Er kennt die Bodensee-Schifffahrt wie kein anderer

Karl F. Fritz, genannt Bodenseekarle, ist ein ausgewiesener Kenner der Bodenseeschifffahrt. Auf der MS Stuttgart stellte er seinen neuen Bildband vor.

Gäbe es den Bodensee und die darauf verkehrende Schifffahrt nicht, er würde sich fühlen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Die Vorstellung seines neuen Bildbandes „Vom Raddampfer zur Weißen Flotte“ fand deshalb selbstverständlich an Bord eines Schiffes der Weißen Flotte, der MS Stuttgart, statt. Der Konstanzer Autor Karl F. Fritz zeichnet darin die Geschichte der Bodenseeschifffahrt von den Anfängen 1824 bis zur Gegenwart nach. Rund 150 teils farbige Abbildungen aus dem BSB-Archiv, privaten Sammlungen und städtischen Archiven erwecken die Entwicklung der Flotte zum Leben. Otmar Egli von der Dampferzeitung aus Luzern findet lobende Worte: „Das Buch ist sowohl für den Schiffsliebhaber als auch für Einsteiger durch seine verständliche Sprache und die vielen tollen Bilder von historischen Raddampfern und modernen Motorschiffen zu empfehlen.“

Fritz' Leidenschaft für den See und insbesondere was sich darauf bewegt, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Bereits als Säugling nahm ihn sein ältester Bruder mit an den Hafen. 1967 wurden zum großen Bedauern von Karl F. Fritz allerdings die letzten Dampfschiffe durch Motorschiffe ersetzt, die es hinsichtlich des Charmes mit ihren Vorgängern kaum aufnehmen können. Seit 1990 verkehrt auf vielfachen Wunsch wieder ein klassischer Schaufelraddampfer, die „Hohentwiel“, auf dem Bodensee. Gefragt nach dem Grund seiner unerschütterlichen Liebe zur Bodenseeschifffahrt muss Fritz, dessen unaufgeregte Art tatsächlich an einen gestandenen Seemann erinnert, nicht lange überlegen: „Schiffe und Eisenbahnen können Menschen verhexen, ihre Opfer stehen schon im Vorschulalter an den Häfen und Bahnsteigen.“ Ganze 100 Jahre müsste es am Stück regnen, bis ein trocken gelegter Bodensee wieder gefüllt wäre, erzählt Fritz an Bord der MS Stuttgart. Auf dem Weg zur ersten Haltestelle in Meersburg posiert er stolz mit seinem Bildband für die Kameras.

Der Autor mehrerer Publikationen zum Thema freut sich sichtlich, noch nie ging es der „Weißen Flotte“ wirtschaftlich so gut wie heute. Insbesondere während der beiden Weltkriege musste die Bodenseeschifffahrt herbe Rückschläge hinnehmen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ließ den aufkommenden Tourismus und damit die finanzielle Grundlage einbrechen. Nach Ende des Krieges und Kaiserreichs kamen die Schiffe in den Besitz der Deutschen Reichsbahn. Erst seit 2003 gehört die Flotte zu den Stadtwerken Konstanz.
Während des Zweiten Weltkriegs stand die Schifffahrt aufgrund von Treibstoffknappheit still, erholte sich in den Jahren des Aufschwungs aber wieder. Heute besitzen die Bodensee-Schiffsbetriebe die größte Binnenschiff-Flotte Mitteleuropas.

Der Bildband „Vom Raddampfer zur Weißen Flotte: Geschichte der Bodenseeschifffahrt“ ist im Sutton Verlag erschienen, hat 95 Seiten und kostet 19,95 Euro. ISBN-Nummer: 978-3-95400-170-5

Zur Person: Karl F. Fritz

Karl F. Fritz, genannt Bodenseekarle, ist 62 Jahre alt und wurde in Konstanz geboren. Fast schon bezeichnend ist sein Sternzeichen Fisch. Während der Seegfrörne 1963 überquerte er als Sechstklässler mit seiner Schulklasse den See von der Reichenau ins Schweizer Mannenbach bei Kreuzlingen. Nach der Schule absolvierte Karl Fritz eine kaufmännische Lehre und ging zur Bundespost. Schon immer hatte er gute Beziehungen zu den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB), für die er heute als Stationswart die Schiffslandestelle Dingelsdorf betreut. 25 Jahre lang war Karl Fritz auch Bordnikolaus bei den BSB. Seine brasilianische Frau lernte er vor einigen Jahren auf der Fähre Konstanz-Meersburg kennen. Der Konstanzer sammelt Baupläne und restauriert alte Schiffsmodelle. Seine erste Veröffentlichung erschien 1989 unter dem Titel „Abenteuer Dampfschifffahrt auf dem Bodensee“. 

(Benjamin Burgard/Südkurier v. 20.07.13)

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