1300 Retter üben den Katastrophenfall

Samstagmorgen. Es ist grau, kalt, windig und verregnet. Doch das ist nicht keine Katastrophe. Das Folgende aber sehr wohl: Ein Eisenbahntriebwagen ist auf dem Industriegleis zwischen Fischbach und Immenstaad im Bodenseekreis mit einem Kesselwagen zusammengestoßen, entgleist und umgekippt. Mehr als 50 Passagiere sind teilweise schwer verletzt, sie bluten und schreien.

Der Kesselwagen ist ein Gefahrenguttransport. Er ist leckgeschlagen und hundertprozentige, stark ätzende und brandgefährliche Essigsäure entweicht spritzend, das schleimhautreizende Gas verbreitet sich rasch. Aus allen Himmelsrichtungen rücken Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Deutsches Rotes Kreuz an. Die Rettungskräfte müssen die Verletzten bergen, aus der Gefahrenzone bringen und erstversorgen. Gleichzeitig muss die Essigsäure unter Kontrolle gebracht werden, um Schaden für Mensch und Umwelt zu vermeiden.

Zur selben Zeit ist vor Friedrichshafen die MS Konstanz in Not geraten. Ein Brand im Maschinenraum greift nach einer Explosion auf das ganze Schiff über. An die hundert Menschen müssen geborgen werden. Sie schreien vor Angst. Einige springen panisch ins Wasser. Die „Mann über Bord-Meldung“ geht zusätzlich bei den Rettungsdiensten ein. Eine internationale Suchkette der Wasserschutzpolizei und des DLRG wird eingerichtet, um die Personen zu suchen und zu bergen. Schließlich tritt aus dem Schiff auch noch Öl aus. Die heraneilenden Rettungskräfte eine Ölbarriere errichten. Als ob das alles nicht genug wäre, sind in einem Kieswerk bei Tettnang zwölf Menschen und zwei Fahrzeuge nach einem Hangrutsch und unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes verschüttet worden.

Ein fürchterliches Szenario. Aber keine Sorge; zum Glück ist das alles nur eine groß angelegte Übung gewesen. Am Samstag fand nämlich die Katastrophenschutz-Vollübung des Bodenseekreises statt. Rund 1300 meist ehrenamtliche Retter und Helfer aus dem gesamten Bodenseekreis und darüber hinaus waren an der Katastrophenschutzübung unter Federführung des Landratsamts beteiligt, dazu mehr als 180 Einsatzfahrzeuge.

(Schwäbische Zeitung v. 10.10.11)

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