Konstanzer SPD beantragt seriöse Studie zu Wasserbus

Die Sozialdemokraten erhöhen über den Aufsichtsrat den Druck auf die Stadtwerke Konstanz . Zunächst soll das Gremium eine Studie beschließen. So soll geklärt werden, ob ein Wasserbus auf dem Seerhein machbar ist.

Die SPD hält trotz der abwartenden Haltung der Stadtwerke an ihrer wiedergeborenen Idee eines Wasserbusses zwischen Schänzlebrücke und BSB-Hafen fest. Die beiden sozialdemokratischen Mitglieder im Stadtwerke-Aufsichtsrat haben nun eine Machbarkeitsstudie beantragt. Zugleich sollen die Stadtwerke die Kosten für die politisch gewollte Idee zumindest nicht komplett selbst übernehmen müssen: „Dabei ist unseres Erachtens eine Beteiligung der Stadt Konstanz an den Kosten der Machbarkeitsstudie möglich“, schreiben Stadtrat Herbert Weber und der Fraktionsvize Jürgen Ruff. Beide gehören dem Kontrollgremium der Stadtwerke an.

Zur Begründung heißt es, das neue Jahr habe so begonnen wie das vergangene endete: mit Stau in der Innenstadt. Dazu schrieben Ruff und Weber: „Am Donnerstag, den 3. Januar, brach der Verkehr erstmals im Jahr 2013 zusammen, so dass auch alle Busse im Stau stecken blieben. Entlastung könnte ein alternatives Angebot bringen, das den Verkehrsweg Wasser nutzt.“ Dabei sollten die Stadtwerke nicht nur ihr Wissen um den öffentlichen Nahverkehr einbringen, sondern auch die Chance auf einen möglichen Auftrag bekommen, hieß es aus der SPD weiter.

In der Sache will auch die SPD erst entscheiden, wenn das geforderte Papier auf dem Tisch liegt. Dabei haben Herbert Weber und der Verkehrsexperte Ruff hohe Ansprüche. Sie stellen sich vor, dass die Boote mindestens alle halbe Stunde fahren, und wollen eine ganzjährige Bedienung der Linie zumindest prüfen lassen. Start soll dem Schreiben zufolge am „Centrothem-Bootsanleger“ sein, der allerdings bis heute nicht errichtet ist. Ein zusätzlicher Halt auf der Höhe des Stadtteils Niederburg solle ebenfalls geprüft werden. Dort hatte bis 1990 die Personenfähre angelegt, die Bauten sind noch teilweise erhalten. Eine Linie auf dem Wasser soll dabei keine Konkurrenz zu den bestehenden Busstrecken sein, schreibt die SPD weiter. Sie fordert eine Integration des Bootskurses ins Liniennetz und eine Verknüpfung mit dem Katamaran von und nach Friedrichshafen.

"Keine Konkurrenz zu den bestehenden Busstrecken"

Wie viel die Einrichtung eines Wasserbusses kosten würde, wird erst das Gutachten ergeben. Die bisherige politische Debatte deutet aber darauf hin, dass die Stadt und/oder der Handel im Zweifelsfall einen Zuschuss geben müssten. Das Bus-Defizit von über vier Millionen Euro im Jahr dürfe nicht weiter ansteigen, hatte es zuletzt geheißen. Auch aus diesem Grund wurde die wenig nachgefragte Buslinie 7 nach nur einem Jahr in diesem Dezember wieder gestrichen. Sie verband den Bahnhof Wollmatingen mit dem Zentrum und hielt unter anderem an der Schänzlebrücke. Für Umsteiger vom Auto war die Linie am Park-and-Ride-Platz dagegen wenig attraktiv, da sie ausgerechnet samstags nicht verkehrte.

Nahverkehr auf dem Bodensee

Als Verkehrsweg hatte der Bodensee bis ins 19. Jahrhundert eine überragende Rolle. Bis heute hat er sie nicht ganz verloren. 

Weiße Flotte:
Lange Strecken und ein gemächliches Vorwärtskommen sprechen eher Touristen als Einheimische an. Von Ostern bis Oktober ist der Bodensee aber ein wichtiger Transportweg und verbindet fast alle Orte. Neben den Bodensee-Schiffsbetrieben (im Besitz der Stadt Konstanz) sind auch die Gesellschaften Vorarlberg Lines, SBS AG sowie Untersee und Rhein aktiv.

Katamaran: Die schnellen Doppelrumpfboote zwischen Konstanz und Friedrichshafen waren als Nahverkehrsmittel geplant. Geworden ist daraus eine Verbindung, die zwar ganzjährig und im Stundentakt verkehrt, aber überwiegend Touristen befördert. Inzwischen gibt es Sonderpreise, die vor allem Einheimische in schwach ausgelasteten Zeiten ansprechen. Der Katamaran hat neben der Anschaffung der Boote seit seinem Start am 1. Juli 2005 mehr als fünf Millionen Euro Verlust gemacht. Bezahlt haben ihn die beiden Städte.

Kleinere Anbieter: Erfolgreich betreibt die Reederei Wilfried Giess die Möwe auf dem Konstanzer Trichter. Sie läuft sommers im Stundentakt den BSB-Hafen, die Seestraße, die Therme und Bottighofen an. Ganzjährig ist als vollwertiges Nachverkehrsmittel das Schiff Wallhausen-Überlingen unterwegs. Die Personenschifffahrt Ewald Giess setzt auf Pendler: winters fährt die „Seestern“ nur an Werktagen morgens und nachmittags.

(Jörg-Peter Rau/Südkurier v. 16.01.13)

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