offenbar keine besondere Begeisterung hervorgerufen. Unternehmenssprecher Josef Siebler sagte, man habe über die schon im Jahr 2009 aufgebrachte Idee schon gesprochen, die Gremien hätten sich aber noch nicht damit befasst. Auf die Schnelle sei ein Konzept für ein komplett neues Verkehrsmittel nicht aufzustellen. Eine solche Entscheidungsgrundlage müsse gründlich erarbeitet werden, sagte Siebler auf Anfrage weiter. „Es wäre ein Projekt der kommunalen Verkehrsplanung“, erklärte er.

Das heißt, dass zunächst die Politik klare Vorgaben treffen und dann eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben müsste. Siebler sagte, für einen einigermaßen dichten Takt seien mindestens zwei Boote erforderlich, die neu oder gebraucht gekauft werden müssten. In der bestehenden Flotte der Bodensee-Schiffsbetriebe seien keine Schiffe vorhanden, die sich für den Kurzstrecken-Linienverkehr eigneten. Zudem müssten Anleger gebaut werden. Einen beim Fährbetrieb übrigen Schwimmsteg an der Schänzlebrücke aufzubauen, habe sich als nicht machbar erwiesen.

Wie viel Geld die Stadt, die Stadtwerke oder ein privater Betreiber für einen Wasserbus investieren müssten, ließ Siebler offen. Es könnten aber mehrere Millionen Euro sein. Selbst kleine Fahrgastschiffe kosten schnell zwei Millionen Euro, wie Branchenkenner sagten. Zu den Einmalkosten käme noch der Aufwand für Personal und Treibstoff.

Das Projekt ist allerdings noch lange nicht gestorben. Denn ein Wasserbus, der Einheimische und Besucher an den vollgestopften Straßen vorbei schippern würde, wäre technisch offenbar durchaus möglich. Siebler sagte, der Wasserstand im Seerhein stelle kein großes Problem dar. Weder hätten für die Linie geeignete Schiffe einen besonders starken Tiefgang, noch hätten sie so hohe Deckaufbauten, dass sie bei hohem Wasserstand nicht mehr unter den Brücken hindurch fahren könnten.

Kommentar zum Konstanzer Wasserbus: Die Stadtwerke sollten den Vorschlag prüfen

Wasserbusse wären nicht nur für die Stadt sinnvoll, sondern für die Stadtwerke auch ein interessantes Geschäft. Wenn sie schlafen, kommt womöglich die Konkurrenz zum Zug. Ein Kommentar von Jörg-Peter Rau.

Dass die Stadtwerke nicht bei jeder gut gemeinten verkehrspolitischen Idee sofort vor Freude aufspringen und in Aktionismus verfallen, ist nachvollziehbar. Ständig werden aus mehr oder weniger berufenem Munde mehr oder weniger sinnvolle Vorschläge auf den Markt geworfen. Jeden ernsthaft zu prüfen, würde viel Zeit und Geld verschlingen. In Sachen Wasserbus sollte das Unternehmen aber nicht zu zögerlich sein.

Zum einen lehrt der pure Augenschein, dass ein „Weiter So“ mit kosmetischen Änderungen nicht viel hilft. Wenn Busfahrgäste in Dettingen vergebens an der Haltestelle stehen, weil der Bus auf der Bodanstraße feststeckt, liegt ein Problem für das ganze Netz vor. Und wenn Passagiere im Shuttle-Bus nicht vorankommen, weil ihre weniger vernünftigen Zeitgenossen die Straßen verstopfen, tut man sich mit dem Aufruf zum Umsteig schwer.

Zum anderen sind die Stadtwerke in einer besonderen Situation. Das Unternehmen hat, vorsichtig gesagt, in den vergangenen Jahren einiges dafür getan, sich gegen private Mitbewerber durchzusetzen. Doch noch gibt es kleine Betriebe am See, mit Wasserbussen unterwegs sind – ob auf dem Trichter oder zwischen Wallhausen und Überlingen. Wenn die Stadtwerke nicht wollen, dass möglicherweise ein interessanter Auftrag an die Konkurrenz geht, sollten sie sich bewegen – und das Trauma Katamaran zumindest für die Planungsphase ausblenden.

(Jörg-Peter Rau/Südkurier v. 14.01.13)

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