Öl stammt wohl von Hydraulikbagger

Der Ölfilm ist weg, doch die Suche nach dem Verursacher des internationalen Ölalarms geht am Bodensee weiter: Wahrscheinlich stammt das Öl aus einem Hydraulikbagger in Hard.

Die Lindauer Ölwehr hat ihr Einsatzmaterial genauso wieder eingerollt und aufgeräumt wie die Kollegen aus Friedrichshafen und Überlingen, die am Samstagmittag im Zuge des "internationalen Alarms zur Schadensabwehr auf dem Bodensee", wie es offiziell heißt, mit weiteren 800 Metern Ölsperren und Booten auf die Insel gekommen sind.

Während für die THW- und Feuerwehrleute der Einsatz weitgehend abgehakt ist, geht die Arbeit für die Polizei weiter. Sie sucht jetzt nach dem Schuldigen. Bestätigt hat sich mittlerweile die Annahme der Feuerwehrverantwortlichen aus dem Kreis Lindau, dass der Ölfilm aus Richtung Vorarlberg in den See getrieben ist. Das hat die vom Bundesforschungsministerium unterstützte Projektgruppe "Bodensee online", die sich mit Themen rund um den See beschäftigt, errechnet: Nach Aussage von Klaus Achtelstetter von der Lindauer Polizei haben die Forscher übers Wochenende anhand der Daten über Strömungs- und Windverhältnisse festgestellt, dass das Öl aus dem Bereich des Neuen Rheins in den See geflossen sei.

Zugleich haben österreichische Polizeibeamte in Hard ermittelt. Wie berichtet, hatte ein Sportfischer dort am Freitag einen kleineren Ölteppich bemerkt. Tatsächlich sind aus dem betroffenen Hydraulikbagger aber rund 50 Liter Öl ausgelaufen. Das würde zur Größe des Ölteppichs am Ufer des bayerischen Bodensees passen. Nun muss die Polizei die Untersuchungen der Proben abwarten. Das werde ein paar Tage dauern, sagte Achtelstetter gestern Nachmittag.

So froh die Einsatzkräfte am späteren Samstagnachmittag über das plötzliche "Verschwinden" des riesigen Ölfilms vor dem bayerischen Ufer gewesen sind, so stellt sich für besorgte Bürger doch die Frage, wie viel Schaden dieses Öl im See anrichten kann. "Das hängt zum einen von der Menge ab, die in den See geflossen ist, zum anderen von der Sorte Öl", so der Leiter des Langenargener Seenforschungsinstitutes, Gerd Schröder.

Keine Gefahr: "See zu groß"

Ein leicht flüchtiges Öl kann sich nach Schröders Aussage wirklich "in Luft auflösen", wie es verwunderte Feuerwehrmänner am Samstag formuliert hatten. Bei dem aus dem Hydraulikbagger ausgelaufenen Öl handelt es sich um ein biologisch abbaubares Öl, das auf den Grund des Sees sinkt, wo es keinen weiteren Schaden anrichtet. An schwer abbaubaren Ölen hat der See laut Schröder hingegen länger zu arbeiten.

Klar ist für den Seenforscher, dass die Menge, die am Samstag vermutlich im Spiel gewesen ist, keine wirkliche Gefahr für das Ökosystem See darstelle. Ähnlich äußert sich auch Karl Schindele, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in Kempten: "Gefahr für die Trinkwasserversorgung oder die Seevögel hat aufgrund der geringen Ölmenge, die vermutlich in den See geflossen ist, nie bestanden."

(Lindauer Zeitung v. 30.03.09)

 

Ölfilm auf dem See löst Großalarm aus

Ein Fischer hat die Polizei alarmiert: Vor Wasserburg treibt ein größerer Ölfilm auf dem Bodensee. Welche Ausmaße dieser Fleck hat, erspäht dann ein Polizeihubschrauber: rund einen Quadratkilometer groß. Für THW und Feuerwehren von Lindau bis Überlingen bedeutet das den größten Ölalarmeinsatz auf dem Wasser seit über 20 Jahren.

Der Sportfischer meldete am Samstag gegen halb zehn den Vorfall der Besatzung des Lindauer Polizeibootes "Hecht". Für die beiden Beamten sollte dies ein genauso denkwürdiger Tag werden wie für die rund 100 THW-und Feuerwehrmänner von Lindau bis Überlingen.

Zunächst ist die Lindauer Feuerwehr mit ihrem Ölwehrmaterial am Morgen in Richtung Wasserburg gebraust. Doch sehr schnell wird deutlich: Der Wind treibt den sehr dünnen, aber deutlich sichtbaren und nach Diesel riechenden Ölfilm in Richtung Lindau. Für Kommandant Robert Kainz ist klar: Er muss die meisten Einsatzkräfte (und dazu gehören später auch die hervorragend ausgestatteten Ölwehren von Friedrichshafen und Überlingen) auf und vor der Insel bündeln: "Wir müssen hier unsere Ölsperreneinsetzen, einen Sack bilden – und den dann buchstäblich zumachen."

Die Einsatzkräfte arbeiten unter Zeitdruck: Der Wetterbericht kündigt für den frühen Nachmittag starken Regen und bis zu fünf Windstärken an. Kreisbrandrat Friedhold Schneider ist in diesem Augenblick riesig froh, dass die Einsatzkräfte von rund um den Bodensee erst im vergangenen Sommergenau diesen Ernstfall geübt haben. Das zahlt sich jetzt aus, auch die damalige Manöverkritik: Alle arbeiten Hand in Hand, und schon in Wasserburg hat Kainz die Order gegeben, dass alle Einheiten auf der selben Funkfrequenz erreichbar sein müssen.

Als der Wind auffrischt, schickt mancher der Verantwortlichen bange Blicke zum Himmel: Kainz hofft, bis zum Auffrischen des Windes die Ölsperre geschlossen und verankert zu haben. Denn sonst könnten Wind und Regen das Öl überall hinpeitschen. Endlich, kurz vor 14 Uhr, hat das THW den Zusammenschluss geschafft.

Doch das Wetter erweist sich völlig unerwartet als Helfer: Das Gemisch aus Öl und vermutlich Reinigungsmitteln löst sich auf und wird im See untergewaschen. Der riesige Ölfilm, der bis zu sieben Kilometer lang gewesen ist, verschwindet nahezu spurlos. Nach über sechs Stunden Arbeit heißt es aufräumen, einpacken, abrücken.

Wasserwerke: Trinkwasser war nie in Gefahr

Öl auf dem Bodensee – das bedeutet im schlimmsten Fall nicht nur eine Naturkatastrophe, sondern auch eine große Gefahr für die Wasserversorgung. "Das Seepumpwerk in Nonnenhorn ist jedoch zu keiner Zeit durch diesen Ölfilm gefährdet gewesen", betonten Kommandant Kainz und Kreisbrandrat Friedhold Schneider als oberster Feuerwehrmann im Landkreis. Trotzdem haben sie am Samstagmittag die Wasserwerke in Sipplingen alarmiert, weil dort solche Unfälle für alle Wasserversorger rund um den See notiert werden. "In Nonnenhorn wird das Trinkwasser aus 60 Meter Tiefe angesaugt, das ist relativ sicher", erklärte Kainz.

Sechs Stunden Einsatz: Das wird richtig teuer

Polizei in Lindau und Vorarlberg suchen intensiv nach dem Verursacher dieses größten internationalen Seealarms seit über 20 Jahren. 100 Einsatzkräfte, acht Boote, zwei Hubschrauber aus München und Vorarlberg – "das wird richtig teuer, mindestens im dicken fünfstelligen Bereich", schildert Kommandant Kainz – und diese Kosten für Material und Männer muss der Verursacher, wenn er gefunden ist, übernehmen.

Kommandant: "Einsatz funktionierte vorbildlich"

Am Sonntag hieß es durchatmen und erste Bilanz ziehen. Kommandant Robert Kainz lobt die hervorragende Zusammenarbeit der einzelnen Wehren und des THW, "und die Kommunikation hat sich im Vergleich zur Übung 2008 deutlich verbessert", freute er sich im Gespräch mit der LZ. Großes Lob gibt es auch von Landrat Elmar Stegmann, der wegen des internationalen Alarms am See extra aus dem Oberallgäu zurück nach Lindau gekommen war: "Rettungskette und Alarmierung haben hervorragend geklappt, der Einsatz funktionierte vorbildlich." Er ist froh, dass "letztlich alles so glimpflich abgegangen ist". Der Verursacher ist übrigens immer noch unbekannt: Polizei und Feuerwehr gehen davon aus, dass am Vorarlberger Ufer der Dieseltank eines Schiffes unsachgemäß gereinigt worden ist.

(Lindauer Zeitung v. 30.03.09)

  

"In den Bodensee darf kein Tropfen Öl"

Ein sieben Kilometer langer und 100 Meter breiter Ölfilm hat am Wochenende die Anlieger am bayerischen Bodenseeufer alarmiert. Umweltprobleme gebe es aber nicht, sagt Karl Schindele, Leiter des zuständigen Wasserwirtschaftsamtes in Kempten.

SZ: Woher ist der Ölfilm gekommen?

Schindele: Er kam offenbar über den neuen Rhein aus Vorarlberg in den Bodensee. Zum einem hatte dort der Hydraulik-Schlauch eines Flußbaggers für den Kiesabau geplatzt. Zudem muss aber irgendwo noch Diesel ausgeflossen sein. Die Behörden in Vorarlberg forschen gegenwärtig nach. Über die genaue Menge lässt sich gegenwärtig nur spekulieren. Aber allzu viel war es nicht. Das Hydraulik-Öl dürfte etwa fünf Liter umfasst haben.

SZ: Hat der Ölfilm irgendwelche Auswirkungen auf den Bodensee?

Schindele: Der Ölfilm sah zwar schlimm aus. Die ausgelaufenen Mengen sind jedoch sehr gering. Es gibt weder Auswirkungen auf Vögel oder Fische.

SZ: Ist man am Bodensee auf mögliche Öl-Katastrophen vorbereitet?

Schindele: Die Feuerwehren sind mit Ölsperren ausgerüstet. Das Technische Hilfswerk ebenso. Zum Teil sind Zuflüsse zum Bodensee seit langem mit fest installierten Ölsperren ausgerüstet – zum Beispiel im Lindauer Raum. So soll verhindert werden, dass etwaiges, in die Flüsse ausgetretenes Öl den Bodensee erreicht. Auch international ist man gut vernetzt. Beim aktuellen Fall wurde rasch ein länderübergreifender Alarm ausgerufen.

SZ: Die Ölsperren auf dem Bodensee sehen fast so aus, wie die Schwimmbegrenzungen im Freibad. Lässt sich damit wirklich Öl aufhalten?

Schindele: Üblicherweise schon. Der Wellengang darf aber nicht zu stark sein. Am Wochenende war der Ölfilm aber so dünn, dass sie Sperren das Öl nicht fassen konnten. Normal ist, dass sich das Öl vor den Sperren staut und dann mit ölbindenden Mitteln aufgesaugt wird. Ein Teil des Öls verdunstet auch.

SZ: Hat es in den letzten Jahrzehnten eine Öl-Katastrophe auf dem Bodensee gegeben?

Schindele: In den vergangenen 30 Jahren nicht. Es gibt aber immer wieder Ölalarme. Meist werden dann geringe Mengen Öl aus den Zuflüssen Richtung See getragen. Auf dem See selber kommt es ab und an vor, dass an einem Schiff eine Leitung platzt und geringen Mengen Öl austreten – vielleicht mal fünf Liter. Desöfteren gibt es aber auch Fehlalarme. So sehen Spaziergänger am Ufer einen öligen Film und denken an eine Verschmutzung. Meist handelt es sich dann aber um natürlich Prozesse – etwa absterbenden Algen.

 (Schwäbische Zeitung v. 30.03.09)

 

Kiesbagger am See verliert Hydrauliköl

Schon vor dem großen internationalen Ölalarm am Samstag hat es bereits am Freitagnachmittag einen kleineren Ölunfall am Vorarlberger Ufer gegeben: Im Mündungsbereich des Neuen Rheins ist ein Hydraulikschlauch eines Kiesbaggers gerissen, so dass etwa fünf Liter Hydrauliköl in den Bodensee geflossen sind und dort einen zwei mal zwei Meter großen Ölfilm verursachten.

Vorarlberger Feuerwehrleute banden das Öl mit einem Spezialmittel, wobei es sich laut Polizeibericht allerdings um ein biologisch abbaubares Spezialöl gehandelt habe. Deswegen habe für den Bodensee zu keiner Zeit Gefahr bestanden.

(Lindauer Zeitung v. 30.03.09)

 

Ölfilm bei der Rheinmündung

Ein größerer Ölfilm wurde am Freitag, gegen 15.55 Uhr, vor der Rheinmündung bei Bregenz entdeckt, wie die Seepolizei von Hard mitteilt.

Im Mündungsbereich des Neuen Rheins konnte ein 200 mal 200 Meter großer Ölfilm festgestellt werden. Bei Kiesgewinnungsarbeiten im Flussverlauf war der Hydraulikschlauch eines Baggers gerissen. Dabei waren rund fünf Liter Hydrauliköl ausgelaufen. Da bei Flussbauarbeiten biologisch abbaubares Öl vorgeschrieben ist, bestand keinerlei Beeinträchtigung des Gewässers, wie die Seepolizei weiter mitteilt. Der Ölfilm wurde von der Feuerwehr mit Bioversal gebunden. Die Feuerwehr war mit zwei Booten und zehn Mann zum Einsatz ausgerückt.

(Südkurier v. 30.03.09)

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