Die Schifffahrt regional sichern

Für den Rorschacher Betrieb wird die Beteiligung weiterer Gemeinden angestrebt und die Strategie überprüft

Diesmal besteht Hoffnung, dass die Saison auf dem Alten Rhein wie geplant beginnen kann an Auffahrt. Damit die Rorschacher Schiffe trotz Defizit noch viele Saisons fahren, erarbeitet die Regio Vorschläge für eine größere Trägerschaft.

Sofern das Wasser im Bodensee bis dann auf mindestens 395,50 Meter über Meer steigt, wird in knapp drei Wochen, am 5. Mai, der Linienverkehr Rorschach- Altenrhein - Rheineck beginnen. Derzeit fehlen noch rund 20 Zentimeter. Bei gleichem Anstieg wie in den vergangenen drei Wochen wird bis zum geplanten Saisonstart genau die nötige Wassermarke erreicht. Im Vorjahr konnte der Alte Rhein erst ab 25. Mai befahren werden, weil die Trockenheit von 2003 noch nachgewirkt hatte.

Kostendeckend nicht möglich

Auf seiner Linie wird der Schifffahrtsbetrieb Rorschach durch die Natur eingeschränkt. Auf den See ausweichen kann er aus rechtlichen Gründen nur sehr beschränkt. Wegen dieser Voraussetzungen sind Defizite nicht zu vermeiden. Zu diesem Schluss kommen Fachleute von PricewaterhouseCoopers in einer vom Stadtrat Rorschach veranlassten Unternehmensanalyse. In den vergangenen Jahren konnten von den Kosten (die Abschreibung inbegriffen) durchschnittlich 200 000 Fr. nicht aus dem Betrieb gedeckt werden. Den Fehlbetrag bezahlen bis jetzt die drei Gemeinden mit Anlegestelle an der Linie: Rorschach 56,8%, Rheineck 28,4% und Thal 14,8%.

Neue Chancen ausloten

Die Unternehmensanalyse bietet auch Ansätze, die Strategie des Betriebs zu überprüfen. Als Beispiel nennt der Rorschacher Stadtpräsident Thomas Müller einen allfälligen Ersatz des kleinsten der drei Schiffe wegen überdurchschnittlich hoher Kosten im Verhältnis zur Passagierzahl. Weiter soll unter anderem geprüft werden, ob sich durch den bevorstehenden Zusammenschluss von Bodensee-Flotten neue Möglichkeiten für die Rorschacher Schiffe ergeben.

Bekenntnis zur Schifffahrt

Auch wenn Verbesserungen möglich sind, wird ein Fehlbetrag bleiben; alle Schiffsverbindungen in der Schweiz und auf dem Bodensee arbeiten defizitär. In Maßnahmen für eine bessere Finanzlage von Rorschach bezieht der Stadtrat auch die Schifffahrt ein, wobei er dieses Touristen und Einheimischen dienende Angebot bewahren will. Sein Ziel ist deshalb eine größere Trägerschaft. Als Mitzahler kommen hauptsächlich weitere Gemeinden der Region in Betracht. Aufgrund positiver Signale aus der Diskussion unter den Mitgliedgemeinden setzt der Vorstand der Regio Rorschach-Bodensee (früher Regionalplanungsgruppe) eine Projektgruppe ein, die Kosten und Strategie überprüft und Vorschläge für eine neue Trägerschaft erarbeitet. Auch wenn noch keine Beschlüsse gefasst wurden, darf daraus ein Bekenntnis zu diesem Schifffahrtsangebot abgeleitet werden.

Auf und Ab

Die Zahl der Fahrgäste beim Schifffahrtsbetrieb Rorschach ist stark abhängig vom Wasserstand. Mit dem Seepegel sinkt oder steigt auch das Wasser der einzigen Linie, des Alten Rheins - zu tief oder zu hoch. In einer vollen Saison benützen gut 50 000 Personen die Linienfahrten. Im trocken-heißen 2003 waren es nur 22 000, im Hochwasserjahr 1999 nur 36 400. Auch die Passagierzahl des vergangenen Jahres - 45 272 - spiegelt den Wasserstand: bis der Alte Rhein wieder genügend Wasser hatte, verzögerte sich der Saisonstart um gut drei Wochen.

(St. Galler Tagblatt v. 16.04.05)

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