Schiffsflotte fährt rote Zahlen ein

Hohe Dieselpreise und 30 Prozent weniger Lastwagen auf der Fähre: Für die Romanshorner Schiffsflotte war es kein einfaches Jahr. Jetzt fehlt der Werft auch noch der große Auftrag.

Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft in Romanshorn (SBS) wird in diesem Jahr wohl rote Zahlen schreiben. Daran ist nicht nur der verregnete Sommer schuld. Zwar haben die Kurs- und Ausflugsschiffe wegen des schlechten Wetters um die 5 Prozent weniger Fahrgäste befördert, aber das halte sich noch in Grenzen, sagt Marketingleiter Oliver Fehr. Gleichzeitig haben nämlich die Sonderfahrten 55 Prozent mehr Passagiere befördert, und es wurden 20 Prozent mehr Charter-Schiffe gebucht. Das Volksmusikschiff sei «sensationell» gelaufen, aber auch die Barca Italiana und das Fondueschiff waren gefragt. «Alles, was wetterunabhängig war, hatte Erfolg», sagt Fehr. Auf diese Karte setzt die Schifffahrtsgesellschaft auch im nächsten Jahr. Schon jetzt steht fest, dass es neu ein Appenzeller Schiff geben wird. Ziemlich sicher werden auch ein Dixie- und ein Country-Schiff auf dem Bodensee ihre Runden drehen.

Katamaran als Konkurrenz

Auf Konkurrenz-Kurs zu den Schiffen fahren seit Sommer die beiden Katamarane. «Wir haben sie schon gespürt», erklärt Fehr. Vor allem bei den großen Messen wie der Interboot in Friedrichshafen, sei ein Teil der Fahrgäste auf die Schnellfähren umgestiegen. Fehr glaubt, dass der Reiz des Neuen im nächsten Jahr schon viel kleiner sei.

Ein sehr viel größeres Loch in die Kasse der Schiffsbetriebe haben aber die Ausfälle bei den Lastwagen gerissen: Bis Ende September hatte die Fähre rund 30 Prozent weniger befördert als vor einem Jahr. Der Grund dafür ist, dass der Öko-Punkt in Österreich weggefallen ist und auch die Gewichtslimite im Grenzbereich aufgehoben wurde. Damit sei der Umweg über die Strasse für den Schwerverkehr finanziell attraktiver geworden. Parallel zum Rückgang bei den LKWs musste die Schifffahrtsgesellschaft für die Dieselpreise tiefer in die Tasche greifen. Über 300 000 Franken machen die Mehrkosten beim Treibstoff aus, berichtet SBS-Geschäftsführer Martin Böller. «Das ist schmerzhaft.»

Der grosse Auftrag fehlt

Da kommt es dem Unternehmen gar nicht gelegen, dass die Werft in diesem Winter keinen Großauftrag an Land ziehen konnte. In den letzten Jahren haben jeweils die Stadtwerke Konstanz mit ihren Fähren oder einem der großen Schiffe für rentable Umsätze gesorgt. Die Werft sei zwar ausgelastet mit den eigenen Schiffen und Revisionen von kleineren privaten Fahrgast-Schiffen. Aber es fehlt der dicke Fisch, ein Auftrag von 800 000 Franken und höher. Dass die Zurückhaltung der deutschen Kollegen mit dem stockenden Verkauf der Schiffsbetriebe zu tun hat, glaubt Böller aber nicht.

Es sei keine Retourkutsche, sagt auch Silke Rockenstein, Pressesprecherin der Stadtwerke Konstanz. «Bei uns steht in diesem Jahr einfach keine große Revision an.» Kleinere Reparaturen könne man in der eigenen Werft in Friedrichshafen erledigen. Als Folge der schlechten Auftragslage mussten die SBS bereits drei Saisonniers entlassen, die im Sommer im Schiffsdienst tätig waren und im Winter auf der Werft gearbeitet hätten (die TZ berichtete). Zwei Stellenabgänge werden nicht ersetzt.
Was den Verkauf der Schiffsflotte betrifft, so sind im Moment die Gerichte am Zug. «Wir müssen abwarten», sagt Böller. Die Konstanzer haben es scheinbar nicht eilig: «Wir haben Geduld», meint Silke Rockenstein.

(Thurgauer Zeitung v. 04.11.05)

 

Schlechtes Jahr für die Schifffahrtsgesellschaft

Die Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft bestätigte gestern den Abbau von drei Stellen. Das Vorgehen des Minderheitsaktionärs sei kontraproduktiv.

Er könne gut nachvollziehen, dass der Minderheitsaktionär den Verkauf der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft ins Ausland verhindern wolle, sagte Oliver Fehr, der Mediensprecher der Schifffahrtsbetriebe, gestern auf Anfrage. Die Schifffahrt sei mit vielen Emotionen verbunden. Der Verkauf an die Konstanzer Stadtwerke, die einen eigenen Fährbetrieb haben, sei aber die beste Lösung. Zudem bleibe die SBS eine Firma nach Schweizer Recht. Die Konstanzer Stadtwerke hätten zugesichert, dass sie Aktien an den Kanton Thurgau und an Romanshorn verkaufen würden.

Wahrscheinlich rote Zahlen

Casons Vorgehen sei kontraproduktiv, sagt Fehr. Die SBS mit 53 Angestellten in Fahrdienst und Werft schreibe dieses Jahr ziemlich sicher rote Zahlen. Schuld seien hohe Dieselpreise und schlechtes Sommerwetter. Der Werft, dem einzigen rentablen Betriebszweig der SBS, fehle ein Großauftrag. «Vielleicht warten potenzielle Kunden ab, weil die Situation momentan völlig unklar ist.» Bereits sei drei temporären Mitarbeitern gekündigt worden, bestätigt Fehr Mitarbeiterinformationen (TZ von gestern). «Wenn es so weiter geht, müssen wir uns weitere Maßnahmen überlegen.»

(Thurgauer Zeitung v. 18.10.05)

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