Lädine fährt in unruhigem Wasser

Wenn die Lädine mit ihrem großen Rahsegel stolz vor Immenstaad segelt, ahnt keiner, dass es auf dem Nachbau des historischen Lastenseglers mächtig knarzt: Die Schiffseigentümerin, der Lädinenverein, und der Schiffspächter bilden schon länger keine Seemannschaft mehr.

Die Lädine: Einzigartig nicht nur als Nachbau der historischen Bodensee-Lastensegler, einzigartig auch das Modell, mit dem der Touristenmagnet betrieben wird: Auf der einen Seite der seit 19 Jahren bestehende Lädinenverein, dessen Ziel darin bestand, die Idee vom Nachbau der einstmals auf dem Bodensee Waren transportierenden Lädine in die Tat umzusetzen, dies innerhalb einer Dekade auch schaffte und bis heute Besitzer des 17 Meter langen Schiffes ist.

Auf der anderen Seite der Pächter: Nach fünf Jahren ehrenamtlichem Betrieb des Schiffes gab es 2004 nicht nur einen Wechsel an der Vereinsspitze, sondern auch ein neues Betreibermodell. Der Verein wird seitdem vom sehr rührigen Markus Weber geführt und an die Firma Adrenatur Sarl, Niederlassung Deutschland, für 4.000 Euro pro Jahr mit dem Ziel verpachtet, das einzigartige Schiff noch besser zu vermarkten und die historische Schifffahrt auf dem Bodensee weiter erlebbar zu machen. Pächter Michael Treffs vereinbarte mit dem Verein, dass dieser an drei Tagen pro Jahr das Schiff für seine Zwecke nutzen kann, ansonsten fährt es unter der Flagge des Pächters.

Die Gemeinde schießt jährlich 5.000 Euro zu. Durchschnittlich werden pro Jahr knapp 7.000 Passagiere befördert und trotzdem kommen weder der 150 Mitglieder zählende Verein, noch der Pächter auf den grünen Zweig: Der Verein hat noch immer jede Menge Schulden durch den Bau der Lädine und kann sie trotz des neuen Betreibermodells nicht tilgen - was nicht nur am schlechten Wetter des letzten Sommers zu hängen scheint. Der Pächter stellte im Winter sogar in Aussicht, sein Engagement zu beenden, wenn am Ende dieser Saison wieder gerade so ein schwarze Null rauskommt.

Viele der wenigen wirklich aktiven Lädinenverein-Mitglieder wären darüber gar nicht böse: Sie hadern heftig mit dem Pächter und seinen Schiffsführern. Einige überlegen ernsthaft, ihr Engagement einzustellen und sich anderweitig aktiv zu beteiligen.

Nicht nur, dass Markus Treffs zu keiner der Hauptversammlungen in den vergangenen drei Jahren kam und in diesem Jahr weder eine Vertretung, noch einen Bericht schickte. Auch, dass trotz Minimal-Mitgliedsbeitrags (25 Euro pro Jahr) keiner durch Adrenatur auf der Lädine Beschäftigten Mitglied des Vereins ist, wurmt die Ehrenamtlichen mächtig. Auch wenn dies im Pachtvertrag nicht vereinbart wurde: "Das gehört sich einfach", sagen die kritischen Mitglieder. 

Hauptknackpunkt ist aber ein anderer: Im vergangenen Jahr wurden überproportional Fahrten angeboten, damit die neuen Schiffsführer auch auf die nötige Fahrstundenanzahl kommen. Darunter und natürlich auch unter den Fehlern, die Anfänger nun mal machen, litt das Schiff. Größere und intensivere Reparaturen waren nötig. Und die zahlt der Besitzer der Lädine, also der Verein.

Die Gemeinde Immenstaad hat das Alleinstellungsmerkmal der Lädine längst erkannt, vermarktet es touristisch und unterstützt den Verein finanziell. Wünschenswert, so die kritischen Vereinsmitglieder, wäre aber auch, dass die Immenstaader die Lädine mehr als nur "schön" finden: "Die könnten ruhig bei uns Mitglied werden und ab und zu mit unserem schönen Schiff fahren."

Ein Tipp: Der Jahresbeitrag kostet 25 Euro - eine zweistündige Fahrt für einen Erwachsenen 18 Euro. Mitglieder können so oft mit der Lädine fahren, wie sie möchten.

(Susann Ganzert/Südkurier v. 12.05.07)  

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