Klar Schiff für die nächste Saison

Damit die Kursschiffe ab Frühling wieder auf Untersee und Rhein verkehren können, müssen sie im Winter gewartet und überholt werden. Diese Arbeiten koordiniert inzwischen der neue Werftleiter Herbert Rispy.

Zwei Schiffsschrauben liegen auf dem Betonboden unter der «Arenenberg». Das Antriebssystem ist soeben aus der Revision beim Hersteller – der Firma Schottel aus Speyer – zurückgekehrt. «Insgesamt müssen wir 4,5 Tonnen Maschinenteile bewegen», sagt Herbert Rispy. Er leitet seit Oktober die Werft in Langwiesen. Die Werft hat seit rund drei Jahren mehr Bedeutung, seit der Verwaltungsrat entschied, dass die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) nun sämtliche Arbeiten in der eigenen Werft ausführt. Zuvor kamen die Schiffe zu Generalrevisionen nach Kressbronn in die Bodanwerft – bis diese 2011 in Konkurs ging und die «Thurgau» nur knapp rechtzeitig heimkehren konnte.

Damals erhielt Herbert Rispy einen Vorgeschmack auf seine jetzige Funktion. «Die Feuertaufe war dann die Totalrevision der <Schaffhausen> letztes Jahr in unserer Werft», sagt er.

Was für die eigene Werft spricht

Der Entscheid zugunsten der Werft in Langwiesen hat Vorteile: Zum einen arbeiten die eigenen Mitarbeiter laut Rispy günstiger und routinierter als Fachkräfte, die auf dem freien Markt engagiert werden müssten. «Zum anderen sind wir nicht mehr so abhängig vom Pegel», sagt Thomas Rist, Geschäftsführer der URh. Ist der Pegel zu hoch, passen die Schiffe nicht mehr unter der Brücke in Diessenhofen durch, ist er zu niedrig, kann die Strecke zwischen Diessenhofen und Stein am Rhein wegen ihrer Untiefen nicht mehr passiert werden. In beiden Fällen ist es nicht möglich, ein Schiff vom Rhein in den Obersee zu überführen oder umgekehrt.

Der neue Werftleiter, der 46jährige Rispy, ist gelernter Zimmermann, seit acht Jahren bei der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein angestellt und inzwischen ausgebildeter Schiffsführer. Etlichen in der Region ist Rispy auch als langjähriger Salensteiner Gemeinderat bekannt. Seit Herbst koordiniert er nun den Einsatzplan von rund 20 Mitarbeitern. Auch sie haben in der Regel ein Handwerk erlernt. Das ist von Vorteil, wenn die Schiffe überholt werden müssen.

Zurzeit bauen vier Mitarbeiter den Antrieb der «Arenenberg» ein. Mitte Januar soll das Schiff wieder aufs Wasser, denn dann muss die «Munot» in die Werfthalle. «Da müssen wir den Außenanstrich erneuern», sagt Rispy. Auch wenn in diesem Winter keine aufwendige Generalrevision ansteht, haben die Mitarbeiter mit den normalen Wartungsarbeiten genug zu tun. Zudem wollen neue gesetzliche Vorgaben umgesetzt werden. Zum Beispiel müssen inzwischen die Kisten, in denen sich Rettungsmittel wie Schwimmwesten befinden, mit einer Notbeleuchtung ausgerüstet werden. «Da müssen wir sämtliche Schiffe nachrüsten», sagt Rispy.

Im Steuerhaus mitfahren

Aber auch in diesem Jahr werden die Kursschiffe wohl wieder alle pünktlich für den Saisonstart am 5. April parat sein. Mit ihnen werden die Passagiere bis zum 19. Oktober neben den üblichen Kursen auch wieder zu Brunch- und Feuerwerksfahrten aufbrechen. Und wer es ganz genau wissen will, für den bietet die URh seit zwei Jahren eine Fahrt mit dem Kapitän an. Im Steuerhaus erleben diese Passagiere die Brückendurchfahrt bei Diessenhofen mit, sie erfahren vieles über Untiefen und erhalten zum Schluss sogar ein Zertifikat.

(Gudrun Enders/Thurgauer Zeitung v. 09.01.14)

zurück