Bodensee-Schiffsbetriebe: "Flottenadmiral" vom badischen Bodensee geht von Bord

Ein waschechter Schwabe hat es am badischen Bodenseeufer nicht leicht. Doch Dieter Bögle, der 30 Jahre lang das Ruder der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) in Konstanz fest in Händen hielt, gewann mit seinem nie versiegenden Schmunzeln, mit freundlichen Worten, aber auch mit einem konsequenten „Noi, des geht nedda“ die Herzen der Einwohner. Ende Januar geht der „Flottenadmiral“ von Bord.

„Dieter Bögle hat auf dem Schwäbischen Meer Geschichte geschrieben“, lobte kürzlich der Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee, Haro Eden, den „ideenreichen und phantasievollen Unternehmer“. Er habe in 30 Jahren seiner Tätigkeit den Tourismus am Dreiländersee nachhaltig beflügelt und eine besonders umweltfreundliche Variante des Öffentlichen Personennahverkehrs organisiert.

Solche Lobreden mag der diplomierte Maschinenbauingenieur, Lehrbeauftragte der Schienenfahrzeugtechnik an der Universität Stuttgart und Technische Geschäftsführer der BSB GmbH gar nicht hören. Auch nicht, wenn er kurz vorm Ruhestand in einer morgendlichen Feierstunde die Ehrenurkunde für „hervorragende unternehmerische Leistungen“ der Wirtschaftskammer überreicht bekommt. „Ein Schiff hat zwar einen Kapitän, aber der kann ohne Mannschaft nichts unternehmen“, gibt Bögle die Lorbeeren an die 150 Mitarbeiter weiter.

Die Fakten hat der Vater dreier erwachsener Kinder selbst geliefert: Nach dem Studium an der Technischen Hochschule Stuttgart fing er 1966 bei der Bahn als Referendar an. Dann ging´s flott in den Höheren Beamtendienst.

Zweieinhalb Jahre war Bögle Bauassessor bei der Stuttgarter Bundesbahndirektion. 1971 arbeitete er in der Frankfurter Hauptverwaltung. Im November 1973 übernahm er den Vorstand des 700 Mitarbeiter starken Bundesbahn-Maschinenamts Konstanz und die heutigen Bodensee-Schiffsbetriebe. In seine Ägide fiel die Umfirmierung der BSB zur eigenständigen Tochter der Bahn AG 1995 und der Kauf des Unternehmens durch die Stadtwerke Konstanz im Mai 2003. Tief im Herzen ist der 63-Jährige nach wie vor Eisenbahner.

Die Tatsache, mit den 16 Schiffen und Fähren jährlich zwischen 2,7 und 3,2 Millionen Passagiere zu befördern, dabei einen Umsatz von zuletzt rund 14 Millionen Euro einzufahren, mag auch an der Sparsamkeit gelegen haben. Doch den Gewinn, den wollte „der Professor“, wie ihn die Mitarbeiter ehrfurchtsvoll nennen, nie verraten: „Wir sind ganz im Hellrosa-Bereich“, antwortete der Mann, der noch für 260 000 Quadratmeter Grundbesitz in den Häfen verantwortlich war.

Bögle schrieb in der Region auch Stadtgeschichte. So war er maßgeblich daran beteiligt, dass der Künstler Peter Lenk vor zehn Jahren die Hafenfigur Imperia auf die Spitze der bahneigenen Konstanzer Mole stellen durfte. Der BSB-Chef bekam prompt von erzürnten Stadträten sein Fett ab. Heute ist das längst vergessen. Doch es blieb seitdem ehernes Gesetz: „Wenn sich der Bögle was in den Kopf gesetzt hat, wird´s auch durchgeboxt.“ So hat er in den vergangenen 30 Jahren gleich drei neue Schiffe bauen lassen, deren Design unter Nostalgikern wenig beliebt war und ist.

Die Energie des stets in dunklem Anzug, grauem Mantel und mit lederner Aktenmappe unterm Arm im Hafen stehenden Flottenadmirals haben gekrönte Häupter und hochrangige Politiker kennen- und schätzen gelernt, etwa Juan Carlos und Carl XVI Gustaf, aber auch Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl mit Frankreichs Premier Francois Mitterand und die komplette Landesregierung, die von ihm an Bord begrüßt wurden.

„Wissen Sie, was die Abkürzung BSB auch bedeutet“, fragt er diejenigen, die Dieter Bögle Bodenständigkeit im Badischen nicht zutrauen. „Ha, Badischer Seeräuber-Bund“, blitzt wieder der Schalk aus den Augen.

(Schwäbische Zeitung v. 24.12.03)

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