Stadtwerke kaufen Schiffsbetriebe

Operation "Neptun": Stadtwerke Konstanz und Technische Betriebe Friedrichshafen übernehmen Weiße Flotte

Die Bodensee-Schiffsbetriebe werden aller Voraussicht nach zum 1. Januar 2003 von den Stadtwerken Konstanz sowie höchstwahrscheinlich auch von den Technischen Werken Friedrichshafen und möglicherweise von den Stadtwerken Überlingen übernommen. Die Bodensee-Schiffsbetriebe stellen mit drei Millionen Passagieren pro Jahr die wichtigste touristische Infrastruktur am Bodensee.

Konstanz/Friedrichshafen - Die Verhandlungen - sie liefen offenbar in erster Linie mit den Stadtwerken Konstanz - scheinen schon weit gediehen zu sein. Denn die etwa 150 Mitarbeiter haben bereits einen Fragebogen bekommen, mit dem herausgefunden werden soll, ob sie lieber bei den künftig städtisch kontrollierten Bodensee-Schiffsbetrieben oder beim Deutsche-Bahn-Konzern arbeiten wollen.

Noch vor einigen Wochen hatten die Oberbürgermeister von Friedrichshafen und Konstanz entsprechende Verhandlungen dementiert. Doch offenbar liefen unter dem Decknamen "Neptun" geheime Gespräche mit den Bahn-Oberen, die kurz vor dem Abschluss stehen sollen.

Die Verträge sind nach Informationen des SÜDKURIER zwar noch nicht unterschrieben. Aber lange kann es nicht mehr dauern. Schließlich soll die Übernahme bereits zum 1. Januar kommenden Jahres erfolgen. Unklar ist derzeit noch, wer Anteile in welcher Höhe übernimmt. Ganz sicher scheinen die Stadtwerke Konstanz ganz oben auf der Brücke zu stehen. Auch die Technischen Werke Friedrichshafen, die mit den Stadtwerken Konstanz auf einigen Gebieten kooperieren, dürften mit am Ruder sein. Möglicherweise spielen auch die Überlegungen einer Fusion der Stadtwerke rund um den See eine Rolle. Hierfür war bislang eine Zusammenarbeit der Städte Friedrichshafen, Konstanz, Überlingen und Radolfzell im Gespräch. Weil aber die Radolfzeller 49 Prozent ihrer Stadtwerke an einen privaten Partner verkaufen wollen, dürften damit die Verhandlungen mit den anderen drei Partnern beendet sein. Bleibt also noch Überlingen als möglicher Anteilseigner der fusionierten Stadtwerke und der Schiffsbetriebe, die als GmbH eine rechtlich selbständige Tochter der Bahn sind.

Konstanz und Friedrichshafen haben ein großes Interesse an der Übernahme der Bodensee-Schiffsbetriebe. Denn für beide Städte sind die Schiffslinien ein unverzichtbarer touristischer Magnet, dessen Kontrolle verbesserte Angebote für die Touristen bringen könnte. Und dann ist da noch die Katamaran-Linie zwischen Friedrichshafen und Konstanz, die von der Geschäftsleitung der Bodensee-Schiffsbetriebe in den vergangenen Jahren bekämpft worden war.

Wenn die beiden Städte das Kommando bei den BSB haben, dürfte das der Vergangenheit angehören. Das hilft zwar nicht bei der juristischen Auseinandersetzung, die die Katamaran-Reederei derzeit mit Gegnern aus Kreisen der Segler und der Berufsfischer führt. Aber zumindest aus dem "eigenen Haus" dürften wohl künftig keine Torpedos abgefeuert werden, wenn es beispielsweise um die Benutzung der Häfen geht. Denn die Hafenanlagen und Gebäude könnten in einer extra Gesellschaft, die Schiffe in einer anderen, geführt werden.

Noch unklar soll auch sein, wer die künftigen Schiffsbetriebe führen soll. Blieben die Schiffsbetriebe unter den Fittichen der Deutschen Bahn, würde der langjährige Chef, Professor Dieter Bögle, Ende September kommenden Jahres ausscheiden. Auch der Vertrag des BSB-Geschäftsführers Josef Schnadenberger läuft Mitte kommenden Jahres aus. Dem Vernehmen nach sollen beide bereit sein, in der neuen Firma weiterzumachen.
(Südkurier v. 08.11.2002)

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