Frust im Hafen statt Jass an Bord

Das Ticket in der Hand, aber kein Platz auf der «Sonnenkönigin»: Rund 60 Personen wurden bei Roman Kilchspergers Jass-Show herb enttäuscht. Jetzt sagt SRF, was falsch lief, und lädt die Zurückgelassenen an die nächste Show in Flims ein.

Einen Auftritt im Fernsehen haben, ein Schwätzchen mit Kilian Wenger halten oder ein Foto mit Francine Jordi machen. Auf solche Erlebnisse freute sich Tagblatt-Leser Josef Schneider aus Rorschacherberg am vergangenen Samstag. Wie rund 1000 andere hatte er eines der Gratistickets für die Fahrt auf der «Sonnenkönigin» ergattert.

Material verdrängt Zuschauer

«Da ich ein Ticket ohne Nummer hatte, dachte ich mir, es sei egal, wenn ich am Schluss einsteige. Leider hatte ich Pech, die letzten 50 bis 70 Personen durften nicht rein. Begründung: überbucht», schreibt er empört in einer Mitteilung an die Redaktion und stellt die Frage, ob man denn beim Schweizer Fernsehen nicht auf 1000 zählen könne. SRF-Mediensprecher Martin Reichlin versteht Josef Schneiders Unmut und bestätigt, dass Leute mit Tickets für die Stehplätze auf dem Sonnendeck zurückgelassen werden mussten. Dafür gebe es zwei Erklärungen. «SRF hat noch nie eine Aufzeichnung dieser Dimension auf einem Schiff durchgeführt. Somit gab es keine Erfahrungswerte bezüglich des benötigten Materials an Bord. Die Materialmenge setzte die Passagierkapazität des Sonnendecks herab.»

Getränkegutscheine abgelehnt

Der zweite Grund für die Überzahl hat einen Namen: Luca Hänni. «Er postete auf seiner Facebook-Seite, dass er bei der Sendung dabei sein werde. Damit hat er extrem viele Fans mobilisiert. Das hat uns natürlich gefreut, die Folge war aber eine Flut von Anmeldungen, der unser System offenbar nicht gewachsen war. Es hat falsch gezählt und insgesamt 50 bis 60 Billette zu viel ausgegeben», sagt Reichlin.

Gab es für SRF keine Möglichkeit, früher zu reagieren? «Nein. Wir haben das Problem erst während des Zusteigens der Passagiere realisiert. Wir mussten spontan reagieren und haben den Zurückgebliebenen als Getränkegutscheine abgegeben, damit sie wenigstens etwas zu trinken hatten.» Doch auch das klappte nicht wie gewünscht: «Ich wollte mit zwei ebenfalls zurückgelassenen Kollegen die Bons gegen ein Bier einlösen. Doch die Leute am Stand des <Schilte Sechsi> wussten von nichts und nahmen die Gutscheine nicht an», erzählt Josef Schneider. Erst über eine Stunde später sei er informiert worden, man könne die Gutscheine beim Pavillon einlösen.

Kilchsperger entschuldigt sich

Wie Schneider und seine Bekannten blieben auch andere Zurückgelassene trotz ihrer Verärgerung vor Ort und warteten die Rückkehr des Schiffs ab. «Auf dem Schiff hätten wir wahrscheinlich Fotos machen und mit den Prominenten reden können. Mit einem Getränkebon lasse ich mich nicht abspeisen, ich will wenigstens noch ein paar Autogramme», machte ein junger Mann seinem Unmut Luft.

Beim SRF zeigt man sich betroffen. Martin Reichlin betont: «Volksnähe gehört zum Konzept der Sendung. Darum sind die Billette gratis; die Leute sollen bei den Aufnahmen auf Armlänge an die Prominenten herankommen. Es tut uns aufrichtig leid, dass wir in Rorschach einige enttäuschen mussten.» Moderator Roman Kilchsperger macht ein Versöhnungsangebot: «Ich entschuldige mich bei allen Jass-Fans, die trotz Ticket nicht mit aufs Schiff durften, und lade sie herzlich an die nächste Jass-Show am 23. November in Flims ein.»

Pechvögel sollen sich melden

Das Angebot ist ernst gemeint. Die Pechvögel sollen ein E-Mail mit dem Betreff «Sonnenkönigin» an tickets_jassshow@srf.ch schicken. SRF wird sich dann melden. Die bevorzugte Lösung ist laut Martin Reichlin der Besuch in Flims. «Sollte jemand schreiben, der unmöglich dorthin fahren will oder kann, müssen wir nach einer individuellen Lösung suchen.»

(Corina Tobler/St. Galler Tagblatt v. 17.04.13)

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