SBS und Stadt gehen aufs Wasser

Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft würde gerne eine Holzplattform mit zwei Stegen für die Ausflugsschiffe im Romanshorner Hafen bauen. Der Stadtrat ist bereit, sich mit maximal 600 000 Franken zu beteiligen.

Die Idee ist schon über fünf Jahre alt. Jetzt soll sie endlich realisiert werden. Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft (SBS) will eine 1000 Quadratmeter große Holzplattform mit zwei Ebenen im Romanshorner Hafenbecken direkt vor dem umgebauten Verwaltungsgebäude erstellen und hat für die letzten Oktober angelaufene Planung einen Kredit von 150 000 Franken gesprochen.

Die Konstruktion reicht gemäß den gestern vorgestellten Plänen an der breitesten Stelle auf der Seite zum Bahnhof 15,5 Meter ins Wasser und verjüngt sich gegen die Anlegestelle der Fähre hin auf 3,5 Meter.

Verbunden mit der Plattform sind zwei 35 Meter lange Schwimmstege. An ihnen sollen künftig vier Ausflugsschiffe der SBS anlegen können, die heute an der Hafenmauer liegen. Die Betriebsabläufe würden so viel einfacher, sagte gestern SBS-Verwaltungsratspräsident Hermann Hess.

Alle ins Boot geholt

Die geplante Plattform schließt bündig an die Oberkante der Hafenmauer an, so dass der enge Durchgangsbereich zwischen Bahnhof und Fähreanlegeplatz deutlich breiter werden würde. Eine Treppe auf der ganzen Länge beziehungsweise eine Rampe führen auf einen 90 Zentimeter tieferen Bereich, von wo es auf die Schiffstege geht. «Auf diese Weise können wir einen behindertengerechten Zugang schaffen, den es heute nicht gibt», sagt Hess.

Die SBS treibt das Projekt mit Hochdruck voran mit dem Ziel, die Baubewilligung im Januar des nächsten Jahres in den Händen zu halten, so dass die Plattform zum Beginn der Saison im April 2015 stehen könnte. «Das müsste realistischerweise möglich sein», sagte gestern Benno Gmür, der Delegierte des SBS-Verwaltungsrates. «Es wäre eine Überraschung, wenn es noch etwas gäbe.» Alle Nachbarn seien informiert. Von ihrer Seite dürfte es gemäß Gmür keinen Widerstand geben. Auch mit der Denkmalpflege und den zuständigen Stellen beim Bund sei das Vorhaben abgesprochen. Das Baugesuch wird diese Woche öffentlich aufgelegt.

Stadt will sich beteiligen

Dass es plötzlich so schnell geht, hat vor allem mit dem Stadtrat von Romanshorn zu tun. Er hat sich bereit erklärt, einen Viertel der geschätzten Investitionskosten von 2,4 Millionen Franken beziehungsweise maximal 600 000 Franken zu übernehmen. Im Gegenzug würde sich die SBS vertraglich verpflichten, die in ihrem Besitz bleibende Plattform öffentlich zugänglich zu halten und die gesamten Unterhaltskosten zu tragen. «Die Summe ist zwar groß, doch wir bekommen einen Platz an bester Lage», sagt Stadtammann David H. Bon. Man soll dort sogar auf einem Stuhl an einem Tisch Platz nehmen und etwas trinken können. Denn geplant ist auch eine kleine Gaststätte. «Gleichzeitig wird die Mole freigespielt, wenn die Schiffe nicht mehr dort vertäut sind.» Das eröffne am Hafen ganz neue Perspektiven, sagt Bon. Romanshorn und die SBS seien «eine Schicksalsgemeinschaft», betonten beide Seiten gestern wiederholt.

Abstimmung am 19. Mai

Die Rechnung geht allerdings nur auf, wenn die Bevölkerung mitspielt. Sie muss an der Rechnungsgemeinde vom 19. Mai die Pläne des Stadtrates absegnen. Was passiert, wenn die Romanshorner Nein zum Kredit sagen, ließen die Verantwortlichen der SBS gestern offen. «Dann müssen wir weitersehen», meinte Gmür. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass das Projekt in diesem Fall zumindest vorderhand nicht realisiert wird. «Eine solche Investition ist durch die entstehenden Synergien allein nicht zu rechtfertigen», machte Hess klar.

(Markus Schoch/Thurgauer Zeitung v. 19.02.14)

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