Kur für Technik und Ambiente


Die beachtliche Summe von einer halben Million Euro investieren die Konstanzer Stadtwerke in ihr Fährschiff "Kreuzlingen", das zwischen der Konzilstadt und Meersburg verkehrt. Auf der Bodan-Werft in Kressbronn erhält die Fähre eine gründliche "Gesundheits- und Verschönerungskur".

Lothar Pallmer von den Stadtwerken ist zuständig für die Landrevision der "Kreuzlingen", die Anfang Januar begonnen hat, noch bis Ende Februar laufen soll und mit 200000 Euro veranschlagt ist. Der Elektromeister erläutert: "Selbst die letzte Schraube überprüfen wir. Falls nötig, wird sie erneuert, dazu gehören weiter die komplette Verkabelung und die Schaltanlagen. Das Schiff erhält außerdem neue Elektromotoren von der Dessauer Maschinenfabrik, das sind kleine Kraftpakete, ebenso wie die Voith-Getriebe. Nicht zuletzt sind auch neue Toiletten vorgesehen."
 
Kurz vor Ostern solle die "Kreuzlingen" wieder nach den üblichen Tests und Erprobungen in Dienst gestellt werden. Bereits von November 2004 bis Januar 2005 sei sie mit einem Kostenaufwand von 1,55 Millionen Euro überholt worden. So wurden damals die Antriebsmotoren von MTU für 1,25 Millionen Euro eingebaut, ferner habe man 300000 Euro für verschiedene Ausbesserungen und einen Neuanstrich verwendet, weiß Silke Rockenstein, Pressesprecherin der Stadtwerke und der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB).

"Die Gäste sollen sich an Bord wie auf einem großen Segelschiff fühlen, darauf haben wir das gesamte Ambiente ausgerichtet", berichtet Peter Rohde, Freier Architekt bei der Planer-Gruppe Beck, Braunger in Markdorf. Die Gruppe hat von den Stadtwerken den Auftrag erhalten, für über 300.000 Euro die Inneneinrichtung zu modernisieren.
 
Der Fahrgastraum sei völlig entkernt worden und habe ein völlig anderes, gemütlicheres Innenleben bekommen und eine lange, offene Bar mit vielen lauschigen Sitzecken. Rohde: "Ich selbst bin Pendler zwischen Konstanz und Markdorf und glaube somit zu wissen, was sich die Passagiere wünschen". Erstmals werde auf einem Fährschiff der Stadtwerke eine Lichtdecke installiert, die Beleuchtung sei punktiert und konzentriert nur auf Tische und Bar ausgerichtet. Insgesamt könne man von einer leicht italienisch angehauchten Ausstattung sprechen: "Das wird bestimmt gut bei den Leuten ankommen", meint der Innenarchitekt.

Die "Kreuzlingen"

Das Schiff wurde am 4. Juli 1993 in Dienst gestellt. Es ist 68 Meter lang und 13,40 Meter breit, hat einen Tiefgang beladen von 1,98 Metern und kann eine Zuladung von 230 Tonnen aufnehmen. Die höchstzulässige Personenzahl liegt bei 700. In der "Kreuzlingen" finden 54 Autos Platz. Angetrieben wird sie von vier MTU-12-V-2000 Motoren. Seit 1993 bis jetzt hat das Schiff rund 200.000 Mal die Strecke zwischen Konstanz und Meersburg zurückgelegt.


(Volker Geiling/Südkurier v. 13.02.07)

 

Die "Kreuzlingen" bekommt Freizeitflair verpasst

Die Stadtwerke Konstanz setzen die Modernisierung ihrer Flotte fort . Auf der Kressbronner Bodanwerft werden derzeit eine halbe Million Euro in die Motorfähre "Kreuzlingen" investiert . Vor allem die Attraktivität soll gesteigert werden .

Seit Dezember liegt das Fährschiff zur Landrevision in Kressbronn . Tatsächlich wird die "Kreuzlingen" - wenn sie an Ostern zwischen Konstanz und Meersburg wieder ihren Dienst aufnimmt - in ihrem Inneren nicht mehr wieder zu erkennen sein . Für allein 300 000 Euro wird die bisherige Einrichtung herausgerissen, erhält der Gastbereich nach den Vorstellungen der Markdorfer Planergruppe Beck-Braunger eine lange Baranlage, wird die Küchenanlage komplett verändert, soll selbst das Küchenpersonal künftig von jedem Platz aus nach draußen schauen können, bekommt das 1993 in Dienst gestellte Fährschiff ein regelrechtes "Freizeitflair" verpasst, wie Innenarchitekt Peter Rohde, der schon den Fähren "Tabòr" und "Fritz Arnold" seine innere Handschrift übertrug, auf der "Baustelle Kreuzlingen" sagte . Der Gastbereich soll dann keinen Kantinen-Eindruck mehr zulassen .

Gemütlich und praktikabel

Die gesamte Inneneinrichtung wird dem Thema Schiff untergeordnet: Weiß wie Segel, Makassarbraun das Holzdekor als Anmutung zu Schweizer Edelmotoren (Rivaboote), Lederpolster in Jaguar-Grün, mit dem elegant und unaufdringlich Vergleiche zum Seewasser hergestellt werden sollen, sowie der Fußboden in "Amtico Teakoptik", der dem eines Schiffsbodens gleicht . Die punktierte Beleuchtung ist nur auf Tische und Bar ausgerichtet, in der Materialauswahl wurde Wert auf Harmonie gelegt, um die kurze Überfahrt auf der Nichtraucherfähre so gemütlich und praktikabel als möglich zu gestalten .

Vor so viel zu erwartendem inneren Glanz treten die technischen Verbesserungen fast in den Hintergrund . Dabei sind diese höher angesiedelt als bei normalen Überholungen . Elektromeister Lothar Pallmer von den Konstanzer Stadtwerken nahm gestern zwei Voith-Getriebe in Empfang, vier alte Elektromotoren wurden durch zwei größere mit minimal höherer Leistung ersetzt . Mit diesen Antrieben ist man jetzt kompatibel zur "Tabòr" . Überraschend massive Probleme gibt es mit dem Rost . Der wird jetzt in den einzelnen Schotten entfernt . Der Grund könnte schlechter Stahl sein . Komplett erneuert werden die Toiletten und die elektrischen Schaltschränke, neu verlegt werden Stromkabel .

(Schwäbische Zeitung v. 13.02.07)

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