Zurück zum Bodensee-Fahrplan

Anstelle eines Schiff-Fahrplans für den gesamten Bodensee gibt es 2012 verschiedene Broschüren. Dies ist die Folge eines mittlerweile beigelegten Streits zwischen den Reedereien. Für 2013 ist wieder ein gemeinsamer Fahrplan vorgesehen.

Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf Reisen geht, tut gut daran, deren Abfahrtszeiten vorgängig nachzuschlagen. Dies gilt auch für Fahrten mit den 36 Kursschiffen auf dem Bodensee. Wann sie an- und ablegen, erfahren Ausflügler im Internet. Oder, wenn sie die klassische Variante bevorzugen, im gedruckten Fahrplan. Nach einer aus früheren Jahren bekannten Ausgabe, die das Angebot der Schifffahrtsgesellschaften umfasst, sucht man dieses Jahr jedoch vergebens. Reisefreudige müssen ihre Informationen aus verschiedenen Broschüren zusammensuchen.

Dieser Missstand veranlasste Walter Klee aus Rorschacherberg diesen Mai dazu, einen Leserbrief zu schreiben. «Uns Einheimischen sind mindestens vier Fahrpläne ins Haus geflattert, aber alle Verantwortlichen für Schifffahrt und Tourismus bringen keinen gemeinsamen Fahrplan für alle Anschlüsse auf dem See zustande», heißt es darin. Klee bedauert dies insbesondere im Hinblick auf die ortsunkundigen Feriengäste in der Bodenseeregion.

Streitpunkt Querverbindung

Der Grund für die aktuelle Broschürenflut ist eine mittlerweile geklärte Meinungsverschiedenheit zwischen den großen Bodensee-Reedereien. Dies sind die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt (SBS) mit Sitz in Romanshorn, die deutsche Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) sowie die österreichische Walter Klaus Bodenseeschifffahrt (Vorarlberg Lines). Im April 2011 gaben die drei Betriebe eine weitreichende Kooperation bekannt. Dazu gehört unter anderem die koordinierte Instandhaltung der Flotte sowie ein gemeinsam herausgegebener Fahrplan. Einige Monate später kam es aber zu den erwähnten Unstimmigkeiten, welche die anfängliche Freude über den Zusammenschluss trübten. Sie beruhten laut SBS-Verwaltungsratspräsident Hermann Hess auf der neuen Querverbindung zwischen Altnau in der Schweiz und Hagnau am deutschen Ufer. Die beiden Gemeinden wandten sich diesbezüglich zunächst an die BSB in Deutschland. Das Vorhaben scheiterte aber an der fehlenden Rentabilität, da zunächst keine finanzielle Unterstützung der Gemeinden vorgesehen war, wie BSB-Geschäftsführer Jörg Handreke im Januar gegenüber dem «Südkurier» bestätigte.

Auch die SBS prüfte eine mögliche Verbindung zwischen Altnau und Hagnau und realisierte diese schließlich dank doch noch erfolgten Zuschüssen der Gemeinden. Die BSB hingegen ging bei diesem Auftrag leer aus.

Rückkehr zum Gesamtfahrplan

Der Alleingang der Schweizer stieß bei den Partnergesellschaften nicht auf Anklang. Als Folge davon wurden die Linien der SBS im VSU-Fahrplan für das Jahr 2012 nicht berücksichtigt. Die Empörung der SBS war entsprechend groß. «Doch mittlerweile ist das Thema vom Tisch», sagt Hermann Hess von den SBS erleichtert.

Die VSU-Gesellschaften würden nun wieder eng zusammenarbeiten und untersuchen, wie die Kooperation aller Partner verbessert werden könne, sagt Hess. Dies geschehe insbesondere im Interesse der Kunden. Und letztlich lässt sich laut Hess für den Schiffsverkehr zwischen Altnau und Hagnau eine positive Bilanz ziehen: «Die Passagiere, sowohl Touristen als auch Einheimische, haben die Querverbindung sehr gut aufgenommen.» Sie entspreche daher einem Bedürfnis und soll weiter betrieben werden.

Auch wenn der Konflikt zwischen den großen Bodensee-Schifffahrtsbetrieben nun Geschichte ist – geblieben sind für die laufende Saison die getrennten Fahrpläne. «Diese wurden nämlich bereits im vergangenen Herbst gedruckt», sagt Hermann Hess, und er fügt an: «2013 wird es wieder einen gemeinsamen Fahrplan geben.»

Leserbriefschreiber Walter Klee aus Rorschacherberg freut sich darauf: «Zwar habe ich mir unterdessen eine eigene Liste mit den Abfahrtszeiten der Schiffe zusammengestellt. Aber ich bin froh, wenn ich das in der kommenden Saison nicht mehr machen muss.»

(Anina Rütsche/St. Galler Tagblatt v. 19.06.12)

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