Ein Schiff der Superlative für den Bodensee

Die Stunden für die "Euregia" als größtes Schiff auf dem Bodensee sind gezählt: Für insgesamt 8,6 Millionen Euro wird derzeit ein noch größeres Schiff in der Bodan-Werft in Kressbronn gebaut. Ab Mai kommenden Jahres soll die behindertengerecht gebaute "schwimmende Brücke" Passagiere, Autos und Lastwagen von Meersburg nach Konstanz und von Konstanz nach Meersburg schippern.

Lang, modern, transparent und extrem belastbar: So könnte man das zwölfte Schiff der Stadtwerke Konstanz beschreiben, das in 70  000 Arbeitsstunden gebaut wird. 72 Meter wird die "schwimmende Brücke" messen und damit zwölf Meter länger sein als die "Euregia", 13,4 Meter breit sein, leer einen Tiefgang von 1,60 Metern, beladen einen von 2,15 Metern haben. Sie fasst 700 Passagiere, die Zuladung wird mit rund 400 Tonnen angegeben, bei 60 Prozent Zuladung bringt es die Fähre auf eine Stundengeschwindigkeit von 21 Kilometer.

Für so viel Schiff braucht es ganz besondere Anstrengungen: Der Rumpf wurde bei der Stettiner Werft "Finumar", also in Polen, gebaut und besteht aus bis zu zwölf Meter langen Teilen, die auf insgesamt 26 Lastwagen an den Bodensee nach Kressbronn gekarrt wurden. Weil nicht einmal die größte Halle der Bodan-Werft das komplette Schiff fassen kann, wurde zunächst die eine Hälfte gebaut und auf einem Slipwagen ein Stück weit nach draußen gezogen. Jetzt steht die zweite Hälfte auf dem Arbeitsplan. Sobald der Rohbau fertig ist - das soll Ende November der Fall sein - werden die acht Polen, die derzeit am Schiff mitbauen, in ihre Heimat zurückkehren.

Schiffsbauingenieur Rainnard Melde von "Germanischer Lloyd" hat in Kressbronn die Bauaufsicht. "In gefährlichen Bereichen haben wir den Rumpf verstärkt. Doch das ist nichts Besonderes", beruhigt er.

Ende Februar, Anfang März soll das neue Schiff vom Stapel laufen, und weil darauf 60 Autos Platz haben - das sind doppelt so viele wie auf der "Thurgau" und der "Hegau" - wird dadurch eine Schiffsbesatzung überflüssig. Die soll, so die Planung der Stadtwerke, auf dem neuen Katamaran eingesetzt werden. Vom 6. Oktober bis 14. März sollen die insgesamt vier Brückenköpfe so umgebaut werden, dass Zu- und Abgang des Autoverkehrs und der Passagiere parallel über die Bühne gehen. Was bedeutet: Ab 6. Oktober stehen dann zwar nur zwei Brückenköpfe zur Verfügung. Dafür sind die Wartezeiten nach Abschluss der Bauarbeiten deutlich geringer. Was wiederum den Katamaran-Gegnern Auftrieb geben könnte: Dann nämlich verkehren die Fähren im Viertel-Stunden-Takt, und der Städteschnellbus zwischen Friedrichshafen und Meersburg wird wohl ganz ohne Verspätung ans Ziel kommen.

(Schwäbische Zeitung v. 27.09.03)

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