„Es wird was fehlen ohne die Beiden“

Ade, servus, au revoir und good bye: Zum Schluss kullern die Tränen bei Astrid Reinhardt und Cordula Oelfken, als das letzte Schiff der Saison den Landungssteg verlassen hat und Marc Minkner, Nicolai Scholl und Philipp Woyte den beiden Dalben Damen ein Ständchen singen. Die bewegenden Zeilen hat nicht irgendwer getextet, sondern Cordulas Tochter Lilly. „Ihr habt hier ein Gefühl der Toleranz und der Zusammengehörigkeit geschaffen, das wir weiterleben“, sagt Lilly Milz in ihrer kleinen Ansprache.

Trotz des Nieselwetters drängen sich Hunderte Kressbronner, Kapitäne und Gäste rund um den Landungssteg mit seinem Kiosk, der für viele Dank der beiden liebenswerten Betreiberinnen zu einem besonderen Treffpunkt geworden ist. Die weiteste Anreise haben zwei Gäste aus Frankreich, ein Ehepaar aus Hamburg hat extra seinen Urlaub um eine Woche verlegt, um an diesem Tag dabei zu sein. „Wir haben hier jeden Morgen unseren Tag mit einem Viertele begonnen – es wird was fehlen ohne die Beiden“, sagt ein Ehepaar aus Kirchheim/Teck, das ebenfalls nur für diesen Tag nach Kressbronn gekommen ist.

Wie jedes Jahr werden die drei letzten Schiffe mit dem traditionellen Stegfest verabschiedet, und nach jedem Schiff wird die Stimmung schwermütiger. Zwischendurch erinnert Cordula Oelfken an ihre Anfänge im Sommer 2003, dem Jahrhundertsommer. „Das war ein unglaubliches Jahr mit vielen Gästen – und ich allein. Auch wenn ich etwas seemannmäßig unterwegs bin, aber das war zu viel für meine Nerven.“ Ganz anders dagegen der letzte Tag ihrer allerersten Saison: Kapitäne und Schiffsbedienstete bedankten sich bei ihr, die allein auf dem Landungssteg die Stellung hielt.

Im nächsten Jahr lud sie ihre Freunde ein, um an diesem Tag dort nicht allein zu stehen. „Es war stürmisch, regnerisch und einfach ein furchtbarer Tag – aber alles nicht so schlimm: Wir waren ja schon zu acht“, erinnert sich Cordula mit einem Schmunzeln. Dieter Rau war es schließlich, der 2005 das erste offizielle Stegfest aus der Taufe hob und alle Kressbronner und Urlaubsgäste einlud. „Er war der Initiator“, blickt die Schiffsanbinderin zurück, die seine Idee zusammen mit ihrem Team auch nach seinem Tod in Ehren hält.

„Im Frühjahr und Herbst waren wir hier oft allein, dabei gab es auch dann noch so schöne Tage, sodass wir den Kiosk eröffnet haben. Wir wollten allen Menschen am See zeigen, welche Magie dieser Platz hier hat – nicht nur in der Hochsaison“, so Cordula. Sie bedankt sich bei ihren vielen Helferinnen, bei der Touristinfo, beim Bauhof, den verschiedenen Schiffsunternehmen und natürlich bei ihrer Familie: „Vielen Dank, dass ihr immer so für mich da wart.“

Im kommenden Jahr ist der Kiosk „Dalben Damen“ Geschichte – aus dem Kiosk wird dann das „Ständle“. „Aber sonst ändert sich nichts“, betont die Nachfolgerin, Agnesa Amato, die von Beginn an dabei ist und auch alle 15 Angestellten übernimmt.

Inzwischen sind die letzten Liedzeilen von „Gute Nacht Freunde“ verklungen, die Tränen ein bisschen getrocknet. Und wie geht es jetzt weiter für die Dalben Damen? Astrid zieht es für vier Wochen auf dem Pferd nach Marokko, Cordula wird sich erst mal ausruhen. Und wer weiß: „Der Name Dalben Damen ist rechtlich geschützt – wir haben so viele neue Ideen im Kopf, die wir gerne umsetzen würden“, blicken die beiden voraus. Sie gehen Kressbronn also nicht verloren.

(Britta Baier/Schwäbische Zeitung v. 22.10.13)

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