«Saal ist der Empfang am Hafen»

Großes Interesse am Infoabend zur Saalabstimmung vom 15. Mai: Rund 300 Interessierte ließen sich von Gemeindeammann, Gemeinderat und Architekten informieren. Den «Satz des Abends» sagte Finanzverwalter Franz Stucki.

Norbert Senn begrüßte die Interessierten im Bodansaal und auf dem Podium die Architekten Oliver Schwarz und Margreth Blumer, die Gemeinderäte und den Bauverwalter Reinhard Hofmann. Er machte nochmals auf die große Bedeutung der Abstimmung für Romanshorn aufmerksam.

Ganzes Grundstück kaufen?

Gegen Schluss des Abends wurde rege diskutiert: In der Fragerunde (siehe Box) wurden einige Zweifel geäußert und nicht alle Unsicherheiten aus dem Weg geräumt. Vor allem Verknüpfungen zwischen HRS und SBB und den Abhängigkeiten daraus für die Gemeinde, gaben zu reden. Einen ersten Szenenapplaus erhielt ein Votant, der fragte: «Warum stimmen wir nicht darüber ab, ob die Bevölkerung das ganze Güterschuppenareal kaufen will?» Senn relativierte: «Das Land gehört der SBB und die haben eine Planungsvereinbarung mit der HRS.» Die Aussage von Franz Stucki «Das Land ist 4 bis 5 Mio. Franken wert. Wenn wir bereit sind, das zu zahlen, bekommen wir es morgen schon», ließ den Saal aufhorchen. Stucki relativierte zwar auf späteres Nachfragen seine Aussage, die SBB und die HRS müssten einverstanden sein. Aber er zog sie nicht direkt zurück.

Flanierzone

Gemeinderat Markus Fischer blickte zurück in die Geschichte des Güterschuppenareals, auf den Brand des Güterschuppens vor 15 Jahren. «Die ehemalige Transitpost und das Güterschuppenareal wurden von der Gemeinde als mögliche Standorte für einen Saal in Betracht gezogen.» Nach ersten Plänen der HRS über das Güterschuppenareal, habe die Gemeinde Einfluss nehmen und den Abstand von der Hafenmauer zu den Gebäuden von 4 auf 14 Meter verbreitern können. «So kann jetzt eine Flanierzone entstehen ähnlich wie in Friedrichshafen.»

«Ein Werk für Generationen»

Architekt Oliver Schwarz beleuchtete den Standort des Saals am Hafen aus einer weitwinkligen Perspektive: Romanshorn sei Endpunkt der Ost-West-Achse. «Der Karrierenwandel von Romanshorn als Tourismusort ist zwingend notwendig.» Der Saal und die HRS-Gebäude seien Schicksalsgemeinschaften, aber zwei unterschiedliche Projekte, und es sei sinnvoll, die Pläne gesamthaft anzuschauen. «Der Saal strahlt eine Präsenz aus und zeigt, dass Romanshorn ein Angebot hat, ohne überheblich zu wirken.»

Auf die Zusammenarbeit mit den Vereinen ging Gemeinderat Patrik Fink ein. «Wir haben alle Vereine befragt und sämtliche Anliegen in die Planung aufgenommen.» Es könne Land an bester Lage gesichert werden, und das Hafenareal erfahre durch die neue Verkehrsraumgestaltung eine große Aufwertung. «Der Saal ist ein Werk für Generationen.»

Zugang zum See gesichert

600 000 Franken seien bis jetzt bereits ausgegeben worden und wären im Falle eines Neins verloren, so Gemeinderat Max Sommer. Der Landerwerb würde die Gemeinde 1,332 Mio. Franken kosten, der Bruttokredit für den Saal, über den abgestimmt werde, betrage 14,85 Mio. Franken. Davon beträgt der Gebäudeanteil Tiefgarage für die rund 50 Parkplätze 2,6 Mio. Franken. Auf häufig gestellte Fragen ging Peter Höltschi schon vor der Fragerunde ein. Beantwortet werden diese auch in der Botschaft. Dabei äußerte er sich auch dazu, weshalb die Gemeinde keinen Saal auf dem Bodanareal wolle: «Wir möchten keine Verflechtungen mehr mit verschiedenen Stockwerkeigentümern, und tagsüber soll es Leben mit vielen Leuten im Bodan haben.» Ende Mai werde die Gemeinde zehn Projekte des Bodan-Wettbewerbes vorstellen.

Gemeinderätin Käthi Zürcher wollte die Anwesenden nochmals für das Saal-Projekt begeistern: «Der Saal macht Romanshorn kulturell interessanter und regional bekannter.» Der Zugang zum See sei gesichert und das Restaurant im Saal phantastisch gelegen.

(Christa Kamm-Sager/St. Galler Tagblatt v. 09.04.11)

 

Ein Gastroturm statt Blöcken

Die IG Hafen stellte am Donnerstag Ideen zur Nutzung des Güterschuppenareals vor und ließ sich dabei von Lissabon und Genf inspirieren. Auf einhellige Zustimmung stieß der Vorschlag, die Gemeinde solle das ganze Landstück kaufen.

Was mit dem Streifen an bester Lage am Romanshorner Hafen passieren soll, bewegt die Romanshorner. Am Mittwoch ließen sich 300 Besucher vom Gemeinderat im Bodansaal über den geplanten Saal informieren.

Am Donnerstag folgten nochmals gegen 200 Personen der Einladung der IG Hafen Romanshorn, die ihre Visionen für das Güterschuppenareal vorstellte.

Turmrestaurant und Pavillon

«Wir zeigen Ihnen keine ausgearbeiteten Projekte, sondern präsentieren Ihnen Ideen, wie das Land gestaltet werden könnte», stellte IG-Präsident Martin Dempfle ganz am Anfang klar. Bei der Suche nach einer möglichen Nutzung des Geländes hat sich die IG in anderen Städten am Wasser umgesehen.

Aus ihrer Sicht gelungene und auf Romanshorn prinzipiell übertragbare Beispiele präsentierte Architekt Dieter Bötschi. In Lissabon sah die IG am Hafen ein dreigeschossiges Hotel, in Genf mobile Container mit der Infrastruktur eines Restaurants, in Aviles in Spanien ein internationales Kulturzentrum mit einem Turmrestaurant, in dem Gastronomie als Kunst verstanden wird. «Das könnte der neue Leuchtturm von Romanshorn werden», sagte Dempfle. Denkbar seien auch ein Musikpavillon, eine Launch oder eine überdachte Fläche, die winters (Eislauf) wie sommers (Restaurant) genutzt werden könnte.

Aus dem Publikum kam eine weitere Idee. Ernst Züllig schlug den Bau eines Festhallenbades vor – eine Kombination von Festhalle und Hallenbad. Die Doppelnutzung soll eine bewegliche Decke möglich machen, die im Sommer der Boden über dem Wasserbecken wäre.

Gemeinde soll Areal kaufen

Ein weiterer Besucher forderte eine Initiative zum Kauf des gesamten Güterschuppenareals durch die Gemeinde. «So könnte man den Stein ins Rollen bringen.» Im Publikum stieß die Anregung auf fast einhellige Zustimmung. Als Dempfle fragte, wer einen entsprechenden Vorstoß unterstützen würde, gingen von einzelnen Enthaltungen abgesehen alle Hände im Bodansaal in die Höhe. «Das ist phänomenal», freute sich Dempfle.

Ob die IG den Ball politisch aufnimmt, wollte er auf Anfrage offen lassen.

SBB in der Verantwortung

Ein Besucher zweifelte, dass die Gemeinde das ganze Land erwerben könnte, selbst wenn das Stimmvolk dem Gemeinderat einen entsprechenden Auftrag geben sollte.

Für Bötschi ist es «eine Frage des Marktes», wie er sagte. Die Gemeinde habe eine starke Stellung. Sie bestimme, was auf dem Areal gebaut werden könne. Zudem könne die SBB als Staatsbetrieb nicht ohne jegliche Sensibilität gegenüber den Bedürfnissen vor Ort vorgehen.

Am Vorabend hatte der Romanshorner Finanzverwalter Franz Stucki an gleicher Stelle gesagt, das Güterschuppenareal sei 4 bis 5 Millionen Franken wert. «Wenn wir bereit sind, das zu zahlen, bekommen wir es schon morgen.»

Bevölkerung muss wollen

In Romanshorn sei vieles möglich, zeigte sich ein Besucher überzeugt. Der Wille zur Veränderung müsse aber von der Bevölkerung kommen.

(Markus Schoch/St. Galler Tagblatt v. 09.04.11)  

zurück