Wind und Welle verbauen sicheren Hafen

Hafenbecken und Fahrrinne vor Friedrichshafen droht die Verlandung

Er ist Dreh- und Angelpunkt für die Schifffahrt am Obersee: der Hafen in Friedrichshafen. Den sprichwörtlich sicheren Hafen anzulaufen, wird für die Kapitäne von Fähren und Fahrgastschiffen der „Weißen Flotte“ freilich immer schwieriger. Vor allem dann, wenn der Wind bläst, vor dem Hafen mit seinem eh schon großen Flachwasser entsprechende Welle steht: Die Hafeneinfahrt verlandet mehr und mehr. Die Fahrrinne Richtung Landungsbrücken wird nicht nur enger, sie hat öfters auch nicht mehr die notwendige Tiefe.

Derzeit, bei dem vielen Wasser im See, liegt für die einlaufenden Schiffe alles im grünen Bereich: Der Pegel steht bei satten 4,50 Meter. Da findet sich genügend Wasser unter dem Kiel, den empfindlichen Ruderanlagen und Schiffsantrieben. „Wenn wir aber unter einem Pegelstand von vier Meter liegen, dann wird es problematisch“, meint einer, der den Hafen und seine Bedingungen wie seine Westentasche kennt: Frank Weber. Er ist oberster Chef des Schiffs- und Hafenbetriebs der Bodensee Schifffahrtsbetriebe (BSB) in Friedrichshafen.

Weber weiß, dass durch die Probleme vor dem Hafen die Bodenseeschifffahrt besonders bei viel Wind und Wellen „stark eingeschränkt wird“. „Die Erreichbarkeit ist nicht mehr so wie früher“, sagt Weber gegenüber der SZ und verweist darauf, „dass inzwischen auch Kapitäne an Friedrichshafen vorbeifahren“. Notgedrungen. Wenig Wasser unter dem Schiff und Wellengang, die Gefahr, dass das stampfende wie schlingernde Schiff auf dem Boden aufschlägt, Ruder und Maschinenanlage in Mitleidenschaft gezogen werden, das Risiko einer Havarie ist manchmal einfach zu groß. Dass dann Schiffsbegegnungen im Hafenbereich tabu sind, versteht sich von selbst. Da am Ruder auch immer Menschen stehen, „die derzeitige Situation toleriert keine Fehler mehr“, erklärt der Häfler Hafenchef mit Blick auf mögliche Unfälle.

Die Schiffseigner in Konstanz beziehungsweise die Besitzer der Hafenanlagen am deutschen Seeufer, die Bodenseehafengesellschaft der Konstanzer Stadtwerke, wissen um das Problem. Ausbaggern ist angesagt. Wer aber ist zuständig, vor allem aber, wer soll das bezahlen? Darüber scheiden sich die Geister. Zumindest aber wird nach Lösungen gesucht. BSB-Chef Konrad Frommer hat jedenfalls Hilfe des Landes eingefordert. Weil es sich ja um öffentliche Wasserfläche handelt.

Nach Worten von Frank Weber geht es um finanzielle Größenordnungen von rund 700 000 Euro. Das freilich sind „Schätzungen“, weil Ausschreibungen ja noch keine erfolgt sind. Auch deshalb kann von einem Zeitplan einer möglichen Baggeraktion vor Friedrichshafen noch keine Rede sein. Bevor Zuständigkeit außerhalb der Hafenanlagen von Regierungspräsidium Freiburg und dem Land nicht geklärt sind, kann es auch keine Lösung für ein anderes Problem geben: Weil das Hafenbecken tiefer ist, wie die Hafeneinfahrt und der davorliegende Seeboden, läuft der Schlamm ins Hafenbecken. Auch das verlandet so immer mehr. Also muss auch dort ein Bagger her. „Wir können aber innen erst dann etwas tun, wenn die Situation draußen gelöst ist“, meint Frank Weber. Apropos Hafenausbaggerung: Das geschah letztmals 2004/2005. Bezahlt haben die Rechnung die BSB und die Katamaran-Reederei. Damals ist es immerhin um rund 716 000 Euro gegangen, wie Frank Weber erzählt.

Der Hafen mit der Kulisse von „Kiesel“ und Bauhaus-Architektur des Zeppelin Museum ist nicht nur Heimarthafen der „Graf Zeppelin“, der „Lindau“, der Fähre „Friedrichshafen“ und teils auch der „Euregia“, er ist auch viel frequentiert. Frank Weber zählt für einen durchschnittlichen Tag in der Saison auf: 30 Ein- und Ausfahrten von Fahrgastschiffen und 16 Fährbewegungen, Und schließlich gibt’s auch noch 28 Ablege- und Anlegemanöver der Katamarane. Auch für letztere ist die schmale und wenig tiefe Fahrrinne in den sicheren Hafen problematisch. Frank Weber: „Die könnten bei Wind und Welle draußen noch verkehren, zwischen Hafeneinfahrt und Läutwerk aber wird es eng.“ Manchmal zu eng. „Was nichts anderes als Einschränkung des Kat-Verkehrs bedeutet.“

(Alexander Mayer/Schwäbische Zeitung v. 06.06.13)

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