Admiräle brauchen Geduld

Flottenstrategie der Stadtwerke gerät ins Wanken: Kauf der SBS zieht sich hin

Die Stadtwerke Konstanz müssen sich gedulden: Der geplante Kauf der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt (SBS) zieht sich hin. Das zuständige Gericht hat im Streit um das Vorkaufsrecht noch nicht entschieden. Gehen die Stadtwerke leer aus? Jörg Handreke, Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), schloss es kürzlich nicht aus: "Es ist nicht unmöglich, dass das Geschäft platzt."

Die Flotten-Strategie der Stadtwerke gerät ins Wanken. Die beiden Geschäftsführer Kuno Werner und Konrad Frommer traten in den vergangenen Monaten als selbstbewusste Admiräle auf. Mit dem Kauf der BSB und der beiden neuen Katamaranen ist die städtische GmbH längst größter Reeder am See. Nach dem geplatzten Erwerb der Österreichischen Bodenseeflotte bangen die Chefs nun aber auch um den Wunschpartner SBS.

Die Schweizer Schifffahrt gehört zu 97,4 Prozent den Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Sie wollen an die deutschen Nachbarn verkaufen. Doch Minderheits-Aktionär Flavio Cason pocht auf sein Vorkaufsrecht. Der SBS-Maschinist besitzt eine Aktie. Die Generalversammlung des Unternehmens hat das Vorkaufsrecht der Aktieninhaber mittlerweile aus den Statuten gestrichen. Das fechtet Flavio Cason an.

"Am 16. November 2005 hat das Thurgauer Amt für Handelsregister und Zivilstandswesen die Statutenänderung ins Handelsregister eingetragen", berichtete Michèle Bamert, Mediensprecherin der SBB, auf Anfrage des SÜDKURIER. Diesen Eintrag habe das Gericht nun bestätigt. Doch über die Anfechtung sei noch nicht entschieden. Die Beteiligten widersprechen sich in der Darstellung der momentanen Situation. "Wir sind mit den SBB ins Gespräch gekommen", sagte Lorella Callea, die Anwältin von Flavio Cason. Das bestreitet Michèle Bamert: "Die Verhandlungen sind auf Eis gelegt." Die SBB warten auf die Entscheidung des Gerichts. Beide Seiten sind derzeit zu keinen weiteren Stellungnahmen bereit.

Für Flavio Cason handelt es sich um keine rein juristische oder geschäftliche, sondern auch um eine politische Angelegenheit. Er will zusammen mit einigen Unterstützern die Schweizer Flotte für die Region Romanshorn erhalten. Zu den Unterstützern gehören Unternehmer, federführend Hermann Hess aus Amriswil.

Wortkarg geben sich auch die Stadtwerke-Admiräle. Konrad Frommer: "Wir warten darauf, wie es gerichtlich weitergeht." Der Plan, die gesamte Bodenseeflotte zu vereinen, ist ohnehin gescheitert. Die ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) hatten ihre Schifffahrt ausgeschrieben. Die Stadtwerke wollten zugreifen. Doch es regte sich ebenfalls politischer Protest gegen den Verkauf nach Deutschland. So wurde die Flotte letztlich an die landeseigene Vorarlberger Illwerke AG verkauft. Ein Montafoner Touristik-Unternehmer bekam ebenfalls Anteile. BSB-Chef Jörg Handreke stufte die Österreicher bei der jüngsten Bilanz-Pressekonferenz als "ernst zu nehmende Mitbewerber" ein.

(Josef Siebler/Südkurier v. 14.02.06)

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