BSB planen komplett neue Flotte

Schiffe werden in nächsten 30 Jahren erneuert - Angebot im Winter wird ausgeweitet

Jörg Handreke wagt den großen Wurf: Der neue Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) will die gesamte Flotte in den nächsten 30 Jahren erneuern. Es werden "edlere Schiffe" mit ganz neuen Elementen sein. Das erste soll ab Mai kommenden Jahres fahren. Es wird eine europaweite Ausschreibung geben, die Kosten für das Schiff stehen daher noch nicht fest. Der Beirat der GmbH, eine Tochter der Stadtwerke Konstanz , hat dem Konzept bereits zugestimmt. Das Angebot soll ebenfalls ausgeweitet werden. So will man künftig vermehrt Schulen oder Firmen ansprechen. "Wir wollen die Schiffe auch stärker im Winter fahren lassen", sagte er im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Jörg Handreke ist seit Oktober vergangenen Jahres Technischer Geschäftsführer der BSB. Er arbeitete in den vergangenen Monaten die neue "Flotten-Strategie" aus. Der Beirat habe sie begrüßt. Wie hoch die Investitionen sein werden, sagte der 47-Jährige nicht. "Aber wir sind uns sicher, dass wir das aus eigener Kraft schaffen." Man werde eine Bilanz im schwarzen Bereich vorlegen. Er geht davon aus, dass sich die Geschäfte weiter positiv entwickeln. "Wir sind im Wachsen." Die Bodenseeregion habe noch ungenutzte Potenziale: Mit ihrem mediterranen Ambiente werde sie in Zukunft noch beliebter. Den Menschen, die Erholung suchen, müsse man ein attraktives Angebot machen.

Mit einer besseren Auslastung der Schiffe soll die Erneuerung der Flotte refinanziert werden. Neben dem Kerngeschäft der Kursschifffahrt will man daher den Bereich Sonder- und Charterfahrten ausbauen. Ziel sei es, die Schiffe möglichst jeden Tag fahren zu lassen. Die neuen Schiffe sollen winterfest werden. Großes Potenzial sieht man bei Firmen. "Präsentationsfahrten für Firmenkunden finden nicht zwingend in der Hoch-Urlaubssaison statt", sagte der BSB-Chef. Für Veranstaltungen wird es ein "Galerieschiff" mit einer großen Dachöffnung geben. Es soll Raum für größere Veranstaltungen bieten, wie Modeschauen. Für Tagungen und Seminare wird eine große Medienwand auf dem Schiff angeboten. Die BSB wollen verstärkt Familien und junge Menschen als Kunden gewinnen. So ist daran gedacht, zusammen mit Partnern, wie dem Sea-Life-Center, Schulen anzusprechen. Eine weitere Idee sind Spielecken auf den Schiffen.

Die Weiße Flotte mit ihren 12 Fahrgast-Schiffen hat mittlerweile ein Durchschnittsalter von 45 Jahren. Sie lediglich aufzufrischen, mache auf Dauer keinen Sinn, sagte Handreke. Durch veraltete Technik und hohen Verbrauch seien die Fixkosten höher als bei neuen Schiffen. Allenfalls die "Graf Zeppelin" (Baujahr 1989) und die "Königin Katharina" (Baujahr 1994) könnten über 2045 hinaus fahren. Die Weiße Flotte soll auch weiß bleiben, "aber wir werden hier und da für einen Farbtupfer sorgen". Das konservative Erscheinungsbild solle aufpoliert werden.

Bei der Kursschifffahrt wolle man verstärkt mit den Partnern von der VSU (Vereinigte Schifffahrtsunternehmen für Bodensee und Rhein) zusammenarbeiten. Jörg Handreke: "Der Fahrplan wird auch auf den Prüfstand gestellt." So gebe es Sorgenkinder bei den Kurslinien. Man werde mögliche Änderungen für 2006 beraten. Den Katamaran sieht er nicht als Konkurrenz, da er als Schnellverbindung und nicht als Erlebnisfahrt konzipiert sei.

Die BSB wollen zudem die Kosten des Betriebs senken. "Wir sehen hier Potenzial." Da es bei den Stadtwerken mehrere Schifffahrts-Aktivitäten gibt, seien Möglichkeiten für Synergien vorhanden, sagte Handreke. Es gebe keinen konkreten Anlass, über Personalabbau nachzudenken. Da neue Schiffe weniger Personal brauchen, könne es in den nächsten 30 Jahren allerdings Veränderungen geben. Mit den rund 150 festen Mitarbeitern habe man aber schlanke Strukturen

(Südkurier v. 24.02.05)

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