Fahrrinne birgt Diskussionsstoff

Für Jörg Handreke, Geschäftsführer der Katamaran-Reederei, gibt es einen „dringenden Handlungsbedarf“ dafür, dass die Einfahrt in den Hafen von Friedrichshafen ausgebaggert wird. Diese Aussage steht in Zusammenhang mit einem Vorfall in der vergangenen Woche.

Der Katamaran Fridolin war an der Hafeneinfahrt auf Grund gelaufen (wir berichteten). Nach mehreren Stunden konnte er freigeschleppt werden, Schäden am Schiff wurden nicht festgestellt. „Wir haben Glück gehabt“, sagte Jörg Handreke.

Dennoch nimmt er den Vorfall zum Anlass, nochmals an das Land zu appellieren, die Fahrrinne vor dem Hafen ausbaggern zu lassen. In diesem Zusammenhang wies er auf den Fähr- wie den weiteren Schiffsverkehr hin. Die Fähre hat einen viel größeren Tiefgang als der Katamaran. Bei einem Unfall mit einer Fähre bestehe die Gefahr, dass auslaufendes Hydrauliköl den See verschmutze, so der Reederei-Chef.

Die Bodensee Schiffsbetriebe ließen 2005 den Hafen ausbaggern. Doch vor der Hafenmauer ist das Land zuständig. Und bisher sei keine Bereitschaft gezeigt worden, die Fahrrinne in Richtung Hafen vertiefen zu lassen. Im Nachbarland Schweiz sei es leichter, für die Schifffahrt baggern zu lassen – wie jüngst in Kreuzlingen geschehen. Nach dem Vorfall mit dem Katamaran werde er einen neuen Vorstoß unternehmen, dass auch die Fahrrinne zum Friedrichshafener Hafen ausgebaggert werde. Nach Einschätzung von Handreke sind auch die Renaturierungsmaßnahmen an nahe liegenden Abschnitten des Bodenseeufers dafür verantwortlich, dass zusätzlicher Sand in die Fahrrinne geschwemmt wird.

Eberhard Klein vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Konstanz hält die Kritik an Ausbaggerungen aufrecht, die er, Thomas Lang (Angelsportverein Konstanz) und Thomas Schaefer (BUND) auf dieser Seite am 21. Mai geäußert hatten. Ohne diesen speziellen Fall bis ins letzte Detail zu kennen, wirft er aus Sicht des Naturschutzes die Frage auf, ob die Fahrtrouten richtig gewählt sind, wenn sie durch Flachwasserzonen führen. Das momentane Niedrigwasser sei zwar eine besondere Situation, aber: „Im Zuge des Klimawandels müssen wir uns an solche Wasserstände gewöhnen. Das Ausbaggern von Flachwasserzonen würde auf Dauer nur zu einer Reihe künstlicher Hafenbecken führen.“ Klein befürchtet eine Salamitaktik zu Lasten des Lebensraums Flachwasserzone, wenn jetzt vor Friedrichshafen ausgebaggert wird. Auch er erwähnt den größeren Tiefgang der Fähren, aber unter dem Gesichtspunkt, ob solche Schiffskonstruktionen der Situation des Bodensees angemessen seien.

(Manfred Dieterle-Jöchle und Michael Buchholz/Südkurier v. 01.06.11)

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