Dampfschiff: Traum geht baden

Es hat sich ausgeträumt: Ein Dampfschiff wird wohl nicht auf Untersee und Rhein verkehren. Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein verabschiedet sich von dieser Idee. Sie sei ökonomisch und ökologisch nicht zu vertreten.

Eine Studie bringt das Aus. Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) gab letztes Jahr mit den Kantonen Thurgau und Schaffhausen eine Studie bei der Shiptec aus Luzern, einer Tochter der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee, in Auftrag. Die Shiptec sollte die Machbarkeit eines Dampfschiffes prüfen.

Diese Studie liegt nun vor. Das Resultat: Ein Dampfschiff für die URh ist technisch durchaus möglich. Einen Nachbau des bekannten historischen Dampfschiffs Schaffhausen muss man sich allerdings abschminken. Das sei aufgrund der heutigen Anforderungen und gesetzlichen Bestimmungen nicht möglich. Shiptec empfiehlt eine klassische Dampfmaschine, die mit Erdgas betrieben wird. Solch ein Schiff kostet, so die Studie, mindestens 10,3 Millionen Franken. Wobei davon ausgegangen wird, dass sich eine passende Occasions-Dampfmaschine findet. Ist das nicht der Fall, erhöht sich die Investition um weitere 2 Millionen Franken.

Dampfschiff kommt viel teurer

Das Fazit für die URh: Ein herkömmliches Motorschiff käme viel günstiger, sowohl was die Treibstoff-, Unterhalts- und Personalkosten betrifft. «Mindestens einen Mann brauchen wir bei der Besatzung eines Dampfschiffes mehr», sagt URh-Geschäftsführer Thomas Rist. Denn eine Dampfmaschine müsse wesentlich intensiver betreut werden als ein Motorschiff. Auf letzterem übernimmt der Maschinist auch noch andere Arbeiten. Zudem ist der Energieverbrauch eines Dampfschiffes rund doppelt so hoch wie bei einem Motorschiff.

Der URh-Verwaltungsrat hat nun die Ergebnisse der Studie intensiv beraten und einstimmig beschlossen: Der Bau eines Dampfschiffes soll nicht weiter verfolgt werden. Zwar wäre so ein Dampfschiff auf Untersee und Rhein überaus sympathisch und ein zusätzlicher touristischer Anziehungspunkt, der mehr Gäste in die Region locken würde. Dies würde aber die deutlich höheren Kosten niemals wettmachen.

Kommt einfach nicht in die Tüte

Die URh sei heute schon auf finanzielle Beiträge der öffentlichen Hand angewiesen, heißt es in der Medienmitteilung weiter. Eine Investition von bis 12 Millionen Franken übersteige die Möglichkeiten der URh bei weitem. Aber auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Betrieb sei betriebswirtschaftlich nicht vertretbar. Die URh will dieses unternehmerische Risiko nicht eingehen. Auch aus ökologischer Sicht befürworte sie die Anschaffung nicht. In einer Zeit des Energiesparens ein herkömmliches Schiff durch ein Schiff mit einem doppelt so hohen Energieverbrauch abzulösen, beurteilt der Verwaltungsrat als nicht zeitgemäß.

Bleibt die Politik. Noch ist im Kanton Schaffhausen ein Postulat in dieser Frage hängig. Doch URh-Direktor Walter Herrmann hält es für unwahrscheinlich, dass ein Dampfschiff nach dieser Studie politisch forciert werden könnte.

(Gudrun Enders/St. Galler Tagblatt v. 24.02.12)

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