Die Fähre ist eine Strasse

Der Fährfahrplan zwischen Romanshorn und Friedrichshafen soll dichter werden. Ab Mai prüfen der Kanton Thurgau, Baden-Württemberg, Romanshorn und Friedrichshafen in Arbeitsgruppen die Möglichkeiten dazu.

 «Für das Projekt einer Verdichtung der Schiffsverbindungen ist ein Durchbruch erzielt worden.» So ließen sich der Romanshorner Stadtammann David H. Bon und sein Amtskollege aus Friedrichshafen, Andreas Brand, etwas verklausuliert in einer Pressemitteilung zitieren. Werner Müller, Abteilungsleiter öffentlicher Verkehr des Kantons Thurgau, bestätigt die Aussagen und konkretisiert: «Arbeitsgruppen werden ab Mai abklären, wie die dichtere Verbindung ausgestaltet werden kann.»

Eine zweite Studie

Mit im Boot für das Projekt sind der Kanton Thurgau, Baden-Württemberg, die beiden Städte Romanshorn und Friedrichshafen sowie die Schweizerische Bodenseeschifffahrt und das deutsche Pendant, die Bodensee-Schifffahrtsbetriebe. Sie alle waren bereits bei einer ersten Studie beteiligt. «Aus dieser ging hervor, dass ein Halbstundentakt angebracht wäre», sagt Müller. Das Problem war damals, im Jahr 2012, aber die Stadt Friedrichshafen. «Dort befürchtete man, dass es durch mehr Fährverbindungen mehr Verkehr in der Stadt geben wird.»

Nun habe eine erneute Untersuchung diese Bedenken zerstreut. «Mehr Fähren, die zudem kleiner sind, würden den Verkehr besser verteilen», sagt Müller.

Verdichtung ist realistisch

Weil nun alle am gleichen Strang ziehen, wird eine bessere Verbindung zwischen Friedrichshafen und Romanshorn über den Wasserweg realistisch. «Die Fähre soll eine Strasse zwischen den Ufern sein», sagt Müller. In den Arbeitsgruppen beschäftigen sich die Beteiligten mit verschiedenen Fragen.

Eine erste ist die Anzahl der Fähren. Eine dichtere Verbindung bedeutet nämlich auch, dass mehr Schiffe im Einsatz sein müssen. Derzeit fahren die MF Euregia, die MF Romanshorn und die MF Friedrichshafen zwischen den beiden Städten hin und her. Eine dichtere Verbindung brauche aber mehr und schnellere Fähren, so Müller.

Direkt damit zusammen hängt die Frage der Finanzierung. «Diese Frage ist noch völlig offen», sagt Müller weiter. Es sei möglich, dass das Projekt öffentlich oder durch den Betrieb finanziert wird. «Eine Idee ist auch eine Finanzierung mit Hilfe von Geldern von Interreg», sagt Müller. Interreg ist ein Regionalprogramm der EU zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. «Wir haben von dieser Seite ein positives Signal bekommen.» Voraussetzung seien aber umweltfreundliche Antriebe. Was so oder so ein Thema unter den Beteiligten sei. «Unser Ziel ist es, Fähren mit alternativen Antrieben einzusetzen, zum Beispiel Elektro- oder Hybridfähren», erklärt Müller. Erstere seien beispielsweise in Norwegen im Einsatz.

Passagierzahl kein Problem

Dann stellt sich noch die Frage, ob denn genügend Passagiere über den Bodensee pendeln, damit sich die dichtere Verbindung lohnt. Doch dies sei weniger gewichtig, wie Müller sagt. «Die Passagierzahl ist sicher vom Wetter abhängig», sagt er. «Doch insgesamt rechnen wir mit mehr Kunden, wenn der Fahrplan dichter ist.» Diese Folgerung erklärt er mit zwei Punkten. Erstens: Heute ist es so, dass wenn jemand die Fähre verpasst, er eine Stunde warten muss. «Viele sind dann einfach um den See gefahren.» Bei einem dichteren Fahrplan lohne sich das Warten auf den nächsten Anschluss eher. Zweitens: «Die Nachfrage nach öffentlichem Verkehr hat im allgemeinen zugenommen.»

(Michèle Vaterlaus/St. Galler Tagblatt v. 08.04.14)

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