Neue Chance für die Sonnenkönigin

Das seit einem Jahr auf dem Bodensee fahrende Veranstaltungsschiff „Sonnenkönigin“ soll unter neuer Flagge und mit günstigeren Preisen endlich in die Gewinnzone fahren. Aus diesem Grund wurde das Schiff an ein Vorarlberger Catering-Unternehmen verpachtet. Wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise wurde das zunächst für Luxus-Events und Firmenpräsentationen gebaute Schiff im ersten Betriebsjahr lediglich 40 Mal gebucht.

1000 Personen finden auf dem wegen der verspiegelten Glasflächen silbrig glänzenden, schwimmenden Ball- und Kongresssaal „Sonnenkönigin“ auf drei Decks Platz. Reinschauen kann niemand, dafür sind die Passagiere dank der bis auf die Wasseroberfläche heruntergezogenen Rundum-Verglasung dem See spürbar nah. Doch die Königin ist nicht so begehrt wie geplant. Seit der Jungfernfahrt am 18. September 2008 war das über 13 Millionen Euro teure Schiff nur 40 Tage gebucht. Aus diesem Grund hat der Eigentümer, der Vorarlberger Unternehmer Walter Klaus, die Notbremse gezogen.

„Als der Bau der Sonnenkönigin im Sommer 2006 in Auftrag gegeben wurde, konnten wir nicht erahnen, wie stark sich die Wirtschaftskrise auswirken wird“, sagte der Geschäftsführer der Kommerzialrat Walter Klaus Gruppe in Bregenz, Werner Netzer (52), gegenüber unserer Zeitung. Es sei seit Spätherbst schwer gewesen, das Schiff nicht nur kostendeckend, sondern auch gewinnbringend zu betreiben. „Es sind hunderte Angebote verschickt worden, aber schlussendlich scheiterten die Zusagen am Preis“, schilderte Netzer die bisherige Situation im Hochpreissegment. Die Kosten für das Schiff seien um ein Zehnfaches höher gewesen als die Einnahmen. Den 1100-Tonnen-Koloss auseinanderzuschweißen und auf dem Genfer oder Zürichsee fahren zu lassen, das gehe nicht. Die „Sonnenkönigin“ fahre jetzt in einem anderen, günstigen Preissegment, in dem sie überleben könne. Damit sei der Eintritt auch für den Normalbürger bezahlbar. Dabei werde die Königin aber nicht mit der Weißen Flotte konkurrieren.

Mit der Auflösung der eigenen Vertriebsabteilung, die Sonnenkönigin AG im schweizerischen St. Gallen, bekomme der bisherige Geschäftsführer in der Firmengruppe, zu der noch Seilbahnen in Südtirol, Wohnanlagen in Berlin sowie Teile der Weißen Flotte Vorarlberg und der Schweiz gehören, eine andere Aufgabe.

Dabei wollte sich der 75-jährige Walter Klaus einen lang gehegten Traum erfüllen. Das 70 Meter lange und elf Meter hohe Schiff sollte „eine einzigartige Location für exklusive Events auf internationalem Niveau“ sein, sagte Klaus noch bei der Jungfernfahrt. Er wollte Veranstaltungen ermöglichen, die es bisher im Bodenseeraum noch nicht gegeben habe und neue Impulse für die Wirtschaftsregion Bodensee setzen. Dass die Geschäfte nicht gleich rund laufen, stand fest. Eine zwei- bis dreijährige Aufbauphase war einkalkuliert worden.

Die Bodensee-Schiffsbetriebe mit Sitz in Konstanz hatten laut Pressesprecherin Silke Rockenstein kein Interesse an einer Pacht der Sonnenkönigin. Da die BSB selbst kein Schiff in dieser Größenordnung besitzen, habe man die Sonnenkönigin stets nicht als Konkurrenz, sondern eher als Bereicherung für den Bodensee betrachtet.

(Südkurier v. 10.09.09)

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