Beide Stadtwerke setzen weiter auf Katamaran

Die Stadtwerke Konstanz (SWK), die Technischen Werke Friedrichshafen (TWF), die Katamaran-Reederei und die Oberbürgermeister von Konstanz und Friedrichshafen setzen weiterhin auf die Katamaranverbindung zwischen den beiden Städten. „Wir sind der Meinung, die Region braucht diese Verbindung und sollte dazu stehen", erklärt Alfred Müllner, Geschäftsführer der Technischen Werke Friedrichshafen. Die beiden Unternehmen ziehen grundsätzlich eine positive Bilanz der ersten fünf Betriebsjahre der Katamaran-Reederei. Sie sind zu gleichen Teilen Gesellschafter. 335.000 Fahrgäste pro Jahr zeigten, dass eine schnelle Schiffsverbindung zwischen den beiden größten Städten am Bodensee notwendig sei. Die Verfügbarkeit der Katamarane liege bei 99,1 Prozent, ein Spitzenwert im Vergleich zu anderen ÖPNV-Unternehmen. Der Kostendeckungsgrad von 75 Prozent entspreche dem anderer ÖPNV-Betriebe wie zum Beispiel dem der Busbetriebe in Friedrichshafen und Konstanz. Das Defizit wurde bisher zu gleichen Teilen allein von der SWK und der TWF getragen. Bei den Stadtwerken Konstanz weist die Gesamtbilanz innerhalb der Schifffahrt positive Ergebnisse aus. Insgesamt 18 Schiffsführer des Fährebetriebs der Stadtwerke Konstanz stehen inzwischen auf der Lohnliste der Katamaran-Reederei, ebenso etliche Mitarbeiter der Bodensee-Schiffsbetriebe, die teilweise im Schiffsbetrieb, Hafenservice, Vertrieb oder in der Instandhaltung für die Katamaranlinie arbeiten. Insgesamt geht es um ca. 25 Arbeitsplätze.

Seit dem Start der Verbindung im Juli 2005 waren durchschnittlich 335.000 Fahrgäste pro Jahr an Bord bzw. 920 Fahrgäste pro Tag. Die Zahlen liegen deutlich unter den Erwartungen. Insbesondere die Erwartung an den Katamaran als Transportmittel für Pendler konnte bisher nicht erfüllt werden. „Wir arbeiten mit Nachdruck an Lösungen, um das Ergebnis der Reederei zu verbessern", erklärt Konrad Frommer, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz GmbH. So soll beispielsweise eine Änderung der Organisations- bzw. Gesellschaftsstruktur überprüft werden. Um weitere Synergien mit den anderen Schifffahrtsbetrieben zu schöpfen, denken die beiden Gesellschafter u.a. über eine komplette Integration der Katamaran-Reederei in die Bodensee-Schiffsbetriebe nach.

(Stadtwerke Konstanz v. 23.11.10)

 

Katamaran: Reederei räumt Dauer-Defizit ein

Der Katamaran hat seit seinem Start im Juli 2005 ein Defizit von über zwei Millionen Euro eingefahren. Das räumt die Reederei in einer Bilanz ein. Im Gemeinderat Konstanz gibt es wegen der Fahrgastzahlen zunehmend Kritik an der Schiffsverbindung nach Friedrichshafen.

Die Katamaran-Reederei Bodensee GmbH schreibt seit Jahren rote Zahlen. Der angestrebte Schnitt von 1200 Fahrgästen am Tag wurde verfehlt: Bisher waren es seit 2005 durchschnittlich 920, wie eine ausführliche Bilanz zeigt. Die Sommermonate sind zwar dank der Touristen sehr stark, doch durch die schwache Auslastung im Winter werden im Schnitt pro Fahrt nur 37 Passagiere gezählt. Die Reederei räumte auch erstmals deutlich ein, dass bei den Pendlern die durch Gutachten erwarteten Ziele weit verfehlt wurden. Das Defizit der Schiffsverbindung tragen die beiden Gesellschafter, die Stadtwerke Konstanz und die Technischen Werke Friedrichshafen (TWF), beide müssen pro Jahr rund 400 000 Euro zuschießen. Die Signale aus beiden Städten sind aber positiv. Stadtwerke-Geschäftsführer Konrad Frommer: „Wir zwei Gesellschafter sind uns einig, dass der Katamaran durchaus seine Erfolgsgeschichte hat.“

In Konstanz wird der Erfolg zurzeit in Frage gestellt. Die Freien Wähler im Gemeinderat haben kritische Fragen zur Zukunft der direkten Schiffsverbindung gestellt. Sie wollen unter anderem wissen, welche Folgen die Einstellung der Linie hätte. In einer Bilanz geben die Stadtwerke Konstanz eine eindeutige Antwort. Mit etwa 335 000 Fahrgästen pro Jahr werde der Katamaran sehr gut angenommen. TWF-Geschäftsführer Alfred Müllner wertet diese Zahl für eine Region mit Städten dieser Größe als Erfolg. Beide Seiten profitierten davon. „Ich glaube an den Katamaran“, sagte er zum SÜDKURIER. Im Vergleich zu anderen öffentlichen Verkehrsverbindungen sei der Kostendeckungsrad mit 75 Prozent sehr gut.

Die Einnahmen sind laut Bilanz durch die hohen Fahrpreise gut, entscheidend für das Minus in der Kasse seien die hohen Fixkosten durch den Unterhalt der drei Schiffe, die hohen Sicherheits-Anforderungen und das nötige Personal. So sind immer zwei Kapitäne an Bord, was für die Schifffahrt auf dem Bodensee ungewöhnlich ist.

Sollte die Schiffsverbindung aufgelöst werden, müssen die Gesellschafter die Zuschüsse zurückzahlen. Außerdem geht es um etliche Mitarbeiter, alleine 18 Schiffsführer der Stadtwerke. Sie müssten auf frei werdenden Stellen in anderen Betrieben untergebracht werden. „Wir wollen keine betriebsbedingten Kündigungen“, sagt Konrad Frommer. Sollten beide Städte beschließen, die Verbindung aufzugeben, wird es teuer. Sie rechnen mit Kosten von insgesamt 6,4 Millionen Euro.

Die Reederei will prüfen, wie weiter Kosten gespart werden können. So wird überlegt, den Betrieb in die Konzernstruktur der Stadtwerke zu übernehmen und durch die Verbindung mit deren Schifffahrt Synergien zu schaffen. Die TWF sollen aber weiter beteiligt werden. Man stehe dieser Lösung nicht im Weg, wenn es die Verbindung wirtschaftlicher mache, sagte Alfred Müllner. Beide Seiten diskutierten mögliche Verbesserungen ohne Tabus. Schwarze Zahlen seien auf Dauer aber wohl nicht erreichbar, heißt es in der Bilanz.

Der Konstanzer Gemeinderat beschäftigt sich am Donnerstag, 25. November, mit der Bilanz. Die Sitzung beginnt um 16 Uhr im Ratssaal. Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand will dabei sein. Alfred Müllner wünscht sich ein klares Signal: „Wir hoffen, dass die Städte zum Katamaran stehen.“ Schließlich sei es auch ein Ziel der Schiffsverbindung gewesen, beide Städte näher zusammenzubringen.

(Südkurier v. 22./23.11.10)

 

Zahlen und Fakten zur Katamaran-Verbindung

Fahrgäste: Der Katamaran wird seit Juli 2005 zwischen Konstanz und Friedrichshafen im Stundentakt eingesetzt. Bis Ende Juni 2010 zählte die Reederei insgesamt 1,68 Millionen Fahrgäste, im Schnitt rund 335 000 pro Jahr. Die erwünschten Pendlerzahlen wurden nicht erreicht: Derzeit seien es etwa 70 Zeitkarten-Inhaber und 140 Inhaber der Kat-Card, die günstige Rabatte bietet. Beliebt sind Kombi-Tickets zu den Messen in Friedrichshafen: Man hat über 10 000 verkauft. Es wurden weiter 55 000 Fahrräder und 12 000 Rollstühle transportiert. Bei mobilitätseingeschränkten Personen seien die Schiffe wegen der barrierefreien Zugänge sehr beliebt, berichtet die Reederei.

Defizit: Das Defizit für beide Gesellschafter betrug von 2004 bis 2009 jeweils 2,08 Millionen Euro, im Schnitt sind dies rund 400 000 Euro im Jahr. Die Stadtwerke Konstanz und die Technischen Werke Friedrichshafen tragen die Verluste selbst, die Städte geben keine Zuschüsse. Öffentliche Verkehrsmittel seien meist defizitär, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Konrad Frommer. Der Katamaran schneide sogar noch gut ab, der Kostendeckungsgrad liegt bei 75 Prozent, die Stadtwerke erreichen mit dem städtischen Busverkehr 72 Prozent.

Zuverlässigkeit: Der Katamaran fährt zuverlässig: Bei etwa 47 000 Fahrten gab es 401 Ausfälle, das ergibt eine Quote von 0,9 Prozent. Die Fahrten fallen aus, wenn starker Wind aufkommt. Bei einer Wellenhöhe von 1,5 Meter wird der Betrieb eingestellt.

Ausstiegs-Szenario: Die Freien Wähler im Gemeinderat Konstanz wollten wissen, wie sich ein Ausstieg aus der Schiffslinie auswirken dürfte. Die Stadtwerke rechnen mit Kosten von 6,4 Millionen Euro, wovon beide Gesellschafter die Hälfte zahlen müssten. Voraussetzung wäre der Verkauf der Schiffe, was aufgrund der Bauart nicht einfach sei, so die Reederei. Größtes Problem wären aber die Arbeitsplätze: Alleine 18 Schiffsführer der Stadtwerke wären betroffen.

Zukunftspläne: Die Reederei prüft unter anderem eine weitere direkte Verbindung zwischen Friedrichshafen und Romanshorn. Die Finanzierung sei allerdings nur durch einen Kostenträger denkbar. Zurzeit verhandelt man mit der Stadt Romanshorn. Zudem wird überlegt, die Schiffslinie in die bestehenden Tarifverbünde der Landkreise einzubinden. Dadurch wäre das Fahrgast-Potenzial höher, dafür die Einnahmen aus dem Kartenverkauf geringer.

(Südkurier v. 23.11.10)

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