"Alles Walzer" auf der Sonnenkönigin

20. Februar 2009: Ball der Königin - das Ballereignis des Jahres

Auf der MS Sonnenkönigin findet erstmals der Ball der Königin statt. Eröffnet wird er von Thomas Schäfer-Elmayer, Leiter der Tanzschule Elmayer aus Wien, der jahrelang den Wiener Opernball mit den berühmten Worten "Alles Walzer" eröffnet hat. LZ-Mitarbeiterin Susi Donner unterhielt sich mit dem Tanzlehrer und Experten für Etikette.

LZ: Professor Schäfer-Elmayer, was haben Sie sich gedacht, als Sie gefragt wurden, ob sie den Ball auf der Sonnenkönigin eröffnen werden?

Schäfer-Elmayer: Ich habe mich gefreut, weil ich als Kind einige Jahre in Bregenz gelebt habe. Aber unter dem Ball konnte mir erst gar nichts vorstellen. Der Name "Ball der Königin" entstand erst in unseren ersten Gesprächen und dann begann ich, Berater für die Veranstaltung zu werden, weil ich sie sehr interessant finde.

LZ: Sie haben die Sonnenkönigin genau inspiziert und auf Balltauglichkeit geprüft. Ist sie wirklich ein schwimmender Ballsaal, wie immer gesagt wird?

Schäfer-Elmayer: Ja, sie ist fantastisch! Ich habe sie vor einigen Monaten zum ersten Mal gesehen und war sofort begeistert. Sie ist perfekt für einen Ball geeignet. Alle Gäste sind in einem Raum und bekommen so immer alles mit, was geboten wird, es gibt eine große Tanzfläche, Barbereiche und genügend Tischplätze. Was mich besonders beeindruckt ist, wie die Sonnenkönigin beinahe lautlos über den Bodensee gleitet. Wir haben in Wien im Jahr etwa 300 Bälle - aber keinen einzigen, der diesen Charakter hat.

LZ: Wen wünschen Sie sich als Gäste?

Schäfer-Elmayer: Vor allem soll es keine Vorarlberger Veranstaltung bleiben. Ich wünsche mir internationale Gäste von rund um den Bodensee. Der See ist ja auch international. Wichtig ist, dass sie gute Laune und die Bereitschaft zum Feiern und Tanzen mitbringen. Fröhliche Gäste sind schließlich das Wichtigste auf einem Ball.

LZ: Welche Zielgruppe soll mit dem Ball der Königin angesprochen werden? 260 Euro für den Abend sind ja kein Pappenstiel. Das kann sich nicht jeder leisten.

Schäfer-Elmayer: Ja, ich weiß, das ist ein ordentlicher Betrag, aber es wird auch eine außergewöhnliche Ballnacht dafür geboten: Ein erstklassiges Menü, Tanz mit zwei Orchestern, es gibt eine Tombola mit attraktiven Preisen, eine Mitternachtsquadrille für die Gäste und Operngenuss mit José Carreras, der von seinem Pianisten Lorenzo Bavaj am Steinway-Konzertflügel begleitet wird. Wenn Sie sich Konzertpreise anschauen, wissen Sie, in welchem Bereich das anzusiedeln ist. Und dann müssen Sie sich vorstellen: Carreras kann nicht verschwinden, er bleibt auf dem Schiff. Das heißt, die Gäste erleben ihn hautnah. Außerdem gibt es auch günstigere Karten, die sind dann ohne das Menü.

LZ: José Carreras ist ein Weltstar. Wie haben Sie ihn für den Ball der Königin engagieren können?

Schäfer-Elmayer: Das war nicht mein Verdienst, das haben die Veranstalter geschafft. Carreras hat Beziehungen zu Bregenz, weil er seit 2006 mit Jutta, einer Tochter des ehemaligen Vorarlberger Landtagspräsidenten Bertram Jäger, verheiratet ist.

LZ: Herr Professor, werden Sie den berühmten Satz "Alles Walzer" auch auf dem Ball der Königin sagen?

Schäfer-Elmayer: Aber natürlich. Ich komme mit 16 Tanzpaaren meiner Walzerformation. Wir fliegen am Vormittag über Friedrichshafen ein und eröffnen am Abend mit "Alles Walzer" und dem Sinfonietta Salonorchester den Ball.

LZ: Tanzen Sie beim Ball der Königin auch?

Schäfer-Elmayer: Ich tanze nie auf Bällen, auf denen ich eine Funktion habe. Das habe ich mir abgewöhnt, obwohl mein Herz dabei blutet, weil ich ein leidenschaftlicher Tänzer bin. Aber wenn ich mit einer Dame tanze, müsste ich mit allen tanzen und das schaffe selbst ich nicht.

LZ: Wie gut sollten die Gäste beim Ball der Königin tanzen können?

Schäfer-Elmayer: Da muss niemand Hemmungen haben. Wer gerne tanzt, wird den Ball als Highlight erleben. Die meisten Leute haben eh nur noch Reste aus der Vorzeit als Tanzkenntnisse. Aber das reicht. Es werden alle Gesellschaftstänze gespielt werden, es wird für jeden etwas dabei sein.

LZ: Sie sind in der Jury der österreichischen Fernsehtanzshow "Dancing Stars". Müssen die Tänzer Kritik fürchten?

Schäfer-Elmayer (lacht): Nein natürlich nicht. Ich verspreche, dass ich nicht durch die Reihen gehen und verbessern oder bewerten werde.

LZ: Gibt es eine Kleidervorschrift für den Ball der Königin?

Schäfer-Elmayer: Sicherlich. Die Kleidung ist bei so einer Veranstaltung sehr wichtig; denn ein Ball in Jeans und Pulli, das wäre kein Ball. Die Herren müssen mindestens einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und Fliege tragen. Smoking wäre besser und ein Frack wäre topp. Frauen sollen ein schönes Ball- oder Abendkleid tragen, ob lang oder kurz, das ist beides zulässig. Sie müssen sich keinen Zwang antun, was die Eleganz betrifft, sie dürfen modisch voll zuschlagen.

(Lindauer Zeitung v. 09.02.09)

 

Wiener Ballkultur auf dem Bodensee

Thomas Schäfer-Elmayer hat schon an die 1000 Bälle eröffnet. Doch auch für ihn ist der „Ball der Königin“ am 20. Februar eine Premiere. Wenn 16 Walzerpaare seiner renommierten Wiener Tanzschule mit Ziehrers Fächerpolonaise zum Auftakt dieser Ballnacht die Blicke auf sich ziehen, dann wird die MS „Sonnenkönigin“ zum schwimmenden Ballsaal.

„Das ist einmalig“, schwärmt selbst der 62-Jährige, der in Österreich nicht nur als Experte für Gesellschaftstänze, sondern auch für Fragen der Etikette und gehobenen Umgangsformen gilt und daher auch gern „Benimm-Papst“ genannt wird. Für ihn ist es keine Frage, dass das jüngste und größte Schiff, das seit September 2008 auf dem Bodensee unterwegs ist und je nach Bedarf Theater, Festsaal, Laufsteg oder Tagungszentrum sein kann, mit seiner Exklusivität auch den passenden Rahmen für eine rauschende Ballnacht bietet. Schäfer-Elmayer, der in den vergangenen sechs Jahren unter anderem den berühmten Wiener Opernball eröffnet hat, freut sich auf den Wellentanz im Dreivierteltakt mitten auf dem Bodensee. Er wünscht sich genau wie die Eigner der Sonnenkönigin AG, die diesen Abend veranstalten, dass der „Ball der Königin“ eine traditionsreiche Veranstaltung wie das Wiener Vorbild wird. Der Ehrgeiz, hier ein gesellschaftliches Ereignis von Format zu etablieren, ist unübersehbar. „Es soll kein Versuch sein, sondern der ambitionierte Start einer schönen Tradition“, formuliert auch Michael Dünser von der betrauten Event-Agentur Silberball. Ob die 600 Karten zu happigen Preisen – 260 Euro mit Drei-Gang-Menü, 90 Euro ohne – tatsächlich alle verkauft werden können, sei da nicht das Maß der Dinge.

„Hier soll etwas Besonderes geboten werden“, sagen Schäfer-Elmayer und Dünser unisono. Den maximal 600 Ballgästen wird tatsächlich etwas Besonderes geboten: Stargast dieser Nacht ist kein Geringerer als der spanische Tenor José Carreras. Er wird nach dem festlichen Diner, wenn die „Sonnenkönigin“ das zweite Mal in Bregenz anlegt, mit den Inhabern der Stehplatzkarten an Bord gehen. Für ihn wird eigens ein Steinway-Flügel aufs Schiff gebracht, an dem sein Pianist Lorenzo Bavaj den Sänger mit Weltruhm begleiten wird.

Carreras gehört neben Placido Domingo und Luciano Pavarotti zu den „Drei Tenören“, die nach ihrem Auftritt bei der Fußball-WM 1990 einen beispiellosen Siegeszug um den Globus antraten. Egal ob Met, Scala, London oder Wien: Seither gehört Carreras zu den Stammgästen der berühmtesten Opernhäuser. Am 20. Februar wird auch er zum ersten Mal auf einem Schiff singen.

Für Thomas Schäfer-Elmayer schließt sich mit Carreras Auftritt auf der „Sonnenkönigin“ ein Kreis: Der Tenor sang just auf dem ersten Opernball, den der Österreicher 1986 besuchte, „nur dass er damals noch nicht so lberühmt war“. Wie es sich für ein ambitioniertes gesellschaftliches Ereignis gehört, das nicht zuletzt wegen der „Kleiderordnung“ – Ballrobe für die Dame, Smoking oder zumindest schwarzer Anzug mit weißem Hemd und Fliege für den Herrn – wohl eher das gut betuchte Klientel ansprechen wird, gehört zur Ballnacht eine Tombola dazu. Der Erlös soll dem Vorarlberger Kinderdorf zugute kommen. Danach können sich die Ballgäste um Mitternacht vielleicht erstmals bei Publikumsquadrillen in der hohen Kunst des Gesellschaftstanzes versuchen und so den schwimmenden Ballsaal zum Schaukeln zu bringen.

Kartenvorverkauf (Preis 260 bzw. 90 Euro) bei Bregenz-Tourismus, Telefon-Hotline: 0043/55 74 40 80.

(Katy Cuko/Südkurier v. 09.02.09)

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