Ablehnung bis Begeisterung

Planer und Ingenieure, aber auch Hermann Hess, VR-Präsident der SBS, saßen neben dem Gemeinderat auf dem Podium, das über den geplanten Wiederaufbau der historischen Schiffsanlegestelle informierte.

«Die Anlegestelle ist Gesprächsthema Nr. 1 in der Gemeinde und ich erlebe Reaktionen von Freude und Begeisterung bis zur fundamentalen Ablehnung», stellte Frau Gemeindeammann Brigitte Kaufmann-Arn einleitend fest. Das Lieblingsprojekt des Gemeinderates wurde zwar seit geraumer Zeit, zuletzt am Tag des Steges, ausführlich der Öffentlichkeit vorgestellt, doch, so Kaufmann, sei man unsicher, ob sich die Uttwiler Stimmbürgerschaft der historischen und einmaligen Chance eines Wiederaufbaus bewusst ist.

50prozentige Kostenbeteiligung

«Wir wollen als Gemeinde am See ohne Hafen die letzte Möglichkeit nutzen, durch eine Anlegestelle einen öffentlichen Zugang zum See und zur Kursschifffahrt zu erhalten», begründete Frau Gemeindeammann die Vorlage des Gemeinderates. Der Kantonale Richtplan beinhalte nach Altnau den Bau von maximal zwei weiteren Stegen am oberen Bodensee. Uttwil habe schnell reagiert und sei aufgrund günstiger Bedingungen als weiterer Standort ausgewählt worden.

Der Kanton garantiere eine 50prozentige Kostenbeteiligung. Mit Netto-Investitionen von 550 000 Franken könne das Dorf belebt werden, ohne mit einem Tourismusboom rechnen zu müssen. Bei 2,3 Kilometern Seeanstoß seien lediglich 200 Meter öffentlich zugänglich. Der Steg mit einer Gesamtlänge von 90 Metern verlängere diesen Anteil beträchtlich.

Wertet Uferbereich auf

Wesentlich sei vor allem der Gewinn an Sicherheit, so Brigitte Kaufmann: Mit dem Bau des Steges werde die heute gültige rechtliche Situation umgekehrt: das nur geduldete Baden könne offiziell gestattet werden, da gleichzeitig ein Anlegeverbot für Schiffe am Damm in Kraft treten werde. Während der Bauphase sei nur mit geringen, vorübergehenden Beeinträchtigungen zu rechnen, versicherten die Ingenieure der mit der Planung beauftragten Wälli AG.

Aus ökologischer Sicht wurde das Projekt als unbedenklich eingestuft. Die Strömung im Flachwasserbereich werde nicht unterbunden, eine dauernde Beschattung im Stegbereich aufgrund der speziellen Bauweise vermieden. Die Neuauflage des historischen Steges werte Uferbereich und Ortsbild entscheidend auf.

Angst vor Vandalismus

Man solle nicht von Nachtbuben reden, wenn man – aus welchem Grund auch immer – den Steg nicht wolle, wehrte sich Brigitte Kaufmann gegen die Angst vor Jugendvandalismus. Auch wenn der Steg komme, werde weiter in Zusammenarbeit mit den Nachbardörfern für Sicherheit im öffentlichen Raum gesorgt. Beherrscht wurde die lebhafte Diskussion am Informationsabend vom Donnerstag zunächst von Neu-Uttwilern, die um ihr neu entdecktes Paradies fürchten. Auch ein Zugang für Behinderte an der Badestelle wurde angemahnt; umstritten, da es zwar ein legaler, aber nicht offizieller Badeplatz sein wird. Die Schifffahrt werde den beschaulichen Verhältnissen ein Ende machen, befürchtete eine Anliegerin.

Drei Mal täglich

Alte Uttwiler wachten erst gegen Ende der Veranstaltung auf und forderten deutlich die Umsetzung des Projektes, nachdem vor sieben Jahren eine gute Chance vertan worden sei. Hermann Hess versicherte auf Anfrage, dass die Kursschifffahrt Uttwil drei Mal täglich anlaufen werde

(Alois Degenhardt/St. Galler Tagblatt v. 12.09.09)

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