Klassikwelt: Reinhard Kloser präsentiert
restauriertes Dampfboot „Duchess of Argyll“

Auf der Klassikwelt Bodensee (23. bis 25. Mai) stellt der Restaurator und ehemalige Kapitän der „Hohentwiel“ seine neues Projekt vor: die „Duchess of Argyll“. Die Oldtimer-Messe lockt mit vielen weiteren Attraktionen.

Der Mahagoni-Rumpf glänzt, die Messing-Armaturen reflektieren den Blitz der Fotoapparate. Stolz posiert Reinhard Kloser vor der „Duchess of Argyll“. Er genießt die Aufmerksamkeit sichtlich. Endlich kann er das 130 Jahre alte Dampfboot präsentieren. Nach zweieinhalb Jahren und 4800 Arbeitsstunden, die Kloser und seine beiden Mitstreiter, Hubert Hartmann und Erich Hoop, in die Restaurierung investiert haben, wird das rund 14 Meter lange und 4,5 Tonnen schwere Schiff bei der Klassikwelt Bodensee der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Oldtimer-Messe bietet hiefür den perfekten Rahmen. Kaum ein Ausstellungsstück kann auf eine so bewegte Geschichte zurückblicken, wie die „Duchess of Argyll“. 1883 im Auftrag eines englischen Adelshauses gebaut, wechselte sie mehrfach den Besitzer und kam zeitweise bis nach Amerika. Zuletzt war sie im Besitz eines Uni-Professors aus Windsor, der die Yacht nach England zurückgeholt hatte und im Dezember 2011 zum Kauf anbot. Als Reinhard Kloser das alte Dampfboot im Internet entdeckte, war er auf Anhieb begeistert. „Wenn ich so etwas sehe, beginnt es sofort innerlich zu rumoren“, beschreibt er seine Gefühle. Unverzüglich flog er mit Hartmann und Hoop auf die Insel, um die Yacht im Original in Augenschein zu nehmen. „Der Zustand war lausig“, erzählt er. Trotzdem stand das Schiff drei Tage später in einer Werkstatt in Vorarlberg.

In Tausenden Stunden haben die drei Investoren den Dampfer wieder hergerichtet. Ohne „viel Leidenschaft“, und „die Fähigkeit, das fertige Produkt zu sehen, geht das nicht“, erklärt Kloser. Der gelernte Schiffsingenieur, der mehrfach den Panamakanal und den Suezkanal durchsegelt hat, hat schon bewiesen, dass er über diese Fähigkeit verfügt. Vor 20 Jahren hat Kloser den Schaufelraddampfer „Hohentwiel“ wieder zum schönsten Passagierschiff auf dem Bodensee gemacht und war lange Jahre ihr Kapitän.

Mit viel Liebe zum Detail hat er nun dafür gesorgt, dass die „Duchess of Argyll“ der „Hohentwiel“ bald Konkurrenz macht. „Wir hätten alles auch mit fünf Prozent des Aufwands machen können“, sagt Kloser. „Aber wir wollten den Originalzustand wiederherstellen.“ Die Fertigstellung hat sich deshalb schon mehrfach verschoben. Noch immer ist das Schiff, das von einem Dampfkessel mit Buchenholz angetrieben wird, nicht komplett fertig. „Aber im Sommer geht es auf jeden Fall in Betrieb“, verspricht die „Symbolfigur der Oldtimer-Szene am Bodensee“, wie ihn Wolfgang Köhle, Pressesprecher der Messe, bezeichnet.

Fahren dürfen dann nur die Investoren selbst. Denn verkaufen wollen sie das Boot, dessen Wert Kloser auf eine knappe Million Euro schätzt, nicht. Anders sieht das bei anderen Oldtimern auf der Klassikwelt aus. Der Wechsel des Besitzers ist fester Bestandteil der Messe. Angeboten und ausgestellt werden neben Booten auch historische Fahrzeuge und Flugzeuge. „Wir haben die komplette Dreifaltigkeit der Mobilität“, sagt Messe-Chef Klaus Wellmann, der auf die Vielfalt besonders stolz ist. Kein anderes Messegelände in Deutschland könne mit einem Flughafen und dem Bodensee in direkter Nähe aufwarten.

(Martin Deck/Südkurier v. 19.05.2014)

zurück