Auf den richtigen Dampfer setzen

Der Verein «Pro Dampfer» wirbelt weiter. Doch ob sich die Idee eines modernen Ökodampfers auf Untersee und Rhein verwirklichen lässt, bleibt fraglich. Sicher ist dagegen, dass die deutschen Bodensee-Schiffsbetriebe keinen Dampfer wollen.

Die Idee vom Dampfer erhält einen Dämpfer: «Ein Dampfschiff ist für uns derzeit keine Option», sagt Josef Siebler, Mediensprecher der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) mit Sitz in Konstanz. Weil auch diese Schifffahrtsgesellschaft auf dem Untersee verkehrt und ein neues Schiff anschaffen will, erkundigte sich der Verein «Pro Dampfer», ob womöglich die BSB einen Ökodampfer in Betrieb nehmen will. «Ein modernes Fahrgastschiff ist in unserem Flottenkonzept vorgesehen», bestätigt Siebler. Auch wegen der Dampferidee wusste man bei der BSB Bescheid, denn «Pro Dampfer» hatte sie schon angeschrieben. Aber die Idee fiel auch in Konstanz bislang nicht auf fruchtbaren Boden.

Kein Feuer und Flamme

Eigentlich kommt die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) in erster Linie in Frage, um dieses Projekt zu verwirklichen. Doch auch sie ist nicht Feuer und Flamme: «Wir bleiben weiterhin gesprächsbereit, aber wirtschaftlich und technisch sind wir von einem Dampfer bis jetzt noch nicht überzeugt», sagt URh-Geschäftsführer Thomas Rist. In diesem kalten und nassen Frühling gingen 15 000 Passagiere weniger an Bord der URh als im Vorjahr. Auch ein Dampfer hätte laut Rist nicht mehr Passagiere angelockt: «Die Leute wollen bei schönem Wetter Schiff fahren. Das zeigt sich auch am Vierwaldstättersee oder am Zürichsee, wo Dampfschiffe verkehren.»

Viel, viel Sympathie

Die konkrete Umsetzung läuft harzig, die Sympathien für einen Dampfer dagegen sprudeln reichlich. Schon nach gut einem Jahr Bestehen ist «Pro Dampfer» über 1100 Mitglieder stark. Zudem wirbt Präsident Eduard Joos in einem persönlichen Schreiben an Medienvertreter mit einer Umfrage der «Schaffhauser Nachrichten». 73 Prozent von über 1000 Lesern wollten ein Dampfschiff, nur 27 Prozent waren dagegen. Auch die Unterseegemeinden bekennen sich zunehmend zur Dampfer-Idee, rund ein Dutzend seien inzwischen Kollektivmitglied bei «Pro Dampfer», schätzt Vereinspräsident Joos.

Nun kommt es erst einmal auf den 21. August an. Dann tagt der URh-Verwaltungsrat. Diesen Termin will Pro-Dampfer-Präsident Joos abwarten: «Dann entscheidet sich, ob es eine gemeinsame Planungs- und Finanzierungskomission gibt.»

(Gudrun Enders/Thurgauer Zeitung v. 16.07.13)

zurück