Schifffahrt als Lebensnerv am See

Einen spannenden Blick in die Vergangenheit vermittelt eine Ausstellung zur Entwicklung der Bodenseeschifffahrt im Alten Zollhaus. In den Eröffnungsreferaten trafen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander.

Ein Museum soll sowohl die Vergangenheit beleuchten als auch die Gegenwart einbeziehen, forderte Ortshistoriker Max Tobler anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung im Ortsmuseum, die die Entwicklung der Bodenseeschifffahrt aus Sicht des deutschen Ufers zeigt. Durch die Fährverbindung seien Friedrichshafen und Romanshorn schicksalhaft verbunden. Im Zeichen internationaler Zusammenarbeit habe die Begegnung zwischen Menschen und Kulturen am Bodensee an Bedeutung zugenommen.

Kurzer Höhenflug

Als «Vater der Ausstellung», die bereits in Friedrichshafen und Kreuzlingen gezeigt wurde, schilderte der Friedrichshafener Stadtarchivar Jürgen Oellers die wichtigsten Schritte vom Übergang der Lastsegelschifffahrt zur Dampfschifffahrt, die nach einem kurzen Höhenflug bereits Ende des 19. Jahrhunderts von neuen Technologien abgelöst wurde.

Von der Jungfernfahrt der «Stefanie», die 1818 mit einer winzigen Maschine nach Meersburg dampfte und per Muskelkraft in den Heimathafen zurückgerudert werden musste, bis zu den stattlichen Trajektzügen, die neben Eisenbahnwagen ab 1929 auch Autos von Ufer zu Ufer beförderten, schlug der Referent den Bogen zum frühzeitigen Ende dieser Entwicklung in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

Völkerverbindender See

Ohne die Zusammenarbeit der Bodensee-Anrainerstaaten wäre diese Entwicklung kaum möglich gewesen, betonte der Referent wiederholt. Trotz schicksalhafter Auseinanderentwicklung in Kriegszeiten sei es immer wieder gelungen, mit gemeinsamen Projekten die völkerverbindende Funktion des Bodensees zu nutzen. Auch wenn der Bodensee seine Bedeutung als Transportweg weitgehend verloren habe, sei die Verbindung durch die Entwicklung der Personenschifffahrt vielleicht noch intensiver geworden. Die Kontakte zwischen Friedrichshafen und Romanshorn seien ein überzeugender Beweis.

Die Personenschifffahrt war dann auch das Stichwort für den Amriswiler Unternehmer Hermann Hess, der gemeinsam mit weiteren Investoren aus Österreich und der Schweiz die «feindliche» Übernahme der Schweizer Bodenseeschifffahrt verhindert hat. Als Verwaltungsratspräsident der SBS ging er auf die touristische Bedeutung der nationalen Anrainerflotten ein. Nicht das Wasser auf dem See, sondern die Ufer der drei Länder mit ihren verschiedenen Kulturen seien für die positive Entwicklung von Bedeutung.

Stiefkind Oberthurgau

Nachdem sich der Rauch der Übernahmeschlacht verzogen habe, trage die SBS-Flotte in enger Zusammenarbeit auch mit der deutschen Seite mit ihrer Flotte und ihrem internationalen gastronomischen Angebot wesentlich zur Attraktivität der Region bei. Nicht ganz ungeschoren ließ Hess seinen Heimatkanton Thurgau davonkommen. Hier wolle man noch nicht die große Bedeutung des Bodensee-Tourismus erkennen, sondern investiere lieber in die Erhaltung «alter Gemäuer» im Hinterland. Der Kanton St. Gallen habe mit seinen großzügigen Investitionen in Rorschach gezeigt, wie man die Attraktivität der Schweizer Häfen erhöhen könne.

Die SBS werde im Oberthurgau mit gutem Beispiel vorangehen und bereits im Januar mit dem Bau von 70 neuen großzügigen Liegeplätzen in Romanshorn beginnen und auch den Ausbau ihrer Infrastruktur vorantreiben.

(Alois Degenhardt/St. Galler Tagblatt v. 24.11.08)

Bis Februar zu besichtigen

Die Ausstellung «Bodenseeschifffahrt aus Friedrichshafener Sicht» ist bis Ende Februar 2009 jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet und befindet sich im Ortsmuseum im alten Zollhaus am Romanshorner Hafen. Die spannende Dokumentation ist bei freiem Eintritt zu besichtigen.

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