Schiffsrundfahrten zum Jubiläum

Der Verkehrsverein Mammern befasst sich auch intensiv mit der Ortsgeschichte.

Im Licht des 1100-Jahr-Jubiläums stand die 73. Jahresversammlung des Verkehrsvereins Mammern im «Hecht», der Liegenschaft, die einst herrschaftliches Wirtshaus zum Salmen (heute «Hecht») hieß und vom Kloster Rheinau 1832 dem Meistbietenden verkauft wurde. Der Keller wurde von der Schulgemeinde gekauft, um ein Stockwerk erhöht und zum Schulhaus gemacht. Präsident Alfred Nutz freute sich, mit Stefan V. Keller, dem Leiter der Dokumentationsstelle von Rheinau, einen Experten gefunden zu haben, der die Fäden zwischen Rheinau und Mammern erforschte und die Ergebnisse präsentierte.

Die Ergebnisse verdienen mehr als einen Blick. Wenn man in Mammern eines Tages die barocke Schlosskapelle nicht mehr wolle, solle man diese nicht in den Ballenberg geben, sondern nach Rheinau, bat Keller. Dahinter steckt Historisches. Auf der Klosterinsel stand einst der gleiche Bau, errichtet von Architekt Johann Michael Beer von Bildstein unter demselben Bauherrn, Abt Bernhard Rusconi, in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Vom Untertanengebiet Mammern

Das Kirchlein in Mammern wurde 1749 erbaut, danach das Plagiat in Rheinau im Jahr 1752. Seit 1864 besteht die Kapelle Rheinau nicht mehr. Nachdem die über tausendjährige Benediktinerabtei im Jahr 1862 aufgehoben worden war, musste das Rheinauer Kirchlein dem Zellentrakt für tobsüchtige Männer weichen. Mit einem Film wurde die Geschichte von Rheinau gezeigt. Doch wie kam der Rheinauer Prälat Bernhard Rusconi dazu, eine Kirche in Mammern zu bauen? «Weil das Kloster Rheinau 1687 die Herrschaft Mammern erworben hatte.» Das «Untertanengebiet» Mammern fand im Ehrenzeichen des Klosters Aufnahme. «Im Falle von Mammern galt es zudem, katholisches Terrain zurückzuerobern», klärte Keller auf. In Mammern hinterließ die klösterliche Herrschaft ihre Spuren: Neben der Kapelle von 1749 mit der Verbindung zum Schloss der Klostergang von 1773, die Anlage der Allee im Schlosspark, eine schöne Gitterverzierung mit dem Wappen des Abtes Januarius Dangel, aber auch ein Archiv mit mehrbändigen Werken zu Mammern sowie eine detaillierte Güterkarte von 1755. Flandrina von Salis, Gemeinderätin und Vizedirektorin der Klinik Schloss Mammern, ergänzte, dass in der Klinik noch ein echter Beichtstuhl vom Kloster Rheinau stehe. 1838 erfolgte der Beschluss, die Besitzungen von Mammern zu verkaufen, und Pater Wipf wurde zum Verlassen des Schlosses angehalten. Er gab sich kampfbereit. Seine Drohungen veranlassten die Abgeordneten beim Statthalter des Bezirks Steckborn um Schutz nachzusuchen. Dieser beorderte einen Landjäger zur Sicherheit der Bevollmächtigten nach Mammern, die nichts ausrichten konnten. Am 7. Juli 1838 verkaufte die Rheinauer Kommission des Kantons Zürich namens des Stifts Rheinau das Schlossgut Mammern an Rudolf Huber von Basel. Die anderthalb Jahrhunderte dauernde Herrschaft von Rheinau über Mammern hatte ein Ende gefunden. Präsident Alfred Nutz wies dann auf die abgeschlossene Sanierung des Mammerner Höhenweges durch das kantonale Tiefbauamt, die Instandstellung des Wandernetzes und die Mammerner Wandernacht hin. Der geplante Walking-Trail 2009 habe nicht realisiert werden können. Der Vorstand werde sich aber weiter für die Umsetzung einsetzen. Verkehrsvereinsmitglied Hedi Meier legte den Finger auf mangelnde Sitzgelegenheiten Richtung Fennenbach.

Wechsel im Vorstand

Die Jahresrechnung schließt mit einem Vorschlag von 394 Franken. Die Mitgliederzahl ging von 190 auf 143 zurück. Jahresbericht und Rechnung wurden einstimmig genehmigt. Einstimmig wurde neu Heidi Häberli in den Vorstand gewählt; sie ersetzt die weggezogene Corina Meili. Vorstandsmitglied Stefan Weber informierte, dass im Rahmen des 1100-Jahr-Jubiläums am 27. Juni der Verkehrsverein Mammern die Dorfbevölkerung und die Ehemaligen zu einer Schifffahrt mit der Liberty (Höri-Fähre) einlade und so zum Jubiläumsfest und Sängertag einstimme. Die einzelnen Rundfahrten dauern 45 Minuten; es braucht keine Anmeldung, und es gibt Gratisapéros. Im Namen des Gemeinderates Mammern sprach Flandrina von Salis dem Vorstand des Verkehrsvereins, der wertvolle Freiwilligenarbeit leiste und eine wichtige Verbindung zum Tourismus bilde, den aufrichtigsten Dank aus.

(Schaffhauser Nachrichten v. 10.06.09)

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