Das größte Fährschiff auf dem See heißt "Tábor"

Das mit 72 Metern Länge größte und mit 8,9 Millionen Euro Baukosten teuerste Fährschiff auf dem Bodensee ist am Samstag auf den Namen "Tábor" getauft worden. Damit würdigen die Stadtwerke Konstanz ihre tschechische Partnerstadt und die Beziehungen zum neuen Mitgliedsland in der Europäischen Union.

Das transparente Design mit 780 Quadratmetern Glasfläche und die einer Brücke ähnelnden Bögen der seitlichen Stahlträgerkonstruktionen sind die weithin sichtbaren Kennzeichen der als "Kunstwerk geplanten" und in der Bodan-Werft in Kressbronn in 15 Monaten gebauten, zwölften Fähre der Konstanzer Stadtwerke. Das Schiff kann künftig 400 Tonnen Gewicht - also 60 Autos und 700 Personen - aufnehmen und mit 22,5 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit über den See bringen. Fast doppelt so viel, wie die anderen Fährschiffe der Flotte, von denen die in den 50er-Jahren gebaute "Thurgau" und "Hegau" jedoch in den nächsten Wochen ausgemustert werden sollen.

Auftrag, Mission und Beitrag

Der Name "Tábor" sei Auftrag, Mission und Beitrag zur Europäischen Integration. Das Schiff solle die Menschen am See und in der ganzen Welt verbinden, sagte Iva Dedicova, Gattin des Oberbürgermeisters der tschechischen Stadt Tábor, in ihrem Taufspruch und zerschmetterte die mit Konstanzer Sekt gefüllte Flasche mitten auf der Route zwischen Konstanz und Meersburg am Bug der neuen Fähre. Sofort ertönten die Sirenen der umliegenden vier Fährschiffe, mit denen am Samstagmittag mehrere tausend Zuschauer und Gäste auf den See gebracht wurden.

Der seit 1928 bestehende "viertelstündige Brückenschlag" sei für den Verkehr und die Mobilität der Menschen um den Bodensee von großer Bedeutung. Heute befördere die meist frequentierte Binnenverkehrslinie Europas mit jährlich über 5 Millionen Passagieren und 2,2 Millionen Fahrzeugen einen Großteil des Wirtschafts- und Pendlerverkehr zwischen Konstanz, dem angrenzenden schweizerischen Kanton Thurgau und dem nördlichen Seeufer. Gleichzeitig sei sie ein wichtiges Bindeglied für den öffentlichen Personennahverkehr am See, betonte der Konstanzer Oberbürgermeister Horst Frank. "Wir wollen eine Brücke schlagen und so zeigen, dass der See verbindend und nicht trennend ist." Stadtwerke-Direktor Kuno Werner sagte, dass das Schiff Teil eines Gesamtkonzeptes "Fähre 2000" sei, mit dem man, wie der Fähre-Initiator, der ehemalige Konstanzer Bürgermeister Fritz Arnold mit der Aufnahme des Betriebes am 30. September 1928 auch, Neuland betrete. Als nächstes würden die Hafenanlagen neu gestaltet. Zudem komme die für 2005 geplante Katamaran-Verbindung zwischen den Städten Konstanz und Meersburg hinzu.

Ein Stück Umweltschutz

Für Landes-Verkehrsminister Ulrich Müller sind die "Tábor" und ihre fünf Partnerschiffe auch ein Stück Umweltschutz auf dem größten Trinkwasserspeicher Europas. Dank ihnen werden jährlich neun Millionen Liter Treibstoff gespart, den Autos und Lastwägen auf dem Weg um den See verbrauchen würden. Und die "Tábor" sei Zeugnis regionaler Wirtschaftskraft und europäischer Kooperation. Sie wurde von der Bodan-Werft binnen 15 Monaten zusammengebaut. Den Rumpf lieferte die polnische Finnomar-Werft in Stettin. Insgesamt hatten 150 Firmen dabei mitgewirkt. "Die Fährschiffe sind die Buslinien des Bodensees", so Müller, der sich freute, dass für den Fähreneubau keinerlei Landesmittel verwendet worden seien. Die Stadtwerke Konstanz seien dank des Kaufs der Bodensee-Schiffsbetriebe die leistungsfähigste und lukrativste Binnenschifffahrtsgesellschaft Mitteleuropas und biete ein Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs, das besser sei als das der Landeshauptstadt.

(Schwäbische Zeitung v. 17.05.04)  

Tabor ist die Grösste

8,9 Millionen Euro teuer Fähre getauft

Sie ist mit 72 Metern die grösste Fähre auf dem Bodensee. Ab Mitte Juni soll «Tabor» in Betrieb genommen werden.

Die Bodensee-Autofähre verbindet Konstanz seit Samstag nicht mehr nur mit Meersburg, sondern auch mit dem tschechischen Tabor: Ina Dedic, Frau des Taborer Oberbürgermeisters, ließ vor hunderten Festgästen eine Sektflasche aus der Spitalkellerei an der Bordwand des neuen Fährschiffes zerschellen. Die bislang verhüllten Namensschilder sind seither zu sehen: Das Fährschiff Nummer zwölf heißt «Tabor». Dedic und Oberbürgermeister Horst Frank würdigten die neue Fähre und ihren Namen als Zeichen der Freundschaft beider Städte, die seit 20 Jahren Städtepartner sind. Die 72 Meter lange Tabor ist das modernste und größte Schiff auf dem See. Sie geht voraussichtlich Mitte Juni in den Liniendienst. Zuvor führt die Mannschaft Test- und Übungsfahrten durch.

Schiffsglocke aus Tschechien

Um 14 Uhr ließ Schiffsführer Gerhard Fritsche die 2700 PS starken MTU-Motoren für die erste offizielle Fahrt an. Drei weitere Fähren bildeten mit ihr auf halber Strecke zwischen Konstanz und Meersburg einen Stern. Fahnenschwinger, Musikvereine und Chöre unterhielten die Fahrgäste. Dedic schenkte den Stadtwerken zur Taufe eine Schiffsglocke. Stadtwerke-Direktor Kuno Werner und Oberbürgermeister Frank nutzten die Feier ebenso wie der baden-württembergische Verkehrsminister Ulrich Müller für einen Hinweis auf den Katamaran, der nächstes Jahr Fahrt aufnehmen soll.

Unter einem Dach

Die Tabor ist die zwölfte Fähre in der Geschichte der Stadtwerke. Gebaut hat das 8,9 Millionen Euro teure Schiff die Bodan-Werft in Kressbronn, gemeinsam mit 150 anderen Firmen. Erstmals hat die Fähre kein Zwischendeck mehr. Die Toiletten sind im Unterdeck eingelassen. Gastronomie und Aufenthaltsraum sind somit eins geworden.

(St. Galler Tagblatt v. 17.05.04)

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