Zahl der Unfalltoten auf dem Bodensee steigt

Die Zahl der Unfalltoten auf dem Bodensee stieg im vergangenen Jahr auf zwölf. Bei der Zahl der Verletzten gab es indes einen deutlichen Rückgang. Die Unfallstatistik für den Bodensee wurde am Freitag in Friedrichshafen vorgestellt.

Unerwartete Orkanböen, aber auch Föhnlagen im Frühjahr, die einen frühen Start der Tourismussaison am Bodensee begünstigen, sorgen bei den Wasserschutzpolizisten für Adrenalin-Schübe. Während im einen Fall Schiffbrüche zu retten sind, muss im anderen mit den üblichen Folgen der Rushhour vor den großen Seglerhäfen gerechnet werden. „Da geht es zu wie auf der Autobahn“, schilderte Christoph Mandalka von der Wapo-Station in Friedrichshafen. Sie hat die großen Segelhäfen in Langenargen und Kressbronn im Blick. An schönen Segeltagen gibt es nach Beobachtungen der Wapo dort vor allem zwischen 15 und 16 Uhr starken Schiffsverkehr. 

Fünf Tote mehr als 2011

Während es hier, trotz einer deutlichen Zunahme der Zusammenstöße im vergangenen Jahr in den meisten Fällen bei geringen Schäden bleibt, musste die Wapo in 2012 eine traurige Entwicklung registrieren. Von sieben auf zwölf ist die Zahl der Toten gestiegen, die bei Unfällen zu beklagen waren. Sechs Badende starben im vergangenen Jahr. Drei Todesopfer forderten Schiffsunfälle, zwei Insassen eines Ultraleichtflugzeugs stürzten tödlich in der Bregenzer Bucht ab und ein Taucher starb vor Überlingen.

Im letzten Fall steht die Wapo nach wie vor vor einem Rätsel, warum der 24-Jährige ertrunken ist. Denn am Tauchcomputer, mit dem er unterwegs war, wurde kein Defekt gefunden. Möglicherweise habe es bereits vor dem Tauchgang einen Stromausfall gegeben, sagte Gerhard Siebenrock von der Überlinger Wapo. Doch letztendlich beweisen lasse sich das nicht. Da der 24-Jährige keine manuellen Geräte wie etwa einen Tiefmesser bei sich gehabt habe, sei er wohl völlig orientierungslos gewesen. Nach insgesamt zehntägiger Suche hatte der tote Taucher in einer Tiefe von 75 Metern geborgen werden können.

Badetod vor Überlingen noch nicht abschließend geklärt

Von der Staatsanwaltschaft noch nicht abschließend geklärt ist der Badetod einer 66-Jährigen östlich vor der Überlinger Therme. Sie hatte sich in einem Fischernetz verfangen und war ertrunken. Gegen den Fischer wurde ermittelt. Tragisch war in diesem Fall, dass Begleiter, die am Ufer waren, nicht schwimmen konnten. Ein Arzt, der die 66-Jährige barg, war 300 Meter weit entfernt im Wasser gewesen.

Spektakulär war die Bergung des Motorschiffs „München“ vor Überlingen. Im Steuergestänge des Schiffs, das mit 180 Passagieren besetzt war, war ein Bolzen gebrochen und so fuhr die „München“ Karussell. Ein Boot der Wapo nahm das Passagierschiff in Schlepp und brachte es nach Dingelsdorf. Keinem Passagier war etwas geschehen. Es gab jedoch einigen Ärger wegen der Verspätung und verpassten Anschlüssen.

Polizeichef lobt großes Maß an Sicherheit

Karl-Heinz Wolfsturm, Chef der Polizeidirektion Friedrichshafen, bescheinigte den auf dem See verkehrenden Flotten ein großes Maß an Sicherheit. Der im vergangenen Jahr ermittelte Anteil von zwei Prozent an Schiffsunfällen sei im Grunde zu vernachlässigen. „Hier wird mit der notwendigen Sorgfalt und dem richtigen technischen Standard gearbeitet. Dass ist sehr beruhigend“, sagte Wolfsturm.

Er wird voraussichtlich ab Januar 2014 nicht mehr Chef der Wasserschutzpolizisten am Nordufer des Bodensees sein. Denn im Zuge der baden-württembergischen Polizeireform wird die Wasserschutzpolizei eine eigene Einheit und dem in Göppingen angesiedelten Polizeipräsidium Einsatz zugeordnet. Wobei Wolfsturm hinzufügte, dass sich der Wechsel zu Beginn des Jahres 2014 noch verzögern könnte. Unabhängig davon geht Wolfsturm davon aus, dass sich an der bisherigen, guten Zusammenarbeit der Wasserpolizeien rund um den See nichts ändern werde.

(Manfred Dieterle-Jöchle/Südkurier v. 22.02.13)

zurück