Katamaran: „Ausstieg wäre jetzt das falsche Signal“

„Wir wollen den Beweis antreten, dass es gelingen kann, die Wirtschaftlichkeit des Katamarans zu verbessern“, sagte Oberbürgermeister Andreas Brand gestern im Gemeinderat. Sein Konstanzer Kollege gab ihm dabei Schützenhilfe. „Ausstieg wäre ein falsches Signal“, sagte Horst Frank. Wohin die Reise geht, soll spätestens im zweiten Quartal 2011 klar sein, wenn neue Vorschläge zur Steigerung der Attraktivität der Städteschnellverbindung über den See vorliegen.

Die in Konstanz vom Zaum gebrochene Katamaran-Debatte hat im Häfler Gemeinderat eine vergleichsweise milde Fortsetzung gefunden. Bis auf die Grünen bekannten sich alle Fraktionen zum Katamaran. Nicht ohne Wenn und Aber und mit weitreichenden Erwartungen hinsichtlich Marketing, Fahrpreisgestaltung und Einbindung in die Stadtverkehre beziehungsweise den Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben.

Die beiden Städte beziehungsweise deren Stadtwerke haben seit 2004 jährlich rund 400.000 Euro Defizit getragen, die die Katamarane eingefahren haben. Die Prognosen, dass der Betrieb der Katamarane spätestens im fünften Betriebsjahr schwarze Zahlen schreibt, haben sich nicht erfüllt und werden sich unter den gegebenen Umständen auch nicht erfüllen. Dafür werden unter anderem die gestiegenen Treibstoffpreise, die Anschaffung eines dritten Schiffes, das Ausbleiben der Berufspendler und die hohen wasserrechtlichen Auflagen ins Feld geführt. Dennoch kommt der Katamaran auf einen Kostendeckungsgrad von rund 72 Prozent, was im öffentlichen Nahverkehr gar nicht so schlecht ist.

Für die Mehrheit im Häfler Gemeinderat geht es deshalb gar nicht so sehr darum, das Defizit signifikant zu senken als vielmehr die Akzeptanz und die Attraktivität des Katamarans zu steigern. „Ob das Defizit sinkt, ist sekundär“, sagte Norbert Fröhlich (CDU). Der Katamaran müsse für die Einheimischen attraktiver werden, und das gehe nur über den Tarif. „Der Fahrpreis ist abschreckend“, sagte auch Roland Frank (SPD). Und Eberhard Ortlieb (FW) erzählte von seinen „beiden Damen“, die von Fischbach aus lieber mit dem Bus nach Konstanz fahren, es sei schneller, billiger und man müsse keine zwei Tickets lösen. Zehn Euro statt 19 Euro im Winterhalbjahr und wesentlich günstigere Tickets für Schüler und Studenten forderte Fröhlich. „Rollstuhlfahrer sind vom Katamaran begeistert“, sagte Gerlinde Ames (FDP). Der Schnellbus habe die Barrierefreiheit bis heute nicht geschafft.

Allein Mathilde Gombert (Grüne) stellte die Existenzfrage. Die Erwartungen hätten sich in keiner Weise erfüllt. Deshalb gilt für sie die Maxime: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Ein Ausstieg würde mindestens sieben Millionen Euro kosten, wäre nach Auffassung ihres Parteifreundes Frank das falsche Signal.

(Schwäbische Zeitung v. 14.12.10)

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