Astrid Reinhardt und Cordula Oelfken 
machen am Landungssteg Schluss

Damit haben wohl nur die Wenigsten gerechnet: Die Dalben-Damen und Schiffsanbinderinnen vom Kressbronner Landungssteg, Astrid Reinhardt und Cordula Oelfken, hören auf. „Wir haben das jetzt fünf Jahre lang zusammen gemacht, haben es gerne gemacht – und vor allem zu etwas gemacht, was es bislang so noch nicht gab in Kressbronn“, sagt Cordula Oelfken auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung.

Die Gründe für das Aus des beliebten Treffpunkts von Kressbronnern und Gästen am Ufer seien vielschichtig: „Ich habe seit elf Jahren den Job als Schiffsanbinderin gemacht, das heißt, elf Jahre lang keinen richtigen Sommer erlebt. Ich möchte wieder mehr Zeit für die Familie haben, mal wieder Segeln gehen, mal wieder meinen wunderschönen Garten im Sommer genießen“, berichtet Oelfken mit Blick auf die 60 bis 70 Arbeitsstunden pro Woche, die während der Hochsaison locker anfielen.

Zudem sei der Kiosk am Landungssteg keine Goldgrube – trotz des enormen Arbeitspensums. Zu zweit sei es in mittleren und guten Sommern zwar immer aufgegangen – „und wir hatten zum Glück nie einen richtig schlechten Sommer in all‘ den Jahren. Doch der letzte war durch das verregnete Frühjahr hart an der Grenze, das konnten wir im August, der ja echt schön war, nicht wieder reinholen“, erklärt Cordula Oelfken.
Nun habe die Gemeinde zudem den Pachtzins erhöht – was ein nicht unerhebliches Risiko darstelle, so die Schiffsanbinderin.

„Wir wollen mit unseren öffentlichen Liegeschaften keinen Gewinn erwirtschaften, aber wir wollen sie auch nicht mit Steuermitteln querfinanzieren“, begründet Kämmerer Matthias Käppeler die Erhöhung der Pacht von 5.000 auf 9.000 Euro pro Jahr. Diese sei nötig geworden, weil immer wieder Dinge repariert oder saniert werden mussten – denn auch die Einrichtung des Kiosk gehöre der Gemeinde. Und vor allem ein Blick auf die anderen verpachteten Einrichtungen der Gemeinde habe zu der Entscheidung geführt: „Das Café am Seegarten beispielsweise zahlt 24.000 Euro pro Jahr, hat allerdings auch das ganze Jahr über geöffnet. Aber auch der Strandbadmeister muss zehn Prozent des Umsatzes aus dem Strandbadkiosk als Pacht an uns abtreten – und das sind zwischen 15.000 und 20.000 Euro pro Jahr“, berichtet Matthias Käppeler über die Größenverhältnisse.

Nullnummer für die Gemeinde

Im vergangenen Jahr sei der Landungssteg durch verschiedene Reparaturen und Investitionen eine Nullnummer für die Gemeinde gewesen, weshalb die Relation nicht mehr gestimmt habe und nun etwas passieren musste. Noch bis kommenden Freitag läuft die Bewerbungsfrist für die potenziellen neuen Pächter. „Wir hatten bislang sechs oder sieben Anrufe und haben drei schriftliche Bewerbungen vorliegen“, so der Kämmerer. Als nächstes würden die Konzepte – die sowohl den Kiosk, die Arbeiten der Schiffsanbindung und das Reinigen der öffentlichen Toilettenanlagen umfassen müssen – geprüft und schließlich dem Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung am 16. Oktober zur Entscheidung vorgestellt.

„Das war unser Baby – deshalb fällt es uns nicht ganz leicht, das aufzugeben. Das war nicht einfach nur Bonbons und Bier verkaufen, das kann jeder. Wir haben Emotionen dabei gehabt – jemand, der einen Abend bei uns verbracht hat, hat gedacht, er kommt gerade erholt aus dem Wochenende“, sagt Cordula Oelfken dann doch ein bisschen traurig zum Schluss.

Die Gemeinde sucht zum 1. Januar 2014 einen neuen Pächter für den Kiosk am Landungssteg. Der Pachtzins beträgt 9.000 Euro pro Jahr plus Mehrwertsteuer. An das Pachtverhältnis sind die Arbeiten der Schiffsanbindung geknüpft, für die eine besondere Vergütung vereinbart wird. Ebenso sind die öffentlichen WC-Anlagen gegen besondere Vergütung zu reinigen. Interessenten werden gebeten, eine schriftliche Bewerbung bis spätestens Freitag, 4. Oktober, bei der Gemeindeverwaltung einzureichen. Weitere Infos bei Kämmerer Matthias Käppeler, unter Telefon 07543 / 96 62 18.

(Britta Baier/Schwäbische Zeitung v. 03.10.13)

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